Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.gab mir einen Stoß mit dem Fuß und hieß mich den Platz verlassen. Ich dankte ihm gerührt für die zartsinnige Art, mit der er sich ausgedrückt, ersuchte ihn, mich in Ruhe zu lassen und schlief weiter. Unter den Reisenden waren sechs englische Matrosen, die ein neues Schiff nach Odessa geführt hatten und nach ihrem Vaterlande zurückkehrten. Ich sprach einigemale mit ihnen, wodurch ich die Leute ganz für mich gewann. Wie sie bemerkten, daß ich ohne Begleiter sei, frugen sie mich, ob ich so viel türkisch spräche, um mit den Bootsführern und Trägern aushandeln zu können. Auf mein Verneinen trugen sie mir an, alles für mich zu besorgen, wenn ich mit ihnen an's Land gehen wolle. Ich nahm ihr Anerbieten gerne an. Wie wir gegen das Land fuhren, kam ein Zollwächter heran gerudert, das Gepäck zu durchsuchen. Um schnell weiter zu kommen, drückte ich ihm einiges Geld in die Hand. Am Ufer angekommen wollte ich die Ueberfahrt bezahlen, doch vergebens, daß ließen die englischen Matrosen nicht zu. Sie sagten, ich hätte für alle den Zollwächter bezahlt, an ihnen wäre es daher, die Kosten des Bootes zu tragen. Ich sah, daß ich sie nur beleidiget hätte, wäre ich ferner in sie gedrungen, mein Geld anzunehmen. Sie handelten noch den Träger für mich aus, und wir schieden als gute Freunde. Wie verschieden war doch dies Benehmen englischer Matrosen gegen jenes der drei gebildeten russischen Herren in Jalta! Die Einfahrt in den Bosphorus, so wie in Sehenswürdigkeiten gab mir einen Stoß mit dem Fuß und hieß mich den Platz verlassen. Ich dankte ihm gerührt für die zartsinnige Art, mit der er sich ausgedrückt, ersuchte ihn, mich in Ruhe zu lassen und schlief weiter. Unter den Reisenden waren sechs englische Matrosen, die ein neues Schiff nach Odessa geführt hatten und nach ihrem Vaterlande zurückkehrten. Ich sprach einigemale mit ihnen, wodurch ich die Leute ganz für mich gewann. Wie sie bemerkten, daß ich ohne Begleiter sei, frugen sie mich, ob ich so viel türkisch spräche, um mit den Bootsführern und Trägern aushandeln zu können. Auf mein Verneinen trugen sie mir an, alles für mich zu besorgen, wenn ich mit ihnen an’s Land gehen wolle. Ich nahm ihr Anerbieten gerne an. Wie wir gegen das Land fuhren, kam ein Zollwächter heran gerudert, das Gepäck zu durchsuchen. Um schnell weiter zu kommen, drückte ich ihm einiges Geld in die Hand. Am Ufer angekommen wollte ich die Ueberfahrt bezahlen, doch vergebens, daß ließen die englischen Matrosen nicht zu. Sie sagten, ich hätte für alle den Zollwächter bezahlt, an ihnen wäre es daher, die Kosten des Bootes zu tragen. Ich sah, daß ich sie nur beleidiget hätte, wäre ich ferner in sie gedrungen, mein Geld anzunehmen. Sie handelten noch den Träger für mich aus, und wir schieden als gute Freunde. Wie verschieden war doch dies Benehmen englischer Matrosen gegen jenes der drei gebildeten russischen Herren in Jalta! Die Einfahrt in den Bosphorus, so wie in Sehenswürdigkeiten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0312" n="304"/> gab mir einen Stoß mit dem Fuß und hieß mich den Platz verlassen. Ich dankte ihm gerührt für die zartsinnige Art, mit der er sich ausgedrückt, ersuchte ihn, mich in Ruhe zu lassen und schlief weiter.</p> <p>Unter den Reisenden waren sechs englische Matrosen, die ein neues Schiff nach <hi rendition="#aq">Odessa</hi> geführt hatten und nach ihrem Vaterlande zurückkehrten. Ich sprach einigemale mit ihnen, wodurch ich die Leute ganz für mich gewann. Wie sie bemerkten, daß ich ohne Begleiter sei, frugen sie mich, ob ich so viel türkisch spräche, um mit den Bootsführern und Trägern aushandeln zu können. Auf mein Verneinen trugen sie mir an, alles für mich zu besorgen, wenn ich mit ihnen an’s Land gehen wolle. Ich nahm ihr Anerbieten gerne an.</p> <p>Wie wir gegen das Land fuhren, kam ein Zollwächter heran gerudert, das Gepäck zu durchsuchen. Um schnell weiter zu kommen, drückte ich ihm einiges Geld in die Hand. Am Ufer angekommen wollte ich die Ueberfahrt bezahlen, doch vergebens, daß ließen die englischen Matrosen nicht zu. Sie sagten, ich hätte für alle den Zollwächter bezahlt, an ihnen wäre es daher, die Kosten des Bootes zu tragen. Ich sah, daß ich sie nur beleidiget hätte, wäre ich ferner in sie gedrungen, mein Geld anzunehmen. Sie handelten noch den Träger für mich aus, und wir schieden als gute Freunde.</p> <p>Wie verschieden war doch dies Benehmen englischer Matrosen gegen jenes der drei gebildeten russischen Herren in <hi rendition="#aq">Jalta</hi>!</p> <p>Die Einfahrt in den Bosphorus, so wie in Sehenswürdigkeiten </p> </div> </body> </text> </TEI> [304/0312]
gab mir einen Stoß mit dem Fuß und hieß mich den Platz verlassen. Ich dankte ihm gerührt für die zartsinnige Art, mit der er sich ausgedrückt, ersuchte ihn, mich in Ruhe zu lassen und schlief weiter.
Unter den Reisenden waren sechs englische Matrosen, die ein neues Schiff nach Odessa geführt hatten und nach ihrem Vaterlande zurückkehrten. Ich sprach einigemale mit ihnen, wodurch ich die Leute ganz für mich gewann. Wie sie bemerkten, daß ich ohne Begleiter sei, frugen sie mich, ob ich so viel türkisch spräche, um mit den Bootsführern und Trägern aushandeln zu können. Auf mein Verneinen trugen sie mir an, alles für mich zu besorgen, wenn ich mit ihnen an’s Land gehen wolle. Ich nahm ihr Anerbieten gerne an.
Wie wir gegen das Land fuhren, kam ein Zollwächter heran gerudert, das Gepäck zu durchsuchen. Um schnell weiter zu kommen, drückte ich ihm einiges Geld in die Hand. Am Ufer angekommen wollte ich die Ueberfahrt bezahlen, doch vergebens, daß ließen die englischen Matrosen nicht zu. Sie sagten, ich hätte für alle den Zollwächter bezahlt, an ihnen wäre es daher, die Kosten des Bootes zu tragen. Ich sah, daß ich sie nur beleidiget hätte, wäre ich ferner in sie gedrungen, mein Geld anzunehmen. Sie handelten noch den Träger für mich aus, und wir schieden als gute Freunde.
Wie verschieden war doch dies Benehmen englischer Matrosen gegen jenes der drei gebildeten russischen Herren in Jalta!
Die Einfahrt in den Bosphorus, so wie in Sehenswürdigkeiten
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/312>, abgerufen am 17.07.2024. |