Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Häuser und Hütten bewiesen es. Auch hier hatte die letzte Pest den größten Theil der Einwohner dahingerafft. Jetzt gab es nur wenige, und zwar sehr arme Familien. Ich sah hier eine neue Art, Butter zu machen: der Rahm oder die dicke Milch wurde in einen ledernen Schlauch geschüttet und dieser auf dem Boden so lange hin und her gerüttelt, bis sich die Substanz der Milch zusammenballte. Die Butter, welche weiß wie Schnee war, und die ich, wenn sie nicht vor meinen Augen gemacht worden wäre, für Schweinefett gehalten hätte, wurde dann zur Aufbewahrung in einen anderen mit Wasser gefüllten Schlauch gegeben. Diesen Abend setzten wir uns erst um zehn Uhr in Bewegung und ritten eilf Stunden unausgesetzt bis Uesi. Die Gegend war minder öde als jene von Bagdad nach Jengitsche. Wir sahen zwar keine Ortschaften am Wege; allein Hundegebell und kleine Palmen ruppen ließen uns solche in der Nähe vermuthen. Bei Sonnenaufgang erfreute uns der Anblick einer niedrigen Gebirgskette, und kleine Hügelreihen unterbrachen zeitweise die langweilige Ebene. 19. Juni. Gestern war ich mit dem Chan zu Jengitsche nicht ganz zufrieden gewesen, heute hätte ich Gott für einen noch viel schlechteren gedankt, da wir doch einigermaßen Schutz vor den unbarmherzigen Sonnenstrahlen gehabt hätten; so aber wurde unser Lager auf Stoppelfeldern, weit entfernt von menschlichen Wohnungen, aufgeschlagen. Mein Karavanenführer legte zwar eine kleine Decke über ein Paar eingeschlagene Stöckchen und suchte mir dadurch wenigstens einigen Schatten zu bereiten; der Häuser und Hütten bewiesen es. Auch hier hatte die letzte Pest den größten Theil der Einwohner dahingerafft. Jetzt gab es nur wenige, und zwar sehr arme Familien. Ich sah hier eine neue Art, Butter zu machen: der Rahm oder die dicke Milch wurde in einen ledernen Schlauch geschüttet und dieser auf dem Boden so lange hin und her gerüttelt, bis sich die Substanz der Milch zusammenballte. Die Butter, welche weiß wie Schnee war, und die ich, wenn sie nicht vor meinen Augen gemacht worden wäre, für Schweinefett gehalten hätte, wurde dann zur Aufbewahrung in einen anderen mit Wasser gefüllten Schlauch gegeben. Diesen Abend setzten wir uns erst um zehn Uhr in Bewegung und ritten eilf Stunden unausgesetzt bis Uesi. Die Gegend war minder öde als jene von Bagdad nach Jengitsché. Wir sahen zwar keine Ortschaften am Wege; allein Hundegebell und kleine Palmen ruppen ließen uns solche in der Nähe vermuthen. Bei Sonnenaufgang erfreute uns der Anblick einer niedrigen Gebirgskette, und kleine Hügelreihen unterbrachen zeitweise die langweilige Ebene. 19. Juni. Gestern war ich mit dem Chan zu Jengitsché nicht ganz zufrieden gewesen, heute hätte ich Gott für einen noch viel schlechteren gedankt, da wir doch einigermaßen Schutz vor den unbarmherzigen Sonnenstrahlen gehabt hätten; so aber wurde unser Lager auf Stoppelfeldern, weit entfernt von menschlichen Wohnungen, aufgeschlagen. Mein Karavanenführer legte zwar eine kleine Decke über ein Paar eingeschlagene Stöckchen und suchte mir dadurch wenigstens einigen Schatten zu bereiten; der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0159" n="151"/> Häuser und Hütten bewiesen es. Auch hier hatte die letzte Pest den größten Theil der Einwohner dahingerafft. Jetzt gab es nur wenige, und zwar sehr arme Familien.</p> <p>Ich sah hier eine neue Art, Butter zu machen: der Rahm oder die dicke Milch wurde in einen ledernen Schlauch geschüttet und dieser auf dem Boden so lange hin und her gerüttelt, bis sich die Substanz der Milch zusammenballte. Die Butter, welche weiß wie Schnee war, und die ich, wenn sie nicht vor meinen Augen gemacht worden wäre, für Schweinefett gehalten hätte, wurde dann zur Aufbewahrung in einen anderen mit Wasser gefüllten Schlauch gegeben.</p> <p>Diesen Abend setzten wir uns erst um zehn Uhr in Bewegung und ritten eilf Stunden unausgesetzt bis <hi rendition="#aq">Uesi</hi>. Die Gegend war minder öde als jene von <hi rendition="#aq">Bagdad</hi> nach <hi rendition="#aq">Jengitsché</hi>. Wir sahen zwar keine Ortschaften am Wege; allein Hundegebell und kleine Palmen ruppen ließen uns solche in der Nähe vermuthen. Bei Sonnenaufgang erfreute uns der Anblick einer niedrigen Gebirgskette, und kleine Hügelreihen unterbrachen zeitweise die langweilige Ebene.</p> <p>19. Juni. Gestern war ich mit dem Chan zu <hi rendition="#aq">Jengitsché</hi> nicht ganz zufrieden gewesen, heute hätte ich Gott für einen noch viel schlechteren gedankt, da wir doch einigermaßen Schutz vor den unbarmherzigen Sonnenstrahlen gehabt hätten; so aber wurde unser Lager auf Stoppelfeldern, weit entfernt von menschlichen Wohnungen, aufgeschlagen. Mein Karavanenführer legte zwar eine kleine Decke über ein Paar eingeschlagene Stöckchen und suchte mir dadurch wenigstens einigen Schatten zu bereiten; der </p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0159]
Häuser und Hütten bewiesen es. Auch hier hatte die letzte Pest den größten Theil der Einwohner dahingerafft. Jetzt gab es nur wenige, und zwar sehr arme Familien.
Ich sah hier eine neue Art, Butter zu machen: der Rahm oder die dicke Milch wurde in einen ledernen Schlauch geschüttet und dieser auf dem Boden so lange hin und her gerüttelt, bis sich die Substanz der Milch zusammenballte. Die Butter, welche weiß wie Schnee war, und die ich, wenn sie nicht vor meinen Augen gemacht worden wäre, für Schweinefett gehalten hätte, wurde dann zur Aufbewahrung in einen anderen mit Wasser gefüllten Schlauch gegeben.
Diesen Abend setzten wir uns erst um zehn Uhr in Bewegung und ritten eilf Stunden unausgesetzt bis Uesi. Die Gegend war minder öde als jene von Bagdad nach Jengitsché. Wir sahen zwar keine Ortschaften am Wege; allein Hundegebell und kleine Palmen ruppen ließen uns solche in der Nähe vermuthen. Bei Sonnenaufgang erfreute uns der Anblick einer niedrigen Gebirgskette, und kleine Hügelreihen unterbrachen zeitweise die langweilige Ebene.
19. Juni. Gestern war ich mit dem Chan zu Jengitsché nicht ganz zufrieden gewesen, heute hätte ich Gott für einen noch viel schlechteren gedankt, da wir doch einigermaßen Schutz vor den unbarmherzigen Sonnenstrahlen gehabt hätten; so aber wurde unser Lager auf Stoppelfeldern, weit entfernt von menschlichen Wohnungen, aufgeschlagen. Mein Karavanenführer legte zwar eine kleine Decke über ein Paar eingeschlagene Stöckchen und suchte mir dadurch wenigstens einigen Schatten zu bereiten; der
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/159>, abgerufen am 16.02.2025. |