Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.bedeutende Taxe, wenn man bedenkt, daß sieben Werste erst eine geographische Meile machen und daß man stets mit drei Pferden reist. Am 26. August um vier Uhr Morgens sollte die Post vor dem Hause sein; allein es schlug sechs, und noch war nichts davon zu sehen. Hätte Dr. Müller nicht die Güte gehabt, selbst dahin zu gehen, dann wäre sie wohl erst des Abends vorgefahren. Um sieben Uhr kam ich fort, -- ein herrlicher Vorgeschmack für die Weiterbeförderung. Das Fahren ging nun freilich flink; wer aber nicht einen Körper von Eisen oder einen gut gepolsterten Federwagen hat, wird an dieser Schnelligkeit keinen großen Geschmack finden und es gewiß vorziehen, auf den holperigen schlechten Wegen langsamer zu fahren. Der Postwagen, für den man pr. Station zehn Kopeken zahlt, ist nichts weiter als ein sehr kurzer hölzerner, ungedeckter Karren mit vier Räden. Statt eines Sitzes wird etwas Heu hinein gelegt, und man hat gerade so viel Platz, einen kleinen Koffer zu stellen, auf welchen sich der Postillon setzt. Diese Karren stoßen natürlich ganz außerordentlich. Dabei hat man gar keinen Anhalt, so daß man sehr vorsichtig sein muß, nicht herab zu fliegen. Die Bespannung besteht aus drei Pferden neben einander; über das mittlere wölbt sich ein hölzerner Bogen, an welchem zwei bis drei Glocken hängen, die fortwährend einen höllischen Lärm machen. Dazu denke man sich das Knarren des Wagens, das Schreien des Kutschers, der stets in großer Thätigkeit ist, die armen Thiere anzutreiben, und man wird es begreiflich finden, wie sich schon öfter der Fall hat ereignen können, daß der Wagen auf der Station ohne Reisenden angekommen bedeutende Taxe, wenn man bedenkt, daß sieben Werste erst eine geographische Meile machen und daß man stets mit drei Pferden reist. Am 26. August um vier Uhr Morgens sollte die Post vor dem Hause sein; allein es schlug sechs, und noch war nichts davon zu sehen. Hätte Dr. Müller nicht die Güte gehabt, selbst dahin zu gehen, dann wäre sie wohl erst des Abends vorgefahren. Um sieben Uhr kam ich fort, — ein herrlicher Vorgeschmack für die Weiterbeförderung. Das Fahren ging nun freilich flink; wer aber nicht einen Körper von Eisen oder einen gut gepolsterten Federwagen hat, wird an dieser Schnelligkeit keinen großen Geschmack finden und es gewiß vorziehen, auf den holperigen schlechten Wegen langsamer zu fahren. Der Postwagen, für den man pr. Station zehn Kopeken zahlt, ist nichts weiter als ein sehr kurzer hölzerner, ungedeckter Karren mit vier Räden. Statt eines Sitzes wird etwas Heu hinein gelegt, und man hat gerade so viel Platz, einen kleinen Koffer zu stellen, auf welchen sich der Postillon setzt. Diese Karren stoßen natürlich ganz außerordentlich. Dabei hat man gar keinen Anhalt, so daß man sehr vorsichtig sein muß, nicht herab zu fliegen. Die Bespannung besteht aus drei Pferden neben einander; über das mittlere wölbt sich ein hölzerner Bogen, an welchem zwei bis drei Glocken hängen, die fortwährend einen höllischen Lärm machen. Dazu denke man sich das Knarren des Wagens, das Schreien des Kutschers, der stets in großer Thätigkeit ist, die armen Thiere anzutreiben, und man wird es begreiflich finden, wie sich schon öfter der Fall hat ereignen können, daß der Wagen auf der Station ohne Reisenden angekommen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0262" n="254"/> bedeutende Taxe, wenn man bedenkt, daß sieben Werste erst eine geographische Meile machen und daß man stets mit drei Pferden reist.</p> <p>Am 26. August um vier Uhr Morgens sollte die Post vor dem Hause sein; allein es schlug sechs, und noch war nichts davon zu sehen. Hätte Dr. Müller nicht die Güte gehabt, selbst dahin zu gehen, dann wäre sie wohl erst des Abends vorgefahren. Um sieben Uhr kam ich fort, — ein herrlicher Vorgeschmack für die Weiterbeförderung.</p> <p>Das Fahren ging nun freilich flink; wer aber nicht einen Körper von Eisen oder einen gut gepolsterten Federwagen hat, wird an dieser Schnelligkeit keinen großen Geschmack finden und es gewiß vorziehen, auf den holperigen schlechten Wegen langsamer zu fahren.</p> <p>Der Postwagen, für den man pr. Station zehn Kopeken zahlt, ist nichts weiter als ein sehr kurzer hölzerner, ungedeckter Karren mit vier Räden. Statt eines Sitzes wird etwas Heu hinein gelegt, und man hat gerade so viel Platz, einen kleinen Koffer zu stellen, auf welchen sich der Postillon setzt. Diese Karren stoßen natürlich ganz außerordentlich. Dabei hat man gar keinen Anhalt, so daß man sehr vorsichtig sein muß, nicht herab zu fliegen. Die Bespannung besteht aus drei Pferden neben einander; über das mittlere wölbt sich ein hölzerner Bogen, an welchem zwei bis drei Glocken hängen, die fortwährend einen höllischen Lärm machen. Dazu denke man sich das Knarren des Wagens, das Schreien des Kutschers, der stets in großer Thätigkeit ist, die armen Thiere anzutreiben, und man wird es begreiflich finden, wie sich schon öfter der Fall hat ereignen können, daß der Wagen auf der Station ohne Reisenden angekommen </p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0262]
bedeutende Taxe, wenn man bedenkt, daß sieben Werste erst eine geographische Meile machen und daß man stets mit drei Pferden reist.
Am 26. August um vier Uhr Morgens sollte die Post vor dem Hause sein; allein es schlug sechs, und noch war nichts davon zu sehen. Hätte Dr. Müller nicht die Güte gehabt, selbst dahin zu gehen, dann wäre sie wohl erst des Abends vorgefahren. Um sieben Uhr kam ich fort, — ein herrlicher Vorgeschmack für die Weiterbeförderung.
Das Fahren ging nun freilich flink; wer aber nicht einen Körper von Eisen oder einen gut gepolsterten Federwagen hat, wird an dieser Schnelligkeit keinen großen Geschmack finden und es gewiß vorziehen, auf den holperigen schlechten Wegen langsamer zu fahren.
Der Postwagen, für den man pr. Station zehn Kopeken zahlt, ist nichts weiter als ein sehr kurzer hölzerner, ungedeckter Karren mit vier Räden. Statt eines Sitzes wird etwas Heu hinein gelegt, und man hat gerade so viel Platz, einen kleinen Koffer zu stellen, auf welchen sich der Postillon setzt. Diese Karren stoßen natürlich ganz außerordentlich. Dabei hat man gar keinen Anhalt, so daß man sehr vorsichtig sein muß, nicht herab zu fliegen. Die Bespannung besteht aus drei Pferden neben einander; über das mittlere wölbt sich ein hölzerner Bogen, an welchem zwei bis drei Glocken hängen, die fortwährend einen höllischen Lärm machen. Dazu denke man sich das Knarren des Wagens, das Schreien des Kutschers, der stets in großer Thätigkeit ist, die armen Thiere anzutreiben, und man wird es begreiflich finden, wie sich schon öfter der Fall hat ereignen können, daß der Wagen auf der Station ohne Reisenden angekommen
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/262>, abgerufen am 16.02.2025. |