Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Weges, als plötzlich ein Schwarm Berittener im größten Galopp auf uns angesprengt kamen: es waren sieben tüchtig bewaffnete und fünf unbewaffnete Männer. Die ersteren trugen Lanzen, Säbel, Dolche, Messer, Pistolen und kleine Schilde, und waren wie das gemeine Volk gekleidet, mit Ausnahme der Turbane, die sie mit einfachen persischen Shawls umwunden hatten. Ich dachte, sie seien Räuber. Sie hielten uns an, umstellten uns von allen Seiten und frugen dann, woher wir kämen, wohin wir zögen und was für Waaren geladen seien. Nach erhaltener Auskunft ließen sie uns ruhig weiter ziehen. Anfangs konnte ich mir das Ding gar nicht erklären; als wir aber im Laufe dieses Tages noch mehrmals auf dieselbe Art angehalten wurden, schloß ich daraus, daß es dienstthuende Soldaten sein müßten. Wir blieben zu Coromaduda über Nacht. 21. Juli. Wege und Ansichten wie gestern. -- Auch heute hielt uns ein Trupp Soldaten an, und diesmal schien die Sache sehr bedenklich zu werden. Ali mußte einige unrichtige Angaben gemacht haben. Man bemächtigte sich seiner beiden Lastthiere, warf die Ladung herunter und einer der Soldaten befahl, sie fortzuführen. Der arme Ali bat und flehte ganz jämmerlich. Er wies auf mich und sagte, daß alles mein gehöre, und daß man mit mir, als einer hilflosen Frau, doch Mitleid haben möge. Der Soldat wandte sich nun an mich und frug, ob dies wahr sei. Ich hielt es nicht für gerathen, mich als Eigenthümerin auszugeben und that wieder, als verstände ich kein Wort, stellte mich aber sehr betroffen und traurig. Ali fing gar an zu weinen. Unsere Lage wäre auch wirklich Weges, als plötzlich ein Schwarm Berittener im größten Galopp auf uns angesprengt kamen: es waren sieben tüchtig bewaffnete und fünf unbewaffnete Männer. Die ersteren trugen Lanzen, Säbel, Dolche, Messer, Pistolen und kleine Schilde, und waren wie das gemeine Volk gekleidet, mit Ausnahme der Turbane, die sie mit einfachen persischen Shawls umwunden hatten. Ich dachte, sie seien Räuber. Sie hielten uns an, umstellten uns von allen Seiten und frugen dann, woher wir kämen, wohin wir zögen und was für Waaren geladen seien. Nach erhaltener Auskunft ließen sie uns ruhig weiter ziehen. Anfangs konnte ich mir das Ding gar nicht erklären; als wir aber im Laufe dieses Tages noch mehrmals auf dieselbe Art angehalten wurden, schloß ich daraus, daß es dienstthuende Soldaten sein müßten. Wir blieben zu Coromaduda über Nacht. 21. Juli. Wege und Ansichten wie gestern. — Auch heute hielt uns ein Trupp Soldaten an, und diesmal schien die Sache sehr bedenklich zu werden. Ali mußte einige unrichtige Angaben gemacht haben. Man bemächtigte sich seiner beiden Lastthiere, warf die Ladung herunter und einer der Soldaten befahl, sie fortzuführen. Der arme Ali bat und flehte ganz jämmerlich. Er wies auf mich und sagte, daß alles mein gehöre, und daß man mit mir, als einer hilflosen Frau, doch Mitleid haben möge. Der Soldat wandte sich nun an mich und frug, ob dies wahr sei. Ich hielt es nicht für gerathen, mich als Eigenthümerin auszugeben und that wieder, als verstände ich kein Wort, stellte mich aber sehr betroffen und traurig. Ali fing gar an zu weinen. Unsere Lage wäre auch wirklich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0202" n="194"/> Weges, als