Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Jüngling von Persien nach Bombay kommend fand er in dem Hause eines Freundes seines Vaters die beste Aufnahme, wurde von ihm auf alle Art unterstützt und bekam sogar durch seine Verwendung eine Anstellung. Eines Tages hatte sein Beschützer, der verheirathet und Vater von vier Kindern war, das Unglück, einen Sturz vom Pferde zu machen, in Folge dessen er das Leben verlor. Herr Heborth faßte den wahrhaft großen Entschluß, die Wittwe, die viel älter war als er und ihm statt eines Vermögens vier Kinder zur Aussteuer brachte, zu heirathen, um auf diese Art die Schuld seiner Dankbarkeit gegen den verstorbenen Wohlthäter abzutragen. In Bandr-Abas nahmen wir einen Lootsen ein, um durch die Straße Kishm zu fahren. Um Mittag gingen wir unter Segel. Die Fahrt durch die Straße Kishm ist für Dampfschiffe ohne Gefahr, wird aber von Segelschiffen vermieden, da der Raum zwischen dem Festlande und der Insel Kishm oft sehr enge ist und die Schiffe von widrigen Winden leicht an die Küste geworfen werden könnten. Die Insel bildet eine ausgedehnte Fläche und ist allenthalben mit dünnem Krüppelholz besetzt. Viele Leute kommen vom nahen Festlande, um Holz zu holen. Der Kapitän hatte mir viel von der ausgezeichneten Schönheit dieser Fahrt erzählt, von der Ueppigkeit der Insel, von den Stellen, die so enge wären, daß sich die Spitzen der auf der Insel und dem Festlande stehenden Palmen berührten u. s. w. Seit der letzten Fahrt des guten Kapitäns aber muß sich ein gar seltsames Naturwunder ereignet haben -- - die hohen schlanken Palmen Jüngling von Persien nach Bombay kommend fand er in dem Hause eines Freundes seines Vaters die beste Aufnahme, wurde von ihm auf alle Art unterstützt und bekam sogar durch seine Verwendung eine Anstellung. Eines Tages hatte sein Beschützer, der verheirathet und Vater von vier Kindern war, das Unglück, einen Sturz vom Pferde zu machen, in Folge dessen er das Leben verlor. Herr Heborth faßte den wahrhaft großen Entschluß, die Wittwe, die viel älter war als er und ihm statt eines Vermögens vier Kinder zur Aussteuer brachte, zu heirathen, um auf diese Art die Schuld seiner Dankbarkeit gegen den verstorbenen Wohlthäter abzutragen. In Bandr-Abas nahmen wir einen Lootsen ein, um durch die Straße Kishm zu fahren. Um Mittag gingen wir unter Segel. Die Fahrt durch die Straße Kishm ist für Dampfschiffe ohne Gefahr, wird aber von Segelschiffen vermieden, da der Raum zwischen dem Festlande und der Insel Kishm oft sehr enge ist und die Schiffe von widrigen Winden leicht an die Küste geworfen werden könnten. Die Insel bildet eine ausgedehnte Fläche und ist allenthalben mit dünnem Krüppelholz besetzt. Viele Leute kommen vom nahen Festlande, um Holz zu holen. Der Kapitän hatte mir viel von der ausgezeichneten Schönheit dieser Fahrt erzählt, von der Ueppigkeit der Insel, von den Stellen, die so enge wären, daß sich die Spitzen der auf der Insel und dem Festlande stehenden Palmen berührten u. s. w. Seit der letzten Fahrt des guten Kapitäns aber muß sich ein gar seltsames Naturwunder ereignet haben — - die hohen schlanken Palmen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0110" n="102"/> Jüngling von Persien nach <hi rendition="#aq">Bombay</hi> kommend fand er in dem Hause eines Freundes seines Vaters die beste Aufnahme, wurde von ihm auf alle Art unterstützt und bekam sogar durch seine Verwendung eine Anstellung. Eines Tages hatte sein Beschützer, der verheirathet und Vater von vier Kindern war, das Unglück, einen Sturz vom Pferde zu machen, in Folge dessen er das Leben verlor. Herr Heborth faßte den wahrhaft großen Entschluß, die Wittwe, die viel älter war als er und ihm statt eines Vermögens vier Kinder zur Aussteuer brachte, zu heirathen, um auf diese Art die Schuld seiner Dankbarkeit gegen den verstorbenen Wohlthäter abzutragen.</p> <p>In <hi rendition="#aq">Bandr-Abas</hi> nahmen wir einen Lootsen ein, um durch die Straße <hi rendition="#aq">Kishm</hi> zu fahren. Um Mittag gingen wir unter Segel.</p> <p>Die Fahrt durch die Straße <hi rendition="#aq">Kishm</hi> ist für Dampfschiffe ohne Gefahr, wird aber von Segelschiffen vermieden, da der Raum zwischen dem Festlande und der Insel <hi rendition="#aq">Kishm</hi> oft sehr enge ist und die Schiffe von widrigen Winden leicht an die Küste geworfen werden könnten.</p> <p>Die Insel bildet eine ausgedehnte Fläche und ist allenthalben mit dünnem Krüppelholz besetzt. Viele Leute kommen vom nahen Festlande, um Holz zu holen.</p> <p>Der Kapitän hatte mir viel von der ausgezeichneten Schönheit dieser Fahrt erzählt, von der Ueppigkeit der Insel, von den Stellen, die so enge wären, daß sich die Spitzen der auf der Insel und dem Festlande stehenden Palmen berührten u. s. w. Seit der letzten Fahrt des guten Kapitäns aber muß sich ein gar seltsames Naturwunder ereignet haben — - die hohen schlanken Palmen </p> </div> </body> </text> </TEI> [102/0110]
Jüngling von Persien nach Bombay kommend fand er in dem Hause eines Freundes seines Vaters die beste Aufnahme, wurde von ihm auf alle Art unterstützt und bekam sogar durch seine Verwendung eine Anstellung. Eines Tages hatte sein Beschützer, der verheirathet und Vater von vier Kindern war, das Unglück, einen Sturz vom Pferde zu machen, in Folge dessen er das Leben verlor. Herr Heborth faßte den wahrhaft großen Entschluß, die Wittwe, die viel älter war als er und ihm statt eines Vermögens vier Kinder zur Aussteuer brachte, zu heirathen, um auf diese Art die Schuld seiner Dankbarkeit gegen den verstorbenen Wohlthäter abzutragen.
In Bandr-Abas nahmen wir einen Lootsen ein, um durch die Straße Kishm zu fahren. Um Mittag gingen wir unter Segel.
Die Fahrt durch die Straße Kishm ist für Dampfschiffe ohne Gefahr, wird aber von Segelschiffen vermieden, da der Raum zwischen dem Festlande und der Insel Kishm oft sehr enge ist und die Schiffe von widrigen Winden leicht an die Küste geworfen werden könnten.
Die Insel bildet eine ausgedehnte Fläche und ist allenthalben mit dünnem Krüppelholz besetzt. Viele Leute kommen vom nahen Festlande, um Holz zu holen.
Der Kapitän hatte mir viel von der ausgezeichneten Schönheit dieser Fahrt erzählt, von der Ueppigkeit der Insel, von den Stellen, die so enge wären, daß sich die Spitzen der auf der Insel und dem Festlande stehenden Palmen berührten u. s. w. Seit der letzten Fahrt des guten Kapitäns aber muß sich ein gar seltsames Naturwunder ereignet haben — - die hohen schlanken Palmen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/110 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/110>, abgerufen am 16.07.2024. |