Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Kaffee und Thee, und zu Ende lud mich der Prinz zur Tafel ein. Ein weißes Tuch wurde auf den Boden gebreitet und große, flache Brode statt der Teller darauf gelegt, -- nur bei mir machte man eine Ausnahme: ich bekam einen Teller und Eßbesteck. Die Speisen bestanden aus vielen Fleischgerichten, darunter ein ganzes Lamm sammt dem Kopfe, das gerade nicht sehr appetitlich aussah, ferner aus mehreren Pilav's und aus einem großen gebratenen Fische. Zwischen den Speisen standen Näpfe mit dicker und verdünnter saurer Milch und mit Scherbet. In jedem Napfe lag ein großer Löffel. Das Lamm zerlegte ein Diener mit einem Messer und mit der Hand; er vertheilte die Portionen unter die Gäste, indem er jedem sein Theil auf den Brodteller legte. Gegessen wurde mit der rechten Hand. Die meisten rissen kleine Stückchen Fleisch oder Fisch ab, fuhren damit in einen der Pilavs, verkneteten sie zu einer Kugel und schoben sie in den Mund; manche aber aßen die fetten Fleischgerichte ohne Pilav, wobei ihnen das Fett über die Finger lief, die sie nach jedem gegessenen Bissen an dem Brode abwischten. Während des Essens genossen sie häufig von den Getränken, wobei sich alle desselben Löffels bedienten. Zu Ende der Mahlzeit ließ der Prinz, trotz des strengen Verbotes, Wein zu trinken, dennoch solchen herbei bringen (ich mußte zum Vorwande deinen), groß mir ein Gläschen ein und trank sebst zwei -- eines auf mein, das andere auf der Seinigen Wohl. Als ich ihm erzählte, daß ich nach Persien gehen wolle, und zwar nach Teheran, erbot er sich, einen Brief an seine Mutter zu schreiben, die sich am Hofe befände und Kaffee und Thee, und zu Ende lud mich der Prinz zur Tafel ein. Ein weißes Tuch wurde auf den Boden gebreitet und große, flache Brode statt der Teller darauf gelegt, — nur bei mir machte man eine Ausnahme: ich bekam einen Teller und Eßbesteck. Die Speisen bestanden aus vielen Fleischgerichten, darunter ein ganzes Lamm sammt dem Kopfe, das gerade nicht sehr appetitlich aussah, ferner aus mehreren Pilav’s und aus einem großen gebratenen Fische. Zwischen den Speisen standen Näpfe mit dicker und verdünnter saurer Milch und mit Scherbet. In jedem Napfe lag ein großer Löffel. Das Lamm zerlegte ein Diener mit einem Messer und mit der Hand; er vertheilte die Portionen unter die Gäste, indem er jedem sein Theil auf den Brodteller legte. Gegessen wurde mit der rechten Hand. Die meisten rissen kleine Stückchen Fleisch oder Fisch ab, fuhren damit in einen der Pilavs, verkneteten sie zu einer Kugel und schoben sie in den Mund; manche aber aßen die fetten Fleischgerichte ohne Pilav, wobei ihnen das Fett über die Finger lief, die sie nach jedem gegessenen Bissen an dem Brode abwischten. Während des Essens genossen sie häufig von den Getränken, wobei sich alle desselben Löffels bedienten. Zu Ende der Mahlzeit ließ der Prinz, trotz des strengen Verbotes, Wein zu trinken, dennoch solchen herbei bringen (ich mußte zum Vorwande deinen), groß mir ein Gläschen ein und trank sebst zwei — eines auf mein, das andere auf der Seinigen Wohl. Als ich ihm erzählte, daß ich nach Persien gehen wolle, und zwar nach Teheran, erbot er sich, einen Brief an seine Mutter zu schreiben, die sich am Hofe befände und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0140" n="132"/> Kaffee und Thee, und zu Ende lud mich der Prinz zur Tafel ein. Ein weißes Tuch wurde auf den Boden gebreitet und große, flache Brode statt der Teller darauf gelegt, — nur bei mir machte man eine Ausnahme: ich bekam einen Teller und Eßbesteck. Die Speisen bestanden aus vielen Fleischgerichten, darunter ein ganzes Lamm sammt dem Kopfe, das gerade nicht sehr appetitlich aussah, ferner aus mehreren Pilav’s und aus einem großen gebratenen Fische. Zwischen den Speisen standen Näpfe mit dicker und verdünnter saurer Milch und mit Scherbet. In jedem Napfe lag ein großer Löffel. Das Lamm zerlegte ein Diener mit einem Messer und mit der Hand; er vertheilte die Portionen unter die Gäste, indem er jedem sein Theil auf den Brodteller legte. Gegessen wurde mit der rechten Hand. Die meisten rissen kleine Stückchen Fleisch oder Fisch ab, fuhren damit in einen der Pilavs, verkneteten sie zu einer Kugel und schoben sie in den Mund; manche aber aßen die fetten Fleischgerichte ohne Pilav, wobei ihnen das Fett über die Finger lief, die sie nach jedem gegessenen Bissen an dem Brode abwischten. Während des Essens genossen sie häufig von den Getränken, wobei sich alle desselben Löffels bedienten. Zu Ende der Mahlzeit ließ der Prinz, trotz des strengen Verbotes, Wein zu trinken, dennoch solchen herbei bringen (ich mußte zum Vorwande deinen), groß mir ein Gläschen ein und trank sebst zwei — eines auf mein, das andere auf der Seinigen Wohl.</p> <p>Als ich ihm erzählte, daß ich nach Persien gehen wolle, und zwar nach <hi rendition="#aq">Teheran</hi>, erbot er sich, einen Brief an seine Mutter zu schreiben, die sich am Hofe befände und </p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0140]
Kaffee und Thee, und zu Ende lud mich der Prinz zur Tafel ein. Ein weißes Tuch wurde auf den Boden gebreitet und große, flache Brode statt der Teller darauf gelegt, — nur bei mir machte man eine Ausnahme: ich bekam einen Teller und Eßbesteck. Die Speisen bestanden aus vielen Fleischgerichten, darunter ein ganzes Lamm sammt dem Kopfe, das gerade nicht sehr appetitlich aussah, ferner aus mehreren Pilav’s und aus einem großen gebratenen Fische. Zwischen den Speisen standen Näpfe mit dicker und verdünnter saurer Milch und mit Scherbet. In jedem Napfe lag ein großer Löffel. Das Lamm zerlegte ein Diener mit einem Messer und mit der Hand; er vertheilte die Portionen unter die Gäste, indem er jedem sein Theil auf den Brodteller legte. Gegessen wurde mit der rechten Hand. Die meisten rissen kleine Stückchen Fleisch oder Fisch ab, fuhren damit in einen der Pilavs, verkneteten sie zu einer Kugel und schoben sie in den Mund; manche aber aßen die fetten Fleischgerichte ohne Pilav, wobei ihnen das Fett über die Finger lief, die sie nach jedem gegessenen Bissen an dem Brode abwischten. Während des Essens genossen sie häufig von den Getränken, wobei sich alle desselben Löffels bedienten. Zu Ende der Mahlzeit ließ der Prinz, trotz des strengen Verbotes, Wein zu trinken, dennoch solchen herbei bringen (ich mußte zum Vorwande deinen), groß mir ein Gläschen ein und trank sebst zwei — eines auf mein, das andere auf der Seinigen Wohl.
Als ich ihm erzählte, daß ich nach Persien gehen wolle, und zwar nach Teheran, erbot er sich, einen Brief an seine Mutter zu schreiben, die sich am Hofe befände und
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