Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Wäre ich nur mit etwas mehr Einbildungskraft begabt gewesen, so hätte ich diesen Wald wohl für einen Zauberhain gehalten, denn außer den fröhlichen Affen sah ich noch mehr der wunderbaren Dinge. Die Felswände und Felstrümmer zur Linken des Weges hatten nämlich die sonderbarsten und mannigfaltigsten Formen, einige glichen Häuser- oder Tempelruinen, andere Bäumen, -- ja die Gestalt eines Weibes mit einem Kindchen auf dem Arme, war so natürlich, daß man sich kaum des Mitleids erwehren konnte, sie in diese traurige Leblosigkeit verwandelt zu sehen. Weiterhin lag ein Thor, dessen edler, kunstvoller Bau mich so täuschte, daß ich lange nach den Ruinen der Stadt suchte, zu der es zu führen schien. Unweit des Jungles, an einer mächtigen Felswand und noch außerdem durch Festungswerke beschützt, liegt das Städtchen Lakari. Ein herrlicher Teich, ein großer Brunnen mit einem kunstvollen Porticus, Terrassen mit Hindus-Gottheiten und mohamedanische Grabmäler liegen in reizender Unordnung durcheinander. Vor Notara fand ich einige Altäre mit dem heiligen Stier in Rothstein ausgehauen. In dem Städtchen selbst stand ein hübsches Monument, ein offener Säulentempel auf einer Steinterrasse, die mit schönen Reliefs, Elephanten und Reiter vorstellend, umgeben war. Es gab hier kein Serai und ich war gezwungen mit meinem Prachtfuhrwerke Straße auf und ab zu fahren, um ein Obdach zu suchen, -- Niemand aber wollte die Christin aufnehmen; dies geschah jedoch nicht aus Mangel an Gutmüthigkeit, sondern in Folge einer irrigen Wäre ich nur mit etwas mehr Einbildungskraft begabt gewesen, so hätte ich diesen Wald wohl für einen Zauberhain gehalten, denn außer den fröhlichen Affen sah ich noch mehr der wunderbaren Dinge. Die Felswände und Felstrümmer zur Linken des Weges hatten nämlich die sonderbarsten und mannigfaltigsten Formen, einige glichen Häuser- oder Tempelruinen, andere Bäumen, — ja die Gestalt eines Weibes mit einem Kindchen auf dem Arme, war so natürlich, daß man sich kaum des Mitleids erwehren konnte, sie in diese traurige Leblosigkeit verwandelt zu sehen. Weiterhin lag ein Thor, dessen edler, kunstvoller Bau mich so täuschte, daß ich lange nach den Ruinen der Stadt suchte, zu der es zu führen schien. Unweit des Jungles, an einer mächtigen Felswand und noch außerdem durch Festungswerke beschützt, liegt das Städtchen Lakari. Ein herrlicher Teich, ein großer Brunnen mit einem kunstvollen Porticus, Terrassen mit Hindus-Gottheiten und mohamedanische Grabmäler liegen in reizender Unordnung durcheinander. Vor Notara fand ich einige Altäre mit dem heiligen Stier in Rothstein ausgehauen. In dem Städtchen selbst stand ein hübsches Monument, ein offener Säulentempel auf einer Steinterrasse, die mit schönen Reliefs, Elephanten und Reiter vorstellend, umgeben war. Es gab hier kein Serai und ich war gezwungen mit meinem Prachtfuhrwerke Straße auf und ab zu fahren, um ein Obdach zu suchen, — Niemand aber wollte die Christin aufnehmen; dies geschah jedoch nicht aus Mangel an Gutmüthigkeit, sondern in Folge einer irrigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0025" n="17"/> <p>Wäre ich nur mit etwas mehr Einbildungskraft begabt gewesen, so hätte ich diesen Wald wohl für einen Zauberhain gehalten, denn außer den fröhlichen Affen sah ich noch mehr der wunderbaren Dinge. Die Felswände und Felstrümmer zur Linken des Weges hatten nämlich die sonderbarsten und mannigfaltigsten Formen, einige glichen Häuser- oder Tempelruinen, andere Bäumen, — ja die Gestalt eines Weibes mit einem Kindchen auf dem Arme, war so natürlich, daß man sich kaum des Mitleids erwehren konnte, sie in diese traurige Leblosigkeit verwandelt zu sehen. Weiterhin lag ein Thor, dessen edler, kunstvoller Bau mich so täuschte, daß ich lange nach den Ruinen der Stadt suchte, zu der es zu führen schien.</p> <p>Unweit des <hi rendition="#aq">Jungles</hi>, an einer mächtigen Felswand und noch außerdem durch Festungswerke beschützt, liegt das Städtchen <hi rendition="#aq">Lakari</hi>. Ein herrlicher Teich, ein großer Brunnen mit einem kunstvollen Porticus, Terrassen mit Hindus-Gottheiten und mohamedanische Grabmäler liegen in reizender Unordnung durcheinander.</p> <p>Vor <hi rendition="#aq">Notara</hi> fand ich einige Altäre mit dem heiligen Stier in Rothstein ausgehauen. In dem Städtchen selbst stand ein hübsches Monument, ein offener Säulentempel auf einer Steinterrasse, die mit schönen Reliefs, Elephanten und Reiter vorstellend, umgeben war.</p> <p>Es gab hier kein Serai und ich war gezwungen mit meinem Prachtfuhrwerke Straße auf und ab zu fahren, um ein Obdach zu suchen, — Niemand aber wollte die Christin aufnehmen; dies geschah jedoch nicht aus Mangel an Gutmüthigkeit, sondern in Folge einer irrigen </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0025]
Wäre ich nur mit etwas mehr Einbildungskraft begabt gewesen, so hätte ich diesen Wald wohl für einen Zauberhain gehalten, denn außer den fröhlichen Affen sah ich noch mehr der wunderbaren Dinge. Die Felswände und Felstrümmer zur Linken des Weges hatten nämlich die sonderbarsten und mannigfaltigsten Formen, einige glichen Häuser- oder Tempelruinen, andere Bäumen, — ja die Gestalt eines Weibes mit einem Kindchen auf dem Arme, war so natürlich, daß man sich kaum des Mitleids erwehren konnte, sie in diese traurige Leblosigkeit verwandelt zu sehen. Weiterhin lag ein Thor, dessen edler, kunstvoller Bau mich so täuschte, daß ich lange nach den Ruinen der Stadt suchte, zu der es zu führen schien.
Unweit des Jungles, an einer mächtigen Felswand und noch außerdem durch Festungswerke beschützt, liegt das Städtchen Lakari. Ein herrlicher Teich, ein großer Brunnen mit einem kunstvollen Porticus, Terrassen mit Hindus-Gottheiten und mohamedanische Grabmäler liegen in reizender Unordnung durcheinander.
Vor Notara fand ich einige Altäre mit dem heiligen Stier in Rothstein ausgehauen. In dem Städtchen selbst stand ein hübsches Monument, ein offener Säulentempel auf einer Steinterrasse, die mit schönen Reliefs, Elephanten und Reiter vorstellend, umgeben war.
Es gab hier kein Serai und ich war gezwungen mit meinem Prachtfuhrwerke Straße auf und ab zu fahren, um ein Obdach zu suchen, — Niemand aber wollte die Christin aufnehmen; dies geschah jedoch nicht aus Mangel an Gutmüthigkeit, sondern in Folge einer irrigen
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/25>, abgerufen am 16.02.2025. |