Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Panwellnach Bombay reist man zu Wasser. Ich blieb bei der billigeren Baili, und Herr Brown war so gefällig, mir eine solche zu besorgen, auch gab er mir einen Diener mit. Am 15. März setzte ich meine Reise fort und kam denselben Tag bis Woodgown, einem Dörfchen mit einem der schmutzigsten Bongolo's, in welchem nicht einmal ein Bettgestell stand. 16. März. Cumpuily. Die Gegend von Woodgown bis Cumpully ist die schönste, die ich in Indien gesehen; besonders reizend erschien mir die Aussicht von einem Berge, einige Meilen vor Kundalla! Man steht mitten in einer großen Gebirgswelt: in vielfachen Reihen, in den mannigfaltigsten Formen häufen sich die Berge auf- und nebeneinander und überbieten sich in schönen, originellen Gebilden. Da gibt es mächtige Steinterrassen, abgeplattete Kegel, Aufsätze von Spitzen und Zacken, täuschende Ruinen und Festungswerke, dort vermeint man eine hochgespannte Decke über ein majestätisches Gebäude zu sehen, und da steigt ein riesiger Thurm empor, in gothischem Style gehalten. Der Funnelberg bildet durch seine Feueressen-Gestalt den seltsamsten Punkt für das Auge. Ueber das alles hinaus sieht man eine weite Ebene und an deren Ende den langer sehnten Meeresspiegel. Ein großer Theil der Gebirge ist mit herrlichen grünen Waldungen bedeckt. Ich war so entzückt über die Fülle der Naturschönheiten, daß ich mich zum erstenmale über mein schläfrig, langsam dahin wandelndes Ochsengespann freute. Panwellnach Bombay reist man zu Wasser. Ich blieb bei der billigeren Baili, und Herr Brown war so gefällig, mir eine solche zu besorgen, auch gab er mir einen Diener mit. Am 15. März setzte ich meine Reise fort und kam denselben Tag bis Woodgown, einem Dörfchen mit einem der schmutzigsten Bongolo’s, in welchem nicht einmal ein Bettgestell stand. 16. März. Cumpuily. Die Gegend von Woodgown bis Cumpully ist die schönste, die ich in Indien gesehen; besonders reizend erschien mir die Aussicht von einem Berge, einige Meilen vor Kundalla! Man steht mitten in einer großen Gebirgswelt: in vielfachen Reihen, in den mannigfaltigsten Formen häufen sich die Berge auf- und nebeneinander und überbieten sich in schönen, originellen Gebilden. Da gibt es mächtige Steinterrassen, abgeplattete Kegel, Aufsätze von Spitzen und Zacken, täuschende Ruinen und Festungswerke, dort vermeint man eine hochgespannte Decke über ein majestätisches Gebäude zu sehen, und da steigt ein riesiger Thurm empor, in gothischem Style gehalten. Der Funnelberg bildet durch seine Feueressen-Gestalt den seltsamsten Punkt für das Auge. Ueber das alles hinaus sieht man eine weite Ebene und an deren Ende den langer sehnten Meeresspiegel. Ein großer Theil der Gebirge ist mit herrlichen grünen Waldungen bedeckt. Ich war so entzückt über die Fülle der Naturschönheiten, daß ich mich zum erstenmale über mein schläfrig, langsam dahin wandelndes Ochsengespann freute. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0077" n="69"/><hi rendition="#aq">Panwell</hi>nach <hi rendition="#aq">Bombay</hi> reist man zu Wasser. Ich blieb bei der billigeren Baili, und Herr <hi rendition="#aq">Brown</hi> war so gefällig, mir eine solche zu besorgen, auch gab er mir einen Diener mit.</p> <p>Am 15. März setzte ich meine Reise fort und kam denselben Tag bis <hi rendition="#aq">Woodgown</hi>, einem Dörfchen mit einem der schmutzigsten Bongolo’s, in welchem nicht einmal ein Bettgestell stand.</p> <p>16. März. <hi rendition="#aq">Cumpuily</hi>. Die Gegend von <hi rendition="#aq">Woodgown</hi> bis <hi rendition="#aq">Cumpully</hi> ist die schönste, die ich in Indien gesehen; besonders reizend erschien mir die Aussicht von einem Berge, einige Meilen vor <hi rendition="#aq">Kundalla</hi>! Man steht mitten in einer großen Gebirgswelt: in vielfachen Reihen, in den mannigfaltigsten Formen häufen sich die Berge auf- und nebeneinander und überbieten sich in schönen, originellen Gebilden. Da gibt es mächtige Steinterrassen, abgeplattete Kegel, Aufsätze von Spitzen und Zacken, täuschende Ruinen und Festungswerke, dort vermeint man eine hochgespannte Decke über ein majestätisches Gebäude zu sehen, und da steigt ein riesiger Thurm empor, in gothischem Style gehalten. Der Funnelberg bildet durch seine Feueressen-Gestalt den seltsamsten Punkt für das Auge. Ueber das alles hinaus sieht man eine weite Ebene und an deren Ende den langer sehnten Meeresspiegel. Ein großer Theil der Gebirge ist mit herrlichen grünen Waldungen bedeckt. Ich war so entzückt über die Fülle der Naturschönheiten, daß ich mich zum erstenmale über mein schläfrig, langsam dahin wandelndes Ochsengespann freute.</p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0077]
Panwellnach Bombay reist man zu Wasser. Ich blieb bei der billigeren Baili, und Herr Brown war so gefällig, mir eine solche zu besorgen, auch gab er mir einen Diener mit.
Am 15. März setzte ich meine Reise fort und kam denselben Tag bis Woodgown, einem Dörfchen mit einem der schmutzigsten Bongolo’s, in welchem nicht einmal ein Bettgestell stand.
16. März. Cumpuily. Die Gegend von Woodgown bis Cumpully ist die schönste, die ich in Indien gesehen; besonders reizend erschien mir die Aussicht von einem Berge, einige Meilen vor Kundalla! Man steht mitten in einer großen Gebirgswelt: in vielfachen Reihen, in den mannigfaltigsten Formen häufen sich die Berge auf- und nebeneinander und überbieten sich in schönen, originellen Gebilden. Da gibt es mächtige Steinterrassen, abgeplattete Kegel, Aufsätze von Spitzen und Zacken, täuschende Ruinen und Festungswerke, dort vermeint man eine hochgespannte Decke über ein majestätisches Gebäude zu sehen, und da steigt ein riesiger Thurm empor, in gothischem Style gehalten. Der Funnelberg bildet durch seine Feueressen-Gestalt den seltsamsten Punkt für das Auge. Ueber das alles hinaus sieht man eine weite Ebene und an deren Ende den langer sehnten Meeresspiegel. Ein großer Theil der Gebirge ist mit herrlichen grünen Waldungen bedeckt. Ich war so entzückt über die Fülle der Naturschönheiten, daß ich mich zum erstenmale über mein schläfrig, langsam dahin wandelndes Ochsengespann freute.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/77>, abgerufen am 16.02.2025. |