Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Platz war aber so klein und das kunstvolle Zelt so schwach, daß ich mich stets in sitzender Stellung ruhig verhalten mußte, um es nicht durch die leiseste Berührung zum Einsturze zu bringen. Wie beneidete ich die Missionäre und Naturforscher, die ihre beschwerlichen Reisen mit Packpferden, Zelten, Lebensmitteln und Dienern unternehmen, -- und später erst, als die Hitze immer höher bis über vierzig Grad stieg, ich mich laben wollte und nichts hatte als lauwarmes Wasser, hartes Brod, das ich in's Wasser tauchen mußte, um es genießbar zu machen, und eine Gurke ohne Salz und Essig!! Doch Muth und Ausdauer verließen mich nicht, so daß ich es nie auch nur einen Augenblick bereute, mich diesen Beschwerden ausgesetzt zu haben. Abends um acht Uhr wurde aufgebrochen, um vier Uhr Morgens zu Deli-Abas Halt gemacht. Die niedere Gebirgskette blieb uns zur Seite. Von Deli-Abas überschritten wir den Fluß-Hassel auf einer gemauerten Brücke. 20. Juni. Hier fanden wir zwar einen Chan; er war aber so zerstört, daß wir außer demselben kampiren mußten, da bei solchen Ruinen Schlangen und Skorpionen zu fürchten sind. In der Nähe des Chans lagen einige Dutzend schmutziger Araber-Zelte. Der Wunsch nach etwas mehr als Brod und Gurken oder alten, halbverdorbenen Datteln überwand den Ekel, und ich kroch in mehrere dieser Behausungen. Die Bewohner boten mir Buttermilch und Brod an. Außerdem besaßen sie Hühner, die mit ihren Jungen in den Zelten umherspazierten und emsig nach Nahrung suchten. Gerne hätte ich eines der letzteren erhandelt; aber ich war nicht augelegt, es selbst zu tödten Platz war aber so klein und das kunstvolle Zelt so schwach, daß ich mich stets in sitzender Stellung ruhig verhalten mußte, um es nicht durch die leiseste Berührung zum Einsturze zu bringen. Wie beneidete ich die Missionäre und Naturforscher, die ihre beschwerlichen Reisen mit Packpferden, Zelten, Lebensmitteln und Dienern unternehmen, — und später erst, als die Hitze immer höher bis über vierzig Grad stieg, ich mich laben wollte und nichts hatte als lauwarmes Wasser, hartes Brod, das ich in’s Wasser tauchen mußte, um es genießbar zu machen, und eine Gurke ohne Salz und Essig!! Doch Muth und Ausdauer verließen mich nicht, so daß ich es nie auch nur einen Augenblick bereute, mich diesen Beschwerden ausgesetzt zu haben. Abends um acht Uhr wurde aufgebrochen, um vier Uhr Morgens zu Deli-Abas Halt gemacht. Die niedere Gebirgskette blieb uns zur Seite. Von Deli-Abas überschritten wir den Fluß-Hassel auf einer gemauerten Brücke. 20. Juni. Hier fanden wir zwar einen Chan; er war aber so zerstört, daß wir außer demselben kampiren mußten, da bei solchen Ruinen Schlangen und Skorpionen zu fürchten sind. In der Nähe des Chans lagen einige Dutzend schmutziger Araber-Zelte. Der Wunsch nach etwas mehr als Brod und Gurken oder alten, halbverdorbenen Datteln überwand den Ekel, und ich kroch in mehrere dieser Behausungen. Die Bewohner boten mir Buttermilch und Brod an. Außerdem besaßen sie Hühner, die mit ihren Jungen in den Zelten umherspazierten und emsig nach Nahrung suchten. Gerne hätte ich eines der letzteren erhandelt; aber ich war nicht augelegt, es selbst zu tödten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="152"/> Platz war aber so klein und das kunstvolle Zelt so schwach, daß ich mich stets in sitzender Stellung ruhig verhalten mußte, um es nicht durch die leiseste Berührung zum Einsturze zu bringen. 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Platz war aber so klein und das kunstvolle Zelt so schwach, daß ich mich stets in sitzender Stellung ruhig verhalten mußte, um es nicht durch die leiseste Berührung zum Einsturze zu bringen. Wie beneidete ich die Missionäre und Naturforscher, die ihre beschwerlichen Reisen mit Packpferden, Zelten, Lebensmitteln und Dienern unternehmen, — und später erst, als die Hitze immer höher bis über vierzig Grad stieg, ich mich laben wollte und nichts hatte als lauwarmes Wasser, hartes Brod, das ich in’s Wasser tauchen mußte, um es genießbar zu machen, und eine Gurke ohne Salz und Essig!! Doch Muth und Ausdauer verließen mich nicht, so daß ich es nie auch nur einen Augenblick bereute, mich diesen Beschwerden ausgesetzt zu haben.
Abends um acht Uhr wurde aufgebrochen, um vier Uhr Morgens zu Deli-Abas Halt gemacht. Die niedere Gebirgskette blieb uns zur Seite. Von Deli-Abas überschritten wir den Fluß-Hassel auf einer gemauerten Brücke.
20. Juni. Hier fanden wir zwar einen Chan; er war aber so zerstört, daß wir außer demselben kampiren mußten, da bei solchen Ruinen Schlangen und Skorpionen zu fürchten sind. In der Nähe des Chans lagen einige Dutzend schmutziger Araber-Zelte. Der Wunsch nach etwas mehr als Brod und Gurken oder alten, halbverdorbenen Datteln überwand den Ekel, und ich kroch in mehrere dieser Behausungen. Die Bewohner boten mir Buttermilch und Brod an. Außerdem besaßen sie Hühner, die mit ihren Jungen in den Zelten umherspazierten und emsig nach Nahrung suchten. Gerne hätte ich eines der letzteren erhandelt; aber ich war nicht augelegt, es selbst zu tödten
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/160>, abgerufen am 16.07.2024. |