Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.ebenfalls mit Blechen, Knöpfen, Schellen, Ringen, u. d. gl. besetzt, über der Schulter hing eine Schnur, an welcher sich ein Amulet befand, in den Nasenläppchen trugen sie kleine Ringe. Sie hatten zwar große Tücher um sich geschlagen, ließen aber das Gesicht unbedeckt. Ihr Hausrath bestand aus Zelten, hübschen Teppichen, eisernen Kesseln, kupfernen Kannen u. s. w. -- Die Tartaren sind größtentheils mohamedanischer Religion. Die ansäßigen Tartaren haben ganz eigenthümliche Wohnungen, die man großartige Maulwurfshaufen nennen könnte. Ihre Dörfer liegen meistens an Abhängen und Hügeln, in welche sie Löcher von der Größe geräumiger Zimmer graben. Das Licht fällt nur durch den Ein- oder Ausgang hinein. Dieser ist mehr breit als hoch und durch ein langes und breites Vordach von Bretern geschützt, das auf Baumstämmen oder Balken ruht. Nichts ist komischer zu sehen als solch' ein Dorf, das nur aus Vordächern besteht, und weder Fenster, Thüren, Mauern noch Wände hat. Jene, die in den Ebenen wohnen, machen sich künstliche Erdhaufen, sie bauen die Hütte von Steinen oder Holz und überschütten sie mit Erde, die sie fest stampfen, so daß von der Hütte selbst nichts zu sehen ist. Noch vor sechzig Jahren sollen in der Stadt Tiflis gar viele solcher Erdwohnungen gewesen sein. 29. August. Diesen Morgen hatte ich noch eine Station von 24 Wersten nach Tiflis zu machen. Der Weg war, wie überall, voll Löcher, Gruben und Steine, ich mußte mir immer die Stirne mit einem Tuche fest zusammenschnüren, ebenfalls mit Blechen, Knöpfen, Schellen, Ringen, u. d. gl. besetzt, über der Schulter hing eine Schnur, an welcher sich ein Amulet befand, in den Nasenläppchen trugen sie kleine Ringe. Sie hatten zwar große Tücher um sich geschlagen, ließen aber das Gesicht unbedeckt. Ihr Hausrath bestand aus Zelten, hübschen Teppichen, eisernen Kesseln, kupfernen Kannen u. s. w. — Die Tartaren sind größtentheils mohamedanischer Religion. Die ansäßigen Tartaren haben ganz eigenthümliche Wohnungen, die man großartige Maulwurfshaufen nennen könnte. Ihre Dörfer liegen meistens an Abhängen und Hügeln, in welche sie Löcher von der Größe geräumiger Zimmer graben. Das Licht fällt nur durch den Ein- oder Ausgang hinein. Dieser ist mehr breit als hoch und durch ein langes und breites Vordach von Bretern geschützt, das auf Baumstämmen oder Balken ruht. Nichts ist komischer zu sehen als solch’ ein Dorf, das nur aus Vordächern besteht, und weder Fenster, Thüren, Mauern noch Wände hat. Jene, die in den Ebenen wohnen, machen sich künstliche Erdhaufen, sie bauen die Hütte von Steinen oder Holz und überschütten sie mit Erde, die sie fest stampfen, so daß von der Hütte selbst nichts zu sehen ist. Noch vor sechzig Jahren sollen in der Stadt Tiflis gar viele solcher Erdwohnungen gewesen sein. 29. August. Diesen Morgen hatte ich noch eine Station von 24 Wersten nach Tiflis zu machen. Der Weg war, wie überall, voll Löcher, Gruben und Steine, ich mußte mir immer die Stirne mit einem Tuche fest zusammenschnüren, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0267" n="259"/> ebenfalls mit Blechen, Knöpfen, Schellen, Ringen, u. d. gl. besetzt, über der Schulter hing eine Schnur, an welcher sich ein Amulet befand, in den Nasenläppchen trugen sie kleine Ringe. Sie hatten zwar große Tücher um sich geschlagen, ließen aber das Gesicht unbedeckt.</p> <p>Ihr Hausrath bestand aus Zelten, hübschen Teppichen, eisernen Kesseln, kupfernen Kannen u. s. w. — Die Tartaren sind größtentheils mohamedanischer Religion.</p> <p>Die ansäßigen Tartaren haben ganz eigenthümliche Wohnungen, die man großartige Maulwurfshaufen nennen könnte. Ihre Dörfer liegen meistens an Abhängen und Hügeln, in welche sie Löcher von der Größe geräumiger Zimmer graben. Das Licht fällt nur durch den Ein- oder Ausgang hinein. Dieser ist mehr breit als hoch und durch ein langes und breites Vordach von Bretern geschützt, das auf Baumstämmen oder Balken ruht. Nichts ist komischer zu sehen als solch’ ein Dorf, das nur aus Vordächern besteht, und weder Fenster, Thüren, Mauern noch Wände hat.</p> <p>Jene, die in den Ebenen wohnen, machen sich künstliche Erdhaufen, sie bauen die Hütte von Steinen oder Holz und überschütten sie mit Erde, die sie fest stampfen, so daß von der Hütte selbst nichts zu sehen ist. Noch vor sechzig Jahren sollen in der Stadt <hi rendition="#aq">Tiflis</hi> gar viele solcher Erdwohnungen gewesen sein.</p> <p>29. August. Diesen Morgen hatte ich noch eine Station von 24 Wersten nach <hi rendition="#aq">Tiflis</hi> zu machen. Der Weg war, wie überall, voll Löcher, Gruben und Steine, ich mußte mir immer die Stirne mit einem Tuche fest zusammenschnüren, </p> </div> </body> </text> </TEI> [259/0267]
ebenfalls mit Blechen, Knöpfen, Schellen, Ringen, u. d. gl. besetzt, über der Schulter hing eine Schnur, an welcher sich ein Amulet befand, in den Nasenläppchen trugen sie kleine Ringe. Sie hatten zwar große Tücher um sich geschlagen, ließen aber das Gesicht unbedeckt.
Ihr Hausrath bestand aus Zelten, hübschen Teppichen, eisernen Kesseln, kupfernen Kannen u. s. w. — Die Tartaren sind größtentheils mohamedanischer Religion.
Die ansäßigen Tartaren haben ganz eigenthümliche Wohnungen, die man großartige Maulwurfshaufen nennen könnte. Ihre Dörfer liegen meistens an Abhängen und Hügeln, in welche sie Löcher von der Größe geräumiger Zimmer graben. Das Licht fällt nur durch den Ein- oder Ausgang hinein. Dieser ist mehr breit als hoch und durch ein langes und breites Vordach von Bretern geschützt, das auf Baumstämmen oder Balken ruht. Nichts ist komischer zu sehen als solch’ ein Dorf, das nur aus Vordächern besteht, und weder Fenster, Thüren, Mauern noch Wände hat.
Jene, die in den Ebenen wohnen, machen sich künstliche Erdhaufen, sie bauen die Hütte von Steinen oder Holz und überschütten sie mit Erde, die sie fest stampfen, so daß von der Hütte selbst nichts zu sehen ist. Noch vor sechzig Jahren sollen in der Stadt Tiflis gar viele solcher Erdwohnungen gewesen sein.
29. August. Diesen Morgen hatte ich noch eine Station von 24 Wersten nach Tiflis zu machen. Der Weg war, wie überall, voll Löcher, Gruben und Steine, ich mußte mir immer die Stirne mit einem Tuche fest zusammenschnüren,
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/267>, abgerufen am 16.07.2024. |