Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.und Felstrümmer, wovon einige beinahe die Form großartiger Säulen hatten. 28. August. Beständige Plage mit dem Postvolke. -- Ich bin die größte Feindin von Zank und harter Begegnung; aber zu diesen Leuten hätte ich fürwahr am liebsten mit dem Stocke gesprochen, -- man kann sich von ihrem Stumpfsinne, ihrer Rohheit und Gefühllosigkeit keine Vorstellung machen. Beamte wie Knechte findet man häufig zu jeder Tagesstunde schlafend und betrunken. In diesem Zustande thun sie was ihnen beliebt, weichen nicht von der Stelle und lachen noch den armen Reisenden ins Gesicht. Durch vieles Streiten und Lärmen bewegt man endlich einen, den Karren heraus zu schieben, einen zweiten denselben zu schmieren, ein anderer füttert die Pferde, die oft erst beschlagen werden müssen, dann ist das Riemzeug nicht in Ordnung und muß erst zusammengeknüpft und geflickt werden, -- und so noch unzählige Sachen, die alle mit der größten Langsamkeit verrichtet werden. Aeußerte ich mich späterhin in den Städten mißbilligend über diese elenden Postanstalten, so gaben mir die Herren zur Antwort, daß diese Länder noch zu kurze Zeit unter russischer Herrschaft ständen, daß die Kaiserstadt zu weit entfernt sei, und daß ich als einzelne Frau ohne Diener mich noch glücklich schätzen könne, so durchgekommen zu sein. Ich wußte darauf nichts zu erwiedern, als daß in den neuesten überseeischen Besitzungen der Engländer, die noch weiter von der Hauptstadt entfernt lägen, alles vortrefflich eingetheilt und vollkommen gut geordnet sei, und daß man dort eine Frau ohne Diener eben so schnell befördere als einen Gentleman, denn man findet ihr Geld und und Felstrümmer, wovon einige beinahe die Form großartiger Säulen hatten. 28. August. Beständige Plage mit dem Postvolke. — Ich bin die größte Feindin von Zank und harter Begegnung; aber zu diesen Leuten hätte ich fürwahr am liebsten mit dem Stocke gesprochen, — man kann sich von ihrem Stumpfsinne, ihrer Rohheit und Gefühllosigkeit keine Vorstellung machen. Beamte wie Knechte findet man häufig zu jeder Tagesstunde schlafend und betrunken. In diesem Zustande thun sie was ihnen beliebt, weichen nicht von der Stelle und lachen noch den armen Reisenden ins Gesicht. Durch vieles Streiten und Lärmen bewegt man endlich einen, den Karren heraus zu schieben, einen zweiten denselben zu schmieren, ein anderer füttert die Pferde, die oft erst beschlagen werden müssen, dann ist das Riemzeug nicht in Ordnung und muß erst zusammengeknüpft und geflickt werden, — und so noch unzählige Sachen, die alle mit der größten Langsamkeit verrichtet werden. Aeußerte ich mich späterhin in den Städten mißbilligend über diese elenden Postanstalten, so gaben mir die Herren zur Antwort, daß diese Länder noch zu kurze Zeit unter russischer Herrschaft ständen, daß die Kaiserstadt zu weit entfernt sei, und daß ich als einzelne Frau ohne Diener mich noch glücklich schätzen könne, so durchgekommen zu sein. Ich wußte darauf nichts zu erwiedern, als daß in den neuesten überseeischen Besitzungen der Engländer, die noch weiter von der Hauptstadt entfernt lägen, alles vortrefflich eingetheilt und vollkommen gut geordnet sei, und daß man dort eine Frau ohne Diener eben so schnell befördere als einen Gentleman, denn man findet ihr Geld und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0264" n="256"/> und Felstrümmer, wovon einige beinahe die Form großartiger Säulen hatten.</p> <p>28. August. Beständige Plage mit dem Postvolke. — Ich bin die größte Feindin von Zank und harter Begegnung; aber zu diesen Leuten hätte ich fürwahr am liebsten mit dem Stocke gesprochen, — man kann sich von ihrem Stumpfsinne, ihrer Rohheit und Gefühllosigkeit keine Vorstellung machen. Beamte wie Knechte findet man häufig zu jeder Tagesstunde schlafend und betrunken. In diesem Zustande thun sie was ihnen beliebt, weichen nicht von der Stelle und lachen noch den armen Reisenden ins Gesicht. Durch vieles Streiten und Lärmen bewegt man endlich einen, den Karren heraus zu schieben, einen zweiten denselben zu schmieren, ein anderer füttert die Pferde, die oft erst beschlagen werden müssen, dann ist das Riemzeug nicht in Ordnung und muß erst zusammengeknüpft und geflickt werden, — und so noch unzählige Sachen, die alle mit der größten Langsamkeit verrichtet werden. Aeußerte ich mich späterhin in den Städten mißbilligend über diese elenden Postanstalten, so gaben mir die Herren zur Antwort, daß diese Länder noch zu kurze Zeit unter russischer Herrschaft ständen, daß die Kaiserstadt zu weit entfernt sei, und daß ich als einzelne Frau ohne Diener mich noch glücklich schätzen könne, so durchgekommen zu sein.</p> <p>Ich wußte darauf nichts zu erwiedern, als daß in den neuesten überseeischen Besitzungen der Engländer, die noch weiter von der Hauptstadt entfernt lägen, alles vortrefflich eingetheilt und vollkommen gut geordnet sei, und daß man dort eine Frau ohne Diener eben so schnell befördere als einen Gentleman, denn man findet ihr Geld und </p> </div> </body> </text> </TEI> [256/0264]
und Felstrümmer, wovon einige beinahe die Form großartiger Säulen hatten.
28. August. Beständige Plage mit dem Postvolke. — Ich bin die größte Feindin von Zank und harter Begegnung; aber zu diesen Leuten hätte ich fürwahr am liebsten mit dem Stocke gesprochen, — man kann sich von ihrem Stumpfsinne, ihrer Rohheit und Gefühllosigkeit keine Vorstellung machen. Beamte wie Knechte findet man häufig zu jeder Tagesstunde schlafend und betrunken. In diesem Zustande thun sie was ihnen beliebt, weichen nicht von der Stelle und lachen noch den armen Reisenden ins Gesicht. Durch vieles Streiten und Lärmen bewegt man endlich einen, den Karren heraus zu schieben, einen zweiten denselben zu schmieren, ein anderer füttert die Pferde, die oft erst beschlagen werden müssen, dann ist das Riemzeug nicht in Ordnung und muß erst zusammengeknüpft und geflickt werden, — und so noch unzählige Sachen, die alle mit der größten Langsamkeit verrichtet werden. Aeußerte ich mich späterhin in den Städten mißbilligend über diese elenden Postanstalten, so gaben mir die Herren zur Antwort, daß diese Länder noch zu kurze Zeit unter russischer Herrschaft ständen, daß die Kaiserstadt zu weit entfernt sei, und daß ich als einzelne Frau ohne Diener mich noch glücklich schätzen könne, so durchgekommen zu sein.
Ich wußte darauf nichts zu erwiedern, als daß in den neuesten überseeischen Besitzungen der Engländer, die noch weiter von der Hauptstadt entfernt lägen, alles vortrefflich eingetheilt und vollkommen gut geordnet sei, und daß man dort eine Frau ohne Diener eben so schnell befördere als einen Gentleman, denn man findet ihr Geld und
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/264>, abgerufen am 16.02.2025. |