Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

zur Erntezeit, den Anfällen ihrer nomadisirenden Landsleute ausgesetzt. Um diesem Uebel so viel als möglich zu steuern, bringen sie ihre Ernte in kleine befestigte Stellen, deren ich zwischen Bassora und Bagdad sehr viele sah.

Wir faßten während der Reise mehrmals Holz, bei welcher Gelegenheit man sich ohne Furcht den Bewohnern nähern konnte, denen das gut bemannte und wohl bewaffnete Schiffsvolk Respekt einflößte. Mich lockten einst schöne Insekten tiefer in das Gesträuch, und da war ich augenblicklich von einem Schwarm Weiber und Kinder umringt, so daß ich es räthlicher fand, mich wieder in die Nähe des Schiffsvolkes zu begeben, -- nicht daß jene mir etwas gethan hätten; aber sie faßten mich an, berührten meine Kleider, wollten meinen Strohhut aufsetzen, und diese trauliche Annäherung war mir ihrer ekelhaften Schmutzigkeit halber nicht sehr angenehm. Die Kinder sahen schrecklich verwahrlost aus, viele waren mit Finnen und kleinen Geschwüren bedeckt, und Groß und Klein hatte die Hände beständig in den Haaren.

An den Orten, wo wir Halt machten, brachte man gewöhnlich Schafe und Gi (Butter) herbei, beides über alle Massen billig, -- ein Schaf kostete höchstens fünf Kran*). Die Schafe waren sehr groß und fett, hatten dichte lange Wolle und einen Fettschwanz von ungefähr 15 Zoll Länge und acht Zoll Breite. -- Unsere Mannschaft hatte eine so treffliche Kost, wie ich noch auf keinem Schiffe gesehen habe. Was mir noch besser gefiel, war die gleichmäßige

*) Ein Kran ist ungefähr 29 Kreuzer C. M.

zur Erntezeit, den Anfällen ihrer nomadisirenden Landsleute ausgesetzt. Um diesem Uebel so viel als möglich zu steuern, bringen sie ihre Ernte in kleine befestigte Stellen, deren ich zwischen Bassora und Bagdad sehr viele sah.

Wir faßten während der Reise mehrmals Holz, bei welcher Gelegenheit man sich ohne Furcht den Bewohnern nähern konnte, denen das gut bemannte und wohl bewaffnete Schiffsvolk Respekt einflößte. Mich lockten einst schöne Insekten tiefer in das Gesträuch, und da war ich augenblicklich von einem Schwarm Weiber und Kinder umringt, so daß ich es räthlicher fand, mich wieder in die Nähe des Schiffsvolkes zu begeben, — nicht daß jene mir etwas gethan hätten; aber sie faßten mich an, berührten meine Kleider, wollten meinen Strohhut aufsetzen, und diese trauliche Annäherung war mir ihrer ekelhaften Schmutzigkeit halber nicht sehr angenehm. Die Kinder sahen schrecklich verwahrlost aus, viele waren mit Finnen und kleinen Geschwüren bedeckt, und Groß und Klein hatte die Hände beständig in den Haaren.

An den Orten, wo wir Halt machten, brachte man gewöhnlich Schafe und Gi (Butter) herbei, beides über alle Massen billig, — ein Schaf kostete höchstens fünf Kran*). Die Schafe waren sehr groß und fett, hatten dichte lange Wolle und einen Fettschwanz von ungefähr 15 Zoll Länge und acht Zoll Breite. — Unsere Mannschaft hatte eine so treffliche Kost, wie ich noch auf keinem Schiffe gesehen habe. Was mir noch besser gefiel, war die gleichmäßige

*) Ein Kran ist ungefähr 29 Kreuzer C. M.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0121" n="113"/>
zur Erntezeit, den Anfällen ihrer nomadisirenden Landsleute ausgesetzt. Um diesem Uebel so viel als möglich zu steuern, bringen sie ihre Ernte in kleine befestigte Stellen, deren ich zwischen <hi rendition="#aq">Bassora</hi> und <hi rendition="#aq">Bagdad</hi> sehr viele sah.</p>
        <p>Wir faßten während der Reise mehrmals Holz, bei welcher Gelegenheit man sich ohne Furcht den Bewohnern nähern konnte, denen das gut bemannte und wohl bewaffnete Schiffsvolk Respekt einflößte. Mich lockten einst schöne Insekten tiefer in das Gesträuch, und da war ich augenblicklich von einem Schwarm Weiber und Kinder umringt, so daß ich es räthlicher fand, mich wieder in die Nähe des Schiffsvolkes zu begeben, &#x2014; nicht daß jene mir etwas gethan hätten; aber sie faßten mich an, berührten meine Kleider, wollten meinen Strohhut aufsetzen, und diese trauliche Annäherung war mir ihrer ekelhaften Schmutzigkeit halber nicht sehr angenehm. Die Kinder sahen schrecklich verwahrlost aus, viele waren mit Finnen und kleinen Geschwüren bedeckt, und Groß und Klein hatte die Hände beständig in den Haaren.</p>
        <p>An den Orten, wo wir Halt machten, brachte man gewöhnlich Schafe und Gi (Butter) herbei, beides über alle Massen billig, &#x2014; ein Schaf kostete höchstens fünf Kran<note place="foot" n="*)">Ein Kran ist ungefähr 29 Kreuzer C. M.</note>. Die Schafe waren sehr groß und fett, hatten dichte lange Wolle und einen Fettschwanz von ungefähr 15 Zoll Länge und acht Zoll Breite. &#x2014; Unsere Mannschaft hatte eine so treffliche Kost, wie ich noch auf keinem Schiffe gesehen habe. Was mir noch besser gefiel, war die gleichmäßige
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0121] zur Erntezeit, den Anfällen ihrer nomadisirenden Landsleute ausgesetzt. Um diesem Uebel so viel als möglich zu steuern, bringen sie ihre Ernte in kleine befestigte Stellen, deren ich zwischen Bassora und Bagdad sehr viele sah. Wir faßten während der Reise mehrmals Holz, bei welcher Gelegenheit man sich ohne Furcht den Bewohnern nähern konnte, denen das gut bemannte und wohl bewaffnete Schiffsvolk Respekt einflößte. Mich lockten einst schöne Insekten tiefer in das Gesträuch, und da war ich augenblicklich von einem Schwarm Weiber und Kinder umringt, so daß ich es räthlicher fand, mich wieder in die Nähe des Schiffsvolkes zu begeben, — nicht daß jene mir etwas gethan hätten; aber sie faßten mich an, berührten meine Kleider, wollten meinen Strohhut aufsetzen, und diese trauliche Annäherung war mir ihrer ekelhaften Schmutzigkeit halber nicht sehr angenehm. Die Kinder sahen schrecklich verwahrlost aus, viele waren mit Finnen und kleinen Geschwüren bedeckt, und Groß und Klein hatte die Hände beständig in den Haaren. An den Orten, wo wir Halt machten, brachte man gewöhnlich Schafe und Gi (Butter) herbei, beides über alle Massen billig, — ein Schaf kostete höchstens fünf Kran *). Die Schafe waren sehr groß und fett, hatten dichte lange Wolle und einen Fettschwanz von ungefähr 15 Zoll Länge und acht Zoll Breite. — Unsere Mannschaft hatte eine so treffliche Kost, wie ich noch auf keinem Schiffe gesehen habe. Was mir noch besser gefiel, war die gleichmäßige *) Ein Kran ist ungefähr 29 Kreuzer C. M.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/121
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/121>, abgerufen am 24.11.2024.