Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.große, schwarze Maulbeeren zur Erfrischung. Später bekam ich eine kräftige Suppe mit etwas Fleisch, fette saure Milch und gutes Brot, alles in reinlichem Geschirr; was aber dem Ganzen die Krone aufsetzte, war, daß sich die Leute, sobald sie mir die Speisen vorgesetzt hatten, entfernten und mich nicht wie ein fremdes Thier begafften. Als ich die vortrefflichen Menschen bezahlen wollte, nahmen sie durchaus nichts an. Erst am folgenden Morgen ward mir Gelegenheit, ihnen zu vergelten, was sie an mir gethan hatten. Ich nahm zwei Männer aus der Familie zur Begleitung über die Berge und gab ihnen dann das doppelte von dem, was man gewöhnlich gibt. Sie dankten mir mit rührender Herzlichkeit und wünschten mir Glück und Segen zur Fortsetzung meiner Reise. 2. August. Die gefährliche Passage über die öden, verrufenen Gebirge währte bei drei Stunden. Meine zwei bewaffneten Männer hätten mir zwar wenig Schutz gegen eine Bande von Räubern gewährt; allein durch sie ward mir die Reise doch minder schauerlich, als wenn ich mit meinem alten Führer allein gewesen wäre. Wir begegneten mehreren großen Karavanen, die aber alle nach Oromia zurückgingen. Als wir die Gebirge überstiegen hatten, verließen uns die beiden Männer. Wir kamen in ungeheure Thäler, die von der Natur ganz vergessen schienen und von den Menschen geflohen waren. Die Gefahr hatten wir, nach meiner Meinung, noch nicht im geringsten überstanden. Und richtig, als wir in einem dieser öden Thäler an drei verfallenen Hütten vorbei kamen, stürzten mehrere Kerls hervor, fielen unsern Pferden in die Zügel und befühlten große, schwarze Maulbeeren zur Erfrischung. Später bekam ich eine kräftige Suppe mit etwas Fleisch, fette saure Milch und gutes Brot, alles in reinlichem Geschirr; was aber dem Ganzen die Krone aufsetzte, war, daß sich die Leute, sobald sie mir die Speisen vorgesetzt hatten, entfernten und mich nicht wie ein fremdes Thier begafften. Als ich die vortrefflichen Menschen bezahlen wollte, nahmen sie durchaus nichts an. Erst am folgenden Morgen ward mir Gelegenheit, ihnen zu vergelten, was sie an mir gethan hatten. Ich nahm zwei Männer aus der Familie zur Begleitung über die Berge und gab ihnen dann das doppelte von dem, was man gewöhnlich gibt. Sie dankten mir mit rührender Herzlichkeit und wünschten mir Glück und Segen zur Fortsetzung meiner Reise. 2. August. Die gefährliche Passage über die öden, verrufenen Gebirge währte bei drei Stunden. Meine zwei bewaffneten Männer hätten mir zwar wenig Schutz gegen eine Bande von Räubern gewährt; allein durch sie ward mir die Reise doch minder schauerlich, als wenn ich mit meinem alten Führer allein gewesen wäre. Wir begegneten mehreren großen Karavanen, die aber alle nach Oromia zurückgingen. Als wir die Gebirge überstiegen hatten, verließen uns die beiden Männer. Wir kamen in ungeheure Thäler, die von der Natur ganz vergessen schienen und von den Menschen geflohen waren. Die Gefahr hatten wir, nach meiner Meinung, noch nicht im geringsten überstanden. Und richtig, als wir in einem dieser öden Thäler an drei verfallenen Hütten vorbei kamen, stürzten mehrere Kerls hervor, fielen unsern Pferden in die Zügel und befühlten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0221" n="213"/> große, schwarze Maulbeeren zur Erfrischung. Später bekam ich eine kräftige Suppe mit etwas Fleisch, fette saure Milch und gutes Brot, alles in reinlichem Geschirr; was aber dem Ganzen die Krone aufsetzte, war, daß sich die Leute, sobald sie mir die Speisen vorgesetzt hatten, entfernten und mich nicht wie ein fremdes Thier begafften. Als ich die vortrefflichen Menschen bezahlen wollte, nahmen sie durchaus nichts an. Erst am folgenden Morgen ward mir Gelegenheit, ihnen zu vergelten, was sie an mir gethan hatten. Ich nahm zwei Männer aus der Familie zur Begleitung über die Berge und gab ihnen dann das doppelte von dem, was man gewöhnlich gibt. Sie dankten mir mit rührender Herzlichkeit und wünschten mir Glück und Segen zur Fortsetzung meiner Reise.</p> <p>2. August. Die gefährliche Passage über die öden, verrufenen Gebirge währte bei drei Stunden. Meine zwei bewaffneten Männer hätten mir zwar wenig Schutz gegen eine Bande von Räubern gewährt; allein durch sie ward mir die Reise doch minder schauerlich, als wenn ich mit meinem alten Führer allein gewesen wäre. Wir begegneten mehreren großen Karavanen, die aber alle nach <hi rendition="#aq">Oromia</hi> zurückgingen.</p> <p>Als wir die Gebirge überstiegen hatten, verließen uns die beiden Männer. Wir kamen in ungeheure Thäler, die von der Natur ganz vergessen schienen und von den Menschen geflohen waren. Die Gefahr hatten wir, nach meiner Meinung, noch nicht im geringsten überstanden. Und richtig, als wir in einem dieser öden Thäler an drei verfallenen Hütten vorbei kamen, stürzten mehrere Kerls hervor, fielen unsern Pferden in die Zügel und befühlten </p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0221]
große, schwarze Maulbeeren zur Erfrischung. Später bekam ich eine kräftige Suppe mit etwas Fleisch, fette saure Milch und gutes Brot, alles in reinlichem Geschirr; was aber dem Ganzen die Krone aufsetzte, war, daß sich die Leute, sobald sie mir die Speisen vorgesetzt hatten, entfernten und mich nicht wie ein fremdes Thier begafften. Als ich die vortrefflichen Menschen bezahlen wollte, nahmen sie durchaus nichts an. Erst am folgenden Morgen ward mir Gelegenheit, ihnen zu vergelten, was sie an mir gethan hatten. Ich nahm zwei Männer aus der Familie zur Begleitung über die Berge und gab ihnen dann das doppelte von dem, was man gewöhnlich gibt. Sie dankten mir mit rührender Herzlichkeit und wünschten mir Glück und Segen zur Fortsetzung meiner Reise.
2. August. Die gefährliche Passage über die öden, verrufenen Gebirge währte bei drei Stunden. Meine zwei bewaffneten Männer hätten mir zwar wenig Schutz gegen eine Bande von Räubern gewährt; allein durch sie ward mir die Reise doch minder schauerlich, als wenn ich mit meinem alten Führer allein gewesen wäre. Wir begegneten mehreren großen Karavanen, die aber alle nach Oromia zurückgingen.
Als wir die Gebirge überstiegen hatten, verließen uns die beiden Männer. Wir kamen in ungeheure Thäler, die von der Natur ganz vergessen schienen und von den Menschen geflohen waren. Die Gefahr hatten wir, nach meiner Meinung, noch nicht im geringsten überstanden. Und richtig, als wir in einem dieser öden Thäler an drei verfallenen Hütten vorbei kamen, stürzten mehrere Kerls hervor, fielen unsern Pferden in die Zügel und befühlten
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/221>, abgerufen am 19.07.2024. |