Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.13. März. In Candapoor gibt es einige hübsche Hindu-Tempel und mehrere kleine mohamedanische Monumente. Bei Lony ist abermals eine große englische Militär-Station. Auch einen Obelisken fand ich dort errichtet zum Andenken an eine Schlacht, die 1200 Engländer gegen 20,000 Eingeborne gewannen. 14. März. Puna. Hier hatte ich unendliche Mühe Herrn Brown zu finden, an den ich von Herrn Hamilton empfohlen war. Die Europäer wohnen überall vor den Städten, meistens meilenweit auseinander, und hier stieß ich zu meinem Unglücke auf mehrere, die nicht zu den höflichsten gehörten und es nicht der Mühe werth fanden, mir Auskunft zu geben. Herr Brown hingegen nahm mich so gut auf, als ich nur wünschen konnte. Seine erste Frage war, ob mir kein Unfall auf der Reise widerfahren sei. Er erzählte mir, daß erst kürzlich ein Officier zwischen Suppa und Puna beraubt, und da er sich zur Wehre setzte, sogar ermordet worden wäre; fügte aber hinzu, daß sich solch ein Fall außerordentlich selten ereigne. Ich war gegen Mittag angekommen. Nach Tische fuhr Herr Brown mit mir nach der Stadt, die zur englisch-ostindischen Compagnie gehört. Sie zählt 15,000 Einwohner und liegt an dem Zusammenklusse der Mutta und Mulla, über welche beide schöne Brücken führen. Die Straßen sind breit und rein gehalten, die Häuser wie jene in Udjein mit hölzernen Vorderwänden versehen; einige waren ganz bemalt und gehörten, wie man mir sagte, meistens Fakiren zu, von denen es in der Stadt wimmelt. 13. März. In Candapoor gibt es einige hübsche Hindu-Tempel und mehrere kleine mohamedanische Monumente. Bei Lony ist abermals eine große englische Militär-Station. Auch einen Obelisken fand ich dort errichtet zum Andenken an eine Schlacht, die 1200 Engländer gegen 20,000 Eingeborne gewannen. 14. März. Puna. Hier hatte ich unendliche Mühe Herrn Brown zu finden, an den ich von Herrn Hamilton empfohlen war. Die Europäer wohnen überall vor den Städten, meistens meilenweit auseinander, und hier stieß ich zu meinem Unglücke auf mehrere, die nicht zu den höflichsten gehörten und es nicht der Mühe werth fanden, mir Auskunft zu geben. Herr Brown hingegen nahm mich so gut auf, als ich nur wünschen konnte. Seine erste Frage war, ob mir kein Unfall auf der Reise widerfahren sei. Er erzählte mir, daß erst kürzlich ein Officier zwischen Suppa und Puna beraubt, und da er sich zur Wehre setzte, sogar ermordet worden wäre; fügte aber hinzu, daß sich solch ein Fall außerordentlich selten ereigne. Ich war gegen Mittag angekommen. Nach Tische fuhr Herr Brown mit mir nach der Stadt, die zur englisch-ostindischen Compagnie gehört. Sie zählt 15,000 Einwohner und liegt an dem Zusammenklusse der Mutta und Mulla, über welche beide schöne Brücken führen. Die Straßen sind breit und rein gehalten, die Häuser wie jene in Udjein mit hölzernen Vorderwänden versehen; einige waren ganz bemalt und gehörten, wie man mir sagte, meistens Fakiren zu, von denen es in der Stadt wimmelt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0075" n="67"/> <p>13. März. In <hi rendition="#aq">Candapoor</hi> gibt es einige hübsche Hindu-Tempel und mehrere kleine mohamedanische Monumente. Bei <hi rendition="#aq">Lony</hi> ist abermals eine große englische Militär-Station. Auch einen Obelisken fand ich dort errichtet zum Andenken an eine Schlacht, die 1200 Engländer gegen 20,000 Eingeborne gewannen.</p> <p>14. März. <hi rendition="#aq">Puna</hi>. Hier hatte ich unendliche Mühe Herrn <hi rendition="#aq">Brown</hi> zu finden, an den ich von Herrn <hi rendition="#aq">Hamilton</hi> empfohlen war. Die Europäer wohnen überall vor den Städten, meistens meilenweit auseinander, und hier stieß ich zu meinem Unglücke auf mehrere, die nicht zu den höflichsten gehörten und es nicht der Mühe werth fanden, mir Auskunft zu geben. Herr <hi rendition="#aq">Brown</hi> hingegen nahm mich so gut auf, als ich nur wünschen konnte.</p> <p>Seine erste Frage war, ob mir kein Unfall auf der Reise widerfahren sei. Er erzählte mir, daß erst kürzlich ein Officier zwischen <hi rendition="#aq">Suppa</hi> und <hi rendition="#aq">Puna</hi> beraubt, und da er sich zur Wehre setzte, sogar ermordet worden wäre; fügte aber hinzu, daß sich solch ein Fall außerordentlich selten ereigne.</p> <p>Ich war gegen Mittag angekommen. Nach Tische fuhr Herr <hi rendition="#aq">Brown</hi> mit mir nach der Stadt, die zur englisch-ostindischen Compagnie gehört. Sie zählt 15,000 Einwohner und liegt an dem Zusammenklusse der Mutta und Mulla, über welche beide schöne Brücken führen. Die Straßen sind breit und rein gehalten, die Häuser wie jene in <hi rendition="#aq">Udjein</hi> mit hölzernen Vorderwänden versehen; einige waren ganz bemalt und gehörten, wie man mir sagte, meistens Fakiren zu, von denen es in der Stadt wimmelt.</p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0075]
13. März. In Candapoor gibt es einige hübsche Hindu-Tempel und mehrere kleine mohamedanische Monumente. Bei Lony ist abermals eine große englische Militär-Station. Auch einen Obelisken fand ich dort errichtet zum Andenken an eine Schlacht, die 1200 Engländer gegen 20,000 Eingeborne gewannen.
14. März. Puna. Hier hatte ich unendliche Mühe Herrn Brown zu finden, an den ich von Herrn Hamilton empfohlen war. Die Europäer wohnen überall vor den Städten, meistens meilenweit auseinander, und hier stieß ich zu meinem Unglücke auf mehrere, die nicht zu den höflichsten gehörten und es nicht der Mühe werth fanden, mir Auskunft zu geben. Herr Brown hingegen nahm mich so gut auf, als ich nur wünschen konnte.
Seine erste Frage war, ob mir kein Unfall auf der Reise widerfahren sei. Er erzählte mir, daß erst kürzlich ein Officier zwischen Suppa und Puna beraubt, und da er sich zur Wehre setzte, sogar ermordet worden wäre; fügte aber hinzu, daß sich solch ein Fall außerordentlich selten ereigne.
Ich war gegen Mittag angekommen. Nach Tische fuhr Herr Brown mit mir nach der Stadt, die zur englisch-ostindischen Compagnie gehört. Sie zählt 15,000 Einwohner und liegt an dem Zusammenklusse der Mutta und Mulla, über welche beide schöne Brücken führen. Die Straßen sind breit und rein gehalten, die Häuser wie jene in Udjein mit hölzernen Vorderwänden versehen; einige waren ganz bemalt und gehörten, wie man mir sagte, meistens Fakiren zu, von denen es in der Stadt wimmelt.
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