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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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gehen häuffig bis in das zwölfte Jahr nackt. Ihre Hautfarbe ist sehr dunkelbraun, das Gesicht ein wenig tätowirt, die Haare flechten sie, die Männer wie die Weiber, in vier Zöpfen, die an den Schläfen und am Hinterkopfe herab hängen. Die Waffen der Männer bestehen aus tüchtigen Knittelstöcken, die Weiber schmücken sich gerne mit Glasperlen, Muscheln und farbigen Lappen und tragen große Nasenringe.

Sie sind alle in Stämme getheilt und stehen unter der Oberherrschaft der Pforte, an die sie einen Tribut erlegen; Gehorsam aber leisten sie nur ihren selbstgewählten Scheik's (Richtern oder Häuptlingen), deren manche vierzig bis fünfzig tausend Zelte unter ihrer Botmäßigkeit haben. Die Ackerbau treibenden Stämme bleiben ihren Wohnsitzen getreu, die von Viehzucht lebenden nomadisiren.

Auf halbem Wege von Bassora nach Bagdad wird man der großen, hohen Gebirgskette Luristan's gewahr, bei reiner Atmosphäre soll man selbst ihre 10,000 Fuß hohen, stets mit Schnee bedeckten Kuppen sehen.

Jeder Schritt vorwärts führt an den Schauplätzen der großen Thaten Cambyses, Cyrus, Alexanders u. s. w. vorüber, jede Stelle des Bodens hegt geschichtliche Erinnerungen. Die Gegenden sind dieselben; aber was ist aus ihren Städten, aus ihren gewaltigen Reichen geworden? -- Erdhügel, durch Schutt entstanden, verfallene Mauerwerke sind die Ueberreste der herrlichsten Städte, und wo einst fest geordnete, blühende Reiche bestanden, ziehen jetzt raubgierige Horden durch öde Steppen.

Die Ackerbau treibenden Araber sind selbst, besonders

gehen häuffig bis in das zwölfte Jahr nackt. Ihre Hautfarbe ist sehr dunkelbraun, das Gesicht ein wenig tätowirt, die Haare flechten sie, die Männer wie die Weiber, in vier Zöpfen, die an den Schläfen und am Hinterkopfe herab hängen. Die Waffen der Männer bestehen aus tüchtigen Knittelstöcken, die Weiber schmücken sich gerne mit Glasperlen, Muscheln und farbigen Lappen und tragen große Nasenringe.

Sie sind alle in Stämme getheilt und stehen unter der Oberherrschaft der Pforte, an die sie einen Tribut erlegen; Gehorsam aber leisten sie nur ihren selbstgewählten Scheik’s (Richtern oder Häuptlingen), deren manche vierzig bis fünfzig tausend Zelte unter ihrer Botmäßigkeit haben. Die Ackerbau treibenden Stämme bleiben ihren Wohnsitzen getreu, die von Viehzucht lebenden nomadisiren.

Auf halbem Wege von Bassora nach Bagdad wird man der großen, hohen Gebirgskette Luristan’s gewahr, bei reiner Atmosphäre soll man selbst ihre 10,000 Fuß hohen, stets mit Schnee bedeckten Kuppen sehen.

Jeder Schritt vorwärts führt an den Schauplätzen der großen Thaten Cambyses, Cyrus, Alexanders u. s. w. vorüber, jede Stelle des Bodens hegt geschichtliche Erinnerungen. Die Gegenden sind dieselben; aber was ist aus ihren Städten, aus ihren gewaltigen Reichen geworden? — Erdhügel, durch Schutt entstanden, verfallene Mauerwerke sind die Ueberreste der herrlichsten Städte, und wo einst fest geordnete, blühende Reiche bestanden, ziehen jetzt raubgierige Horden durch öde Steppen.

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[112/0120] gehen häuffig bis in das zwölfte Jahr nackt. Ihre Hautfarbe ist sehr dunkelbraun, das Gesicht ein wenig tätowirt, die Haare flechten sie, die Männer wie die Weiber, in vier Zöpfen, die an den Schläfen und am Hinterkopfe herab hängen. Die Waffen der Männer bestehen aus tüchtigen Knittelstöcken, die Weiber schmücken sich gerne mit Glasperlen, Muscheln und farbigen Lappen und tragen große Nasenringe. Sie sind alle in Stämme getheilt und stehen unter der Oberherrschaft der Pforte, an die sie einen Tribut erlegen; Gehorsam aber leisten sie nur ihren selbstgewählten Scheik’s (Richtern oder Häuptlingen), deren manche vierzig bis fünfzig tausend Zelte unter ihrer Botmäßigkeit haben. Die Ackerbau treibenden Stämme bleiben ihren Wohnsitzen getreu, die von Viehzucht lebenden nomadisiren. Auf halbem Wege von Bassora nach Bagdad wird man der großen, hohen Gebirgskette Luristan’s gewahr, bei reiner Atmosphäre soll man selbst ihre 10,000 Fuß hohen, stets mit Schnee bedeckten Kuppen sehen. Jeder Schritt vorwärts führt an den Schauplätzen der großen Thaten Cambyses, Cyrus, Alexanders u. s. w. vorüber, jede Stelle des Bodens hegt geschichtliche Erinnerungen. Die Gegenden sind dieselben; aber was ist aus ihren Städten, aus ihren gewaltigen Reichen geworden? — Erdhügel, durch Schutt entstanden, verfallene Mauerwerke sind die Ueberreste der herrlichsten Städte, und wo einst fest geordnete, blühende Reiche bestanden, ziehen jetzt raubgierige Horden durch öde Steppen. Die Ackerbau treibenden Araber sind selbst, besonders

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/120>, abgerufen am 24.11.2024.