plötzlich ein Schwarm Berittener im größten Galopp auf uns angesprengt kamen: es waren sieben tüchtig bewaffnete und fünf unbewaffnete Männer. Die ersteren trugen Lanzen, Säbel, Dolche, Messer, Pistolen und kleine Schilde, und waren wie das gemeine Volk gekleidet, mit Ausnahme der Turbane, die sie mit einfachen persischen Shawls umwunden hatten. Ich dachte, sie seien Räuber. Sie hielten uns an, umstellten uns von allen Seiten und frugen dann, woher wir kämen, wohin wir zögen und was für Waaren geladen seien. Nach erhaltener Auskunft ließen sie uns ruhig weiter ziehen. Anfangs konnte ich mir das Ding gar nicht erklären; als wir aber im Laufe dieses Tages noch mehrmals auf dieselbe Art angehalten wurden, schloß ich daraus, daß es dienstthuende Soldaten sein müßten.</p> <p>Wir blieben zu <hi rendition="#aq">Coromaduda</hi> über Nacht.</p> <p>21. Juli. Wege und Ansichten wie gestern. — Auch heute hielt uns ein Trupp Soldaten an, und diesmal schien die Sache sehr bedenklich zu werden. Ali mußte einige unrichtige Angaben gemacht haben. Man bemächtigte sich seiner beiden Lastthiere, warf die Ladung herunter und einer der Soldaten befahl, sie fortzuführen. Der arme Ali bat und flehte ganz jämmerlich. Er wies auf mich und sagte, daß alles mein gehöre, und daß man mit mir, als einer hilflosen Frau, doch Mitleid haben möge. Der Soldat wandte sich nun an mich und frug, ob dies wahr sei. Ich hielt es nicht für gerathen, mich als Eigenthümerin auszugeben und that wieder, als verstände ich kein Wort, stellte mich aber sehr betroffen und traurig. Ali fing gar an zu weinen. Unsere Lage wäre auch wirklich </p> </div> </body> </text> </TEI> [194/0202]
Weges, als plötzlich ein Schwarm Berittener im größten Galopp auf uns angesprengt kamen: es waren sieben tüchtig bewaffnete und fünf unbewaffnete Männer. Die ersteren trugen Lanzen, Säbel, Dolche, Messer, Pistolen und kleine Schilde, und waren wie das gemeine Volk gekleidet, mit Ausnahme der Turbane, die sie mit einfachen persischen Shawls umwunden hatten. Ich dachte, sie seien Räuber. Sie hielten uns an, umstellten uns von allen Seiten und frugen dann, woher wir kämen, wohin wir zögen und was für Waaren geladen seien. Nach erhaltener Auskunft ließen sie uns ruhig weiter ziehen. Anfangs konnte ich mir das Ding gar nicht erklären; als wir aber im Laufe dieses Tages noch mehrmals auf dieselbe Art angehalten wurden, schloß ich daraus, daß es dienstthuende Soldaten sein müßten.
Wir blieben zu Coromaduda über Nacht.
21. Juli. Wege und Ansichten wie gestern. — Auch heute hielt uns ein Trupp Soldaten an, und diesmal schien die Sache sehr bedenklich zu werden. Ali mußte einige unrichtige Angaben gemacht haben. Man bemächtigte sich seiner beiden Lastthiere, warf die Ladung herunter und einer der Soldaten befahl, sie fortzuführen. Der arme Ali bat und flehte ganz jämmerlich. Er wies auf mich und sagte, daß alles mein gehöre, und daß man mit mir, als einer hilflosen Frau, doch Mitleid haben möge. Der Soldat wandte sich nun an mich und frug, ob dies wahr sei. Ich hielt es nicht für gerathen, mich als Eigenthümerin auszugeben und that wieder, als verstände ich kein Wort, stellte mich aber sehr betroffen und traurig. Ali fing gar an zu weinen. Unsere Lage wäre auch wirklich
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