Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

andere Semiramis u. s. w. Man sagt, daß zu dem Baue der Stadt (ungefähr 2000 Jahre vor Christi Geburt) zwei Millionen Menschen und alle Architekten und Künstler des damals unermeßlich großen syrischen Reiches berufen wurden. Die Stadtmauern sollen hundertfünfzig Fuß hoch und zwanzig Fuß breit gewesen sein. Zweihundertfünfzig Thürme vertheidigten die Stadt, hundert eherne Thore schlossen sie, und ihr Umfang soll an sechzig Meilen betragen haben. Durch den Euphrat wurde sie in zwei Theile getheilt. Auf jeder Seite stand ein herrlicher Palast, eine kunstvolle Brücke verband die beiden Paläste, und unter der Königin Semiramis wurde sogar ein Tunnel unter dem Strome gebaut. Die größten Merkwürdigkeiten aber waren der Tempel Belus und die hängenden Gärten. Drei kolossale Figuren von gediegenem Golde, Götter vorstellend, zierten des Tempels Thurm. Die hängenden Gärten (eines der sieben Weltwunder) schreibt man Nebukadnezar zu, der sie dem Wunsche seiner Gemahlin Amytis gemäß, erbauen ließ.

Sechshundertdreißig Jahre vor Chr. Geb. stand das babylonische Reich auf dem höchsten Punkte des Glanzes. In dieser Zeit wurde es von den Chaldäern erobert. Späterhin wechselte es die persische Oberherrschaft mit der osmanischen, tartarischen und anderen, bis es seit dem Jahre 1637 nach Chr. Geb. unter der osmanischen Regierung verblieb.

Xerres ließ den Tempel Belus oder Baal zerstören, Alexander der Große wollte ihn wieder herstellen lassen; allein da zehntausend Menschen zwei Monate

andere Semiramis u. s. w. Man sagt, daß zu dem Baue der Stadt (ungefähr 2000 Jahre vor Christi Geburt) zwei Millionen Menschen und alle Architekten und Künstler des damals unermeßlich großen syrischen Reiches berufen wurden. Die Stadtmauern sollen hundertfünfzig Fuß hoch und zwanzig Fuß breit gewesen sein. Zweihundertfünfzig Thürme vertheidigten die Stadt, hundert eherne Thore schlossen sie, und ihr Umfang soll an sechzig Meilen betragen haben. Durch den Euphrat wurde sie in zwei Theile getheilt. Auf jeder Seite stand ein herrlicher Palast, eine kunstvolle Brücke verband die beiden Paläste, und unter der Königin Semiramis wurde sogar ein Tunnel unter dem Strome gebaut. Die größten Merkwürdigkeiten aber waren der Tempel Belus und die hängenden Gärten. Drei kolossale Figuren von gediegenem Golde, Götter vorstellend, zierten des Tempels Thurm. Die hängenden Gärten (eines der sieben Weltwunder) schreibt man Nebukadnezar zu, der sie dem Wunsche seiner Gemahlin Amytis gemäß, erbauen ließ.

Sechshundertdreißig Jahre vor Chr. Geb. stand das babylonische Reich auf dem höchsten Punkte des Glanzes. In dieser Zeit wurde es von den Chaldäern erobert. Späterhin wechselte es die persische Oberherrschaft mit der osmanischen, tartarischen und anderen, bis es seit dem Jahre 1637 nach Chr. Geb. unter der osmanischen Regierung verblieb.

Xerres ließ den Tempel Belus oder Baal zerstören, Alexander der Große wollte ihn wieder herstellen lassen; allein da zehntausend Menschen zwei Monate

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0147" n="139"/>
andere Semiramis u. s. w. Man sagt, daß zu dem Baue der Stadt (ungefähr 2000 Jahre vor Christi Geburt) zwei Millionen Menschen und alle Architekten und Künstler des damals unermeßlich großen syrischen Reiches berufen wurden. Die Stadtmauern sollen hundertfünfzig Fuß hoch und zwanzig Fuß breit gewesen sein. Zweihundertfünfzig Thürme vertheidigten die Stadt, hundert eherne Thore schlossen sie, und ihr Umfang soll an sechzig Meilen betragen haben. Durch den Euphrat wurde sie in zwei Theile getheilt. Auf jeder Seite stand ein herrlicher Palast, eine kunstvolle Brücke verband die beiden Paläste, und unter der Königin Semiramis wurde sogar ein Tunnel unter dem Strome gebaut. Die größten Merkwürdigkeiten aber waren der Tempel <hi rendition="#aq">Belus</hi> und die <hi rendition="#aq">hängenden Gärten</hi>. Drei kolossale Figuren von gediegenem Golde, Götter vorstellend, zierten des Tempels Thurm. Die hängenden Gärten (eines der sieben Weltwunder) schreibt man <hi rendition="#aq">Nebukadnezar</hi> zu, der sie dem Wunsche seiner Gemahlin <hi rendition="#aq">Amytis</hi> gemäß, erbauen ließ.</p>
        <p>Sechshundertdreißig Jahre vor Chr. Geb. stand das babylonische Reich auf dem höchsten Punkte des Glanzes. In dieser Zeit wurde es von den Chaldäern erobert. Späterhin wechselte es die persische Oberherrschaft mit der osmanischen, tartarischen und anderen, bis es seit dem Jahre 1637 nach Chr. Geb. unter der osmanischen Regierung verblieb.</p>
        <p>Xerres ließ den Tempel <hi rendition="#aq">Belus</hi> oder <hi rendition="#aq">Baal</hi> zerstören, Alexander der Große wollte ihn wieder herstellen lassen; allein da zehntausend Menschen zwei Monate
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0147] andere Semiramis u. s. w. Man sagt, daß zu dem Baue der Stadt (ungefähr 2000 Jahre vor Christi Geburt) zwei Millionen Menschen und alle Architekten und Künstler des damals unermeßlich großen syrischen Reiches berufen wurden. Die Stadtmauern sollen hundertfünfzig Fuß hoch und zwanzig Fuß breit gewesen sein. Zweihundertfünfzig Thürme vertheidigten die Stadt, hundert eherne Thore schlossen sie, und ihr Umfang soll an sechzig Meilen betragen haben. Durch den Euphrat wurde sie in zwei Theile getheilt. Auf jeder Seite stand ein herrlicher Palast, eine kunstvolle Brücke verband die beiden Paläste, und unter der Königin Semiramis wurde sogar ein Tunnel unter dem Strome gebaut. Die größten Merkwürdigkeiten aber waren der Tempel Belus und die hängenden Gärten. Drei kolossale Figuren von gediegenem Golde, Götter vorstellend, zierten des Tempels Thurm. Die hängenden Gärten (eines der sieben Weltwunder) schreibt man Nebukadnezar zu, der sie dem Wunsche seiner Gemahlin Amytis gemäß, erbauen ließ. Sechshundertdreißig Jahre vor Chr. Geb. stand das babylonische Reich auf dem höchsten Punkte des Glanzes. In dieser Zeit wurde es von den Chaldäern erobert. Späterhin wechselte es die persische Oberherrschaft mit der osmanischen, tartarischen und anderen, bis es seit dem Jahre 1637 nach Chr. Geb. unter der osmanischen Regierung verblieb. Xerres ließ den Tempel Belus oder Baal zerstören, Alexander der Große wollte ihn wieder herstellen lassen; allein da zehntausend Menschen zwei Monate

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/147
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/147>, abgerufen am 23.11.2024.