Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.12. August. Heute hatten wir bis Arax, dem russischen Grenzorte, zwar nur eine Station, aber eine Station von eilf Stunden. Wir folgten dem Laufe eines kleinen Baches, der sich durch öde Schluchten und Thäler wand; nicht einmal ein Dörfchen lag im Wege, und außer einigen kleinen Mühlen und den Ruinen einer Moschee sah ich kein Gebäude mehr im persischen Reiche. -- Persien ist überhaupt des Wassermangels wegen sehr wenig bevölkert, und kein Land der Welt hat mehr Berge und weniger Flüsse als Persien. Deßhalb ist die Luft auch sehr trocken und heiß. Das Thal, in welchem Arax liegt, ist groß und durch die wunderbare Gestaltung der Berge und Felsen sehr pitoresk. Weit im Hintergrunde erheben sich hohe Gebirge, worunter der Ararat mit mehr denn 16,000 Fuß, und im Thale selbst steigen viele einzelne Felsberge wie Wände und Thürme empor. Der bedeutendste darunter, ein schöner, spitzer Felskegel von wenigstens tausend Fuß Höhe, heist der Schlangenberg oder Ilan-nidag. Nahe an den Vorgebirgen strömt der Fluß Aras oder Araxes. Er scheidet Armenien von Medien, hat einen schrecklichen Fall und wirft hohe Wellen. Hier bildet er die Gränze zwischen dem persischen und russischen Gebiete. Wir setzten über ihn in einem Boote. Am jenseitigen Ufer liegen einige Häuschen, an welchen man angehalten wird, und wo man sich ausweisen muß, daß man kein Räuber und Mörder, ganz besonders aber kein politisch gefährlicher Mensch sei. Nebenbei wird man auch hier auf einige Zeit in die Quarantaine gesperrt, wenn 12. August. Heute hatten wir bis Arax, dem russischen Grenzorte, zwar nur eine Station, aber eine Station von eilf Stunden. Wir folgten dem Laufe eines kleinen Baches, der sich durch öde Schluchten und Thäler wand; nicht einmal ein Dörfchen lag im Wege, und außer einigen kleinen Mühlen und den Ruinen einer Moschee sah ich kein Gebäude mehr im persischen Reiche. — Persien ist überhaupt des Wassermangels wegen sehr wenig bevölkert, und kein Land der Welt hat mehr Berge und weniger Flüsse als Persien. Deßhalb ist die Luft auch sehr trocken und heiß. Das Thal, in welchem Arax liegt, ist groß und durch die wunderbare Gestaltung der Berge und Felsen sehr pitoresk. Weit im Hintergrunde erheben sich hohe Gebirge, worunter der Ararat mit mehr denn 16,000 Fuß, und im Thale selbst steigen viele einzelne Felsberge wie Wände und Thürme empor. Der bedeutendste darunter, ein schöner, spitzer Felskegel von wenigstens tausend Fuß Höhe, heist der Schlangenberg oder Ilan-nidag. Nahe an den Vorgebirgen strömt der Fluß Aras oder Araxes. Er scheidet Armenien von Medien, hat einen schrecklichen Fall und wirft hohe Wellen. Hier bildet er die Gränze zwischen dem persischen und russischen Gebiete. Wir setzten über ihn in einem Boote. Am jenseitigen Ufer liegen einige Häuschen, an welchen man angehalten wird, und wo man sich ausweisen muß, daß man kein Räuber und Mörder, ganz besonders aber kein politisch gefährlicher Mensch sei. Nebenbei wird man auch hier auf einige Zeit in die Quarantaine gesperrt, wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0249" n="241"/> <p>12. August. Heute hatten wir bis <hi rendition="#aq">Arax</hi>, dem russischen Grenzorte, zwar nur eine Station, aber eine Station von eilf Stunden. Wir folgten dem Laufe eines kleinen Baches, der sich durch öde Schluchten und Thäler wand; nicht einmal ein Dörfchen lag im Wege, und außer einigen kleinen Mühlen und den Ruinen einer Moschee sah ich kein Gebäude mehr im persischen Reiche. — Persien ist überhaupt des Wassermangels wegen sehr wenig bevölkert, und kein Land der Welt hat mehr Berge und weniger Flüsse als Persien. Deßhalb ist die Luft auch sehr trocken und heiß.</p> <p>Das Thal, in welchem <hi rendition="#aq">Arax</hi> liegt, ist groß und durch die wunderbare Gestaltung der Berge und Felsen sehr pitoresk. Weit im Hintergrunde erheben sich hohe Gebirge, worunter der Ararat mit mehr denn 16,000 Fuß, und im Thale selbst steigen viele einzelne Felsberge wie Wände und Thürme empor. Der bedeutendste darunter, ein schöner, spitzer Felskegel von wenigstens tausend Fuß Höhe, heist der Schlangenberg oder Ilan-nidag.</p> <p>Nahe an den Vorgebirgen strömt der Fluß Aras oder Araxes. Er scheidet Armenien von Medien, hat einen schrecklichen Fall und wirft hohe Wellen. Hier bildet er die Gränze zwischen dem persischen und russischen Gebiete. Wir setzten über ihn in einem Boote. Am jenseitigen Ufer liegen einige Häuschen, an welchen man angehalten wird, und wo man sich ausweisen muß, daß man kein Räuber und Mörder, ganz besonders aber kein politisch gefährlicher Mensch sei. Nebenbei wird man auch hier auf einige Zeit in die Quarantaine gesperrt, wenn </p> </div> </body> </text> </TEI> [241/0249]
12. August. Heute hatten wir bis Arax, dem russischen Grenzorte, zwar nur eine Station, aber eine Station von eilf Stunden. Wir folgten dem Laufe eines kleinen Baches, der sich durch öde Schluchten und Thäler wand; nicht einmal ein Dörfchen lag im Wege, und außer einigen kleinen Mühlen und den Ruinen einer Moschee sah ich kein Gebäude mehr im persischen Reiche. — Persien ist überhaupt des Wassermangels wegen sehr wenig bevölkert, und kein Land der Welt hat mehr Berge und weniger Flüsse als Persien. Deßhalb ist die Luft auch sehr trocken und heiß.
Das Thal, in welchem Arax liegt, ist groß und durch die wunderbare Gestaltung der Berge und Felsen sehr pitoresk. Weit im Hintergrunde erheben sich hohe Gebirge, worunter der Ararat mit mehr denn 16,000 Fuß, und im Thale selbst steigen viele einzelne Felsberge wie Wände und Thürme empor. Der bedeutendste darunter, ein schöner, spitzer Felskegel von wenigstens tausend Fuß Höhe, heist der Schlangenberg oder Ilan-nidag.
Nahe an den Vorgebirgen strömt der Fluß Aras oder Araxes. Er scheidet Armenien von Medien, hat einen schrecklichen Fall und wirft hohe Wellen. Hier bildet er die Gränze zwischen dem persischen und russischen Gebiete. Wir setzten über ihn in einem Boote. Am jenseitigen Ufer liegen einige Häuschen, an welchen man angehalten wird, und wo man sich ausweisen muß, daß man kein Räuber und Mörder, ganz besonders aber kein politisch gefährlicher Mensch sei. Nebenbei wird man auch hier auf einige Zeit in die Quarantaine gesperrt, wenn
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/249>, abgerufen am 16.07.2024. |