Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.großer freier Platz, der sich durch Reinlichkeit eben nicht sehr auszeichnet, dient bei Tag als Getreidemarkt, und des Abends findet man vor einer großen Kaffeebude täglich mehrere hundert Gäste sitzen, die Kaffee trinken und Nargyleh rauchen. Reich ist Bassora an Ruinen neuerer Zeit aus dem Jahre 1832, in welchem die Pest beinahe die Hälfte der Bewohner hinweg raffte. Man kommt durch viele Gassen, über viele Plätze, die aus verlassenen, halb eingestürzten Häusern bestehen. Wo noch vor wenig Jahren fleißige Menschen schafften, liegt Schutt und Trümmer, und Gesträuch und Palmen sprossen zwischen den verfallenen Mauern. Die Lage Bassora's soll überhaupt nicht gesund sein: die es umgebende Ebene ist auf einer Seite mit unzähligen Wassergräben durchzogen, die, halb mit Schlamm und Unrath gefüllt, eine schädliche Ausdünstung verbreiten, auf der andern mit Dattelwaldungen besetzt, die den Luftzug verhindern. Die Hitze ist hier so groß, daß beinahe jedes Haus mit einem Gemache versehen ist, welches einige Fuß tiefer als die Straße liegt und nur in den hohen Wölbungen kleine Fenster hat. In diesen Gemächern hält man sich während des Tages auf. Der größte Theil der Bevölkerung besteht aus Arabern, den Rest bilden Perser, Türken und Armenier, Europäer fehlen, wie gesagt, ganz. Man rieth mir, mich bei meinen Ausflügen in ein großes Tuch zu hüllen und einen Schleier vorzunehmen, -- ersteres ließ ich mir gefallen; aber den Schleier konnte ich bei der großen Hitze nicht vertragen, sondern ging mit unbedecktem Gesichte, und großer freier Platz, der sich durch Reinlichkeit eben nicht sehr auszeichnet, dient bei Tag als Getreidemarkt, und des Abends findet man vor einer großen Kaffeebude täglich mehrere hundert Gäste sitzen, die Kaffee trinken und Nargyleh rauchen. Reich ist Bassora an Ruinen neuerer Zeit aus dem Jahre 1832, in welchem die Pest beinahe die Hälfte der Bewohner hinweg raffte. Man kommt durch viele Gassen, über viele Plätze, die aus verlassenen, halb eingestürzten Häusern bestehen. Wo noch vor wenig Jahren fleißige Menschen schafften, liegt Schutt und Trümmer, und Gesträuch und Palmen sprossen zwischen den verfallenen Mauern. Die Lage Bassora’s soll überhaupt nicht gesund sein: die es umgebende Ebene ist auf einer Seite mit unzähligen Wassergräben durchzogen, die, halb mit Schlamm und Unrath gefüllt, eine schädliche Ausdünstung verbreiten, auf der andern mit Dattelwaldungen besetzt, die den Luftzug verhindern. Die Hitze ist hier so groß, daß beinahe jedes Haus mit einem Gemache versehen ist, welches einige Fuß tiefer als die Straße liegt und nur in den hohen Wölbungen kleine Fenster hat. In diesen Gemächern hält man sich während des Tages auf. Der größte Theil der Bevölkerung besteht aus Arabern, den Rest bilden Perser, Türken und Armenier, Europäer fehlen, wie gesagt, ganz. Man rieth mir, mich bei meinen Ausflügen in ein großes Tuch zu hüllen und einen Schleier vorzunehmen, — ersteres ließ ich mir gefallen; aber den Schleier konnte ich bei der großen Hitze nicht vertragen, sondern ging mit unbedecktem Gesichte, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="109"/> großer freier Platz, der sich durch Reinlichkeit eben nicht sehr auszeichnet, dient bei Tag als Getreidemarkt, und des Abends findet man vor einer großen Kaffeebude täglich mehrere hundert Gäste sitzen, die Kaffee trinken und Nargyleh rauchen.</p> <p>Reich ist <hi rendition="#aq">Bassora</hi> an Ruinen neuerer Zeit aus dem Jahre 1832, in welchem die Pest beinahe die Hälfte der Bewohner hinweg raffte. Man kommt durch viele Gassen, über viele Plätze, die aus verlassenen, halb eingestürzten Häusern bestehen. Wo noch vor wenig Jahren fleißige Menschen schafften, liegt Schutt und Trümmer, und Gesträuch und Palmen sprossen zwischen den verfallenen Mauern.</p> <p>Die Lage <hi rendition="#aq">Bassora’s</hi> soll überhaupt nicht gesund sein: die es umgebende Ebene ist auf einer Seite mit unzähligen Wassergräben durchzogen, die, halb mit Schlamm und Unrath gefüllt, eine schädliche Ausdünstung verbreiten, auf der andern mit Dattelwaldungen besetzt, die den Luftzug verhindern. Die Hitze ist hier so groß, daß beinahe jedes Haus mit einem Gemache versehen ist, welches einige Fuß tiefer als die Straße liegt und nur in den hohen Wölbungen kleine Fenster hat. In diesen Gemächern hält man sich während des Tages auf.</p> <p>Der größte Theil der Bevölkerung besteht aus Arabern, den Rest bilden Perser, Türken und Armenier, Europäer fehlen, wie gesagt, ganz. Man rieth mir, mich bei meinen Ausflügen in ein großes Tuch zu hüllen und einen Schleier vorzunehmen, — ersteres ließ ich mir gefallen; aber den Schleier konnte ich bei der großen Hitze nicht vertragen, sondern ging mit unbedecktem Gesichte, und </p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0117]
großer freier Platz, der sich durch Reinlichkeit eben nicht sehr auszeichnet, dient bei Tag als Getreidemarkt, und des Abends findet man vor einer großen Kaffeebude täglich mehrere hundert Gäste sitzen, die Kaffee trinken und Nargyleh rauchen.
Reich ist Bassora an Ruinen neuerer Zeit aus dem Jahre 1832, in welchem die Pest beinahe die Hälfte der Bewohner hinweg raffte. Man kommt durch viele Gassen, über viele Plätze, die aus verlassenen, halb eingestürzten Häusern bestehen. Wo noch vor wenig Jahren fleißige Menschen schafften, liegt Schutt und Trümmer, und Gesträuch und Palmen sprossen zwischen den verfallenen Mauern.
Die Lage Bassora’s soll überhaupt nicht gesund sein: die es umgebende Ebene ist auf einer Seite mit unzähligen Wassergräben durchzogen, die, halb mit Schlamm und Unrath gefüllt, eine schädliche Ausdünstung verbreiten, auf der andern mit Dattelwaldungen besetzt, die den Luftzug verhindern. Die Hitze ist hier so groß, daß beinahe jedes Haus mit einem Gemache versehen ist, welches einige Fuß tiefer als die Straße liegt und nur in den hohen Wölbungen kleine Fenster hat. In diesen Gemächern hält man sich während des Tages auf.
Der größte Theil der Bevölkerung besteht aus Arabern, den Rest bilden Perser, Türken und Armenier, Europäer fehlen, wie gesagt, ganz. Man rieth mir, mich bei meinen Ausflügen in ein großes Tuch zu hüllen und einen Schleier vorzunehmen, — ersteres ließ ich mir gefallen; aber den Schleier konnte ich bei der großen Hitze nicht vertragen, sondern ging mit unbedecktem Gesichte, und
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/117>, abgerufen am 16.07.2024. |