Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Dächer mit den vielen Zacken und Spitzen, mit den Glöckchen und den eingelegten bunten Ziegeln und Thonplatten sieht man auch hier nur an Tempeln, Luft- und Gartenhäusern, nicht aber an den großen Wohngebäuden. An die Eingangspforte waren zwei Götter gemalt, die, nach der Meinung der Chinesen, jedem bösen Geiste den Eintritt verwehren. Der vordere Theil des Hauses bestand aus mehreren Empfangssälen; sie hatten keine Vorderwände *) -- im Erdgeschoße schlossen sich niedliche Blumengärtchen unmittelbar daran, im ersten Stockwerke großartige Terrassen, die ebenfalls mit Blumen geschmückt waren und herrliche Uebersichten des belebten Flusses, der reizenden Gegend und der Häusermasse der um Canton's Mauern gelegenen Orte darboten. Niedliche Kabinetchen umgaben die Säle, von welchen sie nur durchsichtige, oft aus den kunstvollsten Gemälden bestehende Wände schieden. Unter diesen zeichnen sich besonders jene von Bambus aus, die fein und zart wie Schleier und mit gemalten Blumen oder zierlich geschriebenen Sittensprüchen reichlich überdeckt sind. Eine Unzahl von Stühlen und viele Kanapee's standen an den Wänden, woraus man schließen konnte, daß auch die Chinesen an große Gesellschaften gewöhnt sind. Man sah da Armstühle, die aus einem einzigen Stücke Holz kunstvoll geschnitzt waren -- andere, deren Sitze aus schönen Marmorplatten bestanden, und *) Im Winter werden die offenen Seiten der Säle durch Bambusmatten verhängt.
Dächer mit den vielen Zacken und Spitzen, mit den Glöckchen und den eingelegten bunten Ziegeln und Thonplatten sieht man auch hier nur an Tempeln, Luft- und Gartenhäusern, nicht aber an den großen Wohngebäuden. An die Eingangspforte waren zwei Götter gemalt, die, nach der Meinung der Chinesen, jedem bösen Geiste den Eintritt verwehren. Der vordere Theil des Hauses bestand aus mehreren Empfangssälen; sie hatten keine Vorderwände *) — im Erdgeschoße schlossen sich niedliche Blumengärtchen unmittelbar daran, im ersten Stockwerke großartige Terrassen, die ebenfalls mit Blumen geschmückt waren und herrliche Uebersichten des belebten Flusses, der reizenden Gegend und der Häusermasse der um Canton’s Mauern gelegenen Orte darboten. Niedliche Kabinetchen umgaben die Säle, von welchen sie nur durchsichtige, oft aus den kunstvollsten Gemälden bestehende Wände schieden. Unter diesen zeichnen sich besonders jene von Bambus aus, die fein und zart wie Schleier und mit gemalten Blumen oder zierlich geschriebenen Sittensprüchen reichlich überdeckt sind. Eine Unzahl von Stühlen und viele Kanapee’s standen an den Wänden, woraus man schließen konnte, daß auch die Chinesen an große Gesellschaften gewