Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

außerordentliches, ja sie gehen so weit, ihn von den Zeiten der hängenden Gärten herzuleiten, wollen schmerzlich melancholische Töne vernehmen wenn der Wind sein loses Spiel in den Zweigen treibt u. s. w. Bei Gott ist zwar alles möglich; daß aber dieses halbverkrüppelte Bäumchen, das sich kaum zu einer Höhe von achtzehn Fuß erhebt, und dessen elender Stamm höchstens neun Zoll im Durchmesser hat, dreitausend volle Jahre zählen soll, scheint mir doch etwas gar zu unwahrscheinlich!! --

Die Umgebung von Babylon soll einst so blühend und fruchtbar gewesen sein, daß man sie das Paradies von Chaldäa nannte. Auch diese Fruchtbarkeit ging mit den Gebäuden zu Grabe.

Als ich alles genau besehen hatte, ritt ich noch bis Hilla, jenseits des Euphrat. Ueber den Strom, der hier vierhundertdreißig Fuß breit ist, führt eine der elendsten Schiffbrücken von sechsundvierzig Booten. Von einem Boote zum andern sind Bretter und Stämme gelegt, die sich bei jedem Schritte auf- und niederwärts bewegen, kein Geländer ist zur Seite und der Raum so bemessen, daß sich zwei Reiter kaum ausweichen können. Die Ansichten längs des Flusses sind sehr reizend, die Vegetation fand ich hier noch reich, und einige Moscheen und hübsche Gebäude bringen Leben in die blühende Landschaft.

In Hilla nahm mich ein reicher Araber auf. Da sich die Sonne schon mächtig dem Untergange nahte, wies man mir statt eines Zimmers eine herrliche Terrasse an. Man sandte mir zum Abendimbisse einen köstlichen Pilav, gebratenes Lammfleisch und gedünstetes Gemüse, zum Getränke Wasser und saure Milch.

außerordentliches, ja sie gehen so weit, ihn von den Zeiten der hängenden Gärten herzuleiten, wollen schmerzlich melancholische Töne vernehmen wenn der Wind sein loses Spiel in den Zweigen treibt u. s. w. Bei Gott ist zwar alles möglich; daß aber dieses halbverkrüppelte Bäumchen, das sich kaum zu einer Höhe von achtzehn Fuß erhebt, und dessen elender Stamm höchstens neun Zoll im Durchmesser hat, dreitausend volle Jahre zählen soll, scheint mir doch etwas gar zu unwahrscheinlich!! —

Die Umgebung von Babylon soll einst so blühend und fruchtbar gewesen sein, daß man sie das Paradies von Chaldäa nannte. Auch diese Fruchtbarkeit ging mit den Gebäuden zu Grabe.

Als ich alles genau besehen hatte, ritt ich noch bis Hilla, jenseits des Euphrat. Ueber den Strom, der hier vierhundertdreißig Fuß breit ist, führt eine der elendsten Schiffbrücken von sechsundvierzig Booten. Von einem Boote zum andern sind Bretter und Stämme gelegt, die sich bei jedem Schritte auf- und niederwärts bewegen, kein Geländer ist zur Seite und der Raum so bemessen, daß sich zwei Reiter kaum ausweichen können. Die Ansichten längs des Flusses sind sehr reizend, die Vegetation fand ich hier noch reich, und einige Moscheen und hübsche Gebäude bringen Leben in die blühende Landschaft.

In Hilla nahm mich ein reicher Araber auf. Da sich die Sonne schon mächtig dem Untergange nahte, wies man mir statt eines Zimmers eine herrliche Terrasse an. Man sandte mir zum Abendimbisse einen köstlichen Pilav, gebratenes Lammfleisch und gedünstetes Gemüse, zum Getränke Wasser und saure Milch.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0149" n="141"/>
außerordentliches, ja sie gehen so weit, ihn von den Zeiten der hängenden Gärten herzuleiten, wollen schmerzlich melancholische Töne vernehmen wenn der Wind sein loses Spiel in den Zweigen treibt u. s. w. Bei Gott ist zwar alles möglich; daß aber dieses halbverkrüppelte Bäumchen, das sich kaum zu einer Höhe von achtzehn Fuß erhebt, und dessen elender Stamm höchstens neun Zoll im Durchmesser hat, dreitausend volle Jahre zählen soll, scheint mir doch etwas gar zu unwahrscheinlich!! &#x2014;</p>
        <p>Die Umgebung von <hi rendition="#aq">Babylon</hi> soll einst so blühend und fruchtbar gewesen sein, daß man sie das Paradies von Chaldäa nannte. Auch diese Fruchtbarkeit ging mit den Gebäuden zu Grabe.</p>
        <p>Als ich alles genau besehen hatte, ritt ich noch bis <hi rendition="#aq">Hilla</hi>, jenseits des Euphrat. Ueber den Strom, der hier vierhundertdreißig Fuß breit ist, führt eine der elendsten Schiffbrücken von sechsundvierzig Booten. Von einem Boote zum andern sind Bretter und Stämme gelegt, die sich bei jedem Schritte auf- und niederwärts bewegen, kein Geländer ist zur Seite und der Raum so bemessen, daß sich zwei Reiter kaum ausweichen können. Die Ansichten längs des Flusses sind sehr reizend, die Vegetation fand ich hier noch reich, und einige Moscheen und hübsche Gebäude bringen Leben in die blühende Landschaft.</p>
        <p>In <hi rendition="#aq">Hilla</hi> nahm mich ein reicher Araber auf. Da sich die Sonne schon mächtig dem Untergange nahte, wies man mir statt eines Zimmers eine herrliche Terrasse an. Man sandte mir zum Abendimbisse einen köstlichen Pilav, gebratenes Lammfleisch und gedünstetes Gemüse, zum Getränke Wasser und saure Milch.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0149] außerordentliches, ja sie gehen so weit, ihn von den Zeiten der hängenden Gärten herzuleiten, wollen schmerzlich melancholische Töne vernehmen wenn der Wind sein loses Spiel in den Zweigen treibt u. s. w. Bei Gott ist zwar alles möglich; daß aber dieses halbverkrüppelte Bäumchen, das sich kaum zu einer Höhe von achtzehn Fuß erhebt, und dessen elender Stamm höchstens neun Zoll im Durchmesser hat, dreitausend volle Jahre zählen soll, scheint mir doch etwas gar zu unwahrscheinlich!! — Die Umgebung von Babylon soll einst so blühend und fruchtbar gewesen sein, daß man sie das Paradies von Chaldäa nannte. Auch diese Fruchtbarkeit ging mit den Gebäuden zu Grabe. Als ich alles genau besehen hatte, ritt ich noch bis Hilla, jenseits des Euphrat. Ueber den Strom, der hier vierhundertdreißig Fuß breit ist, führt eine der elendsten Schiffbrücken von sechsundvierzig Booten. Von einem Boote zum andern sind Bretter und Stämme gelegt, die sich bei jedem Schritte auf- und niederwärts bewegen, kein Geländer ist zur Seite und der Raum so bemessen, daß sich zwei Reiter kaum ausweichen können. Die Ansichten längs des Flusses sind sehr reizend, die Vegetation fand ich hier noch reich, und einige Moscheen und hübsche Gebäude bringen Leben in die blühende Landschaft. In Hilla nahm mich ein reicher Araber auf. Da sich die Sonne schon mächtig dem Untergange nahte, wies man mir statt eines Zimmers eine herrliche Terrasse an. Man sandte mir zum Abendimbisse einen köstlichen Pilav, gebratenes Lammfleisch und gedünstetes Gemüse, zum Getränke Wasser und saure Milch.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/149
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/149>, abgerufen am 25.11.2024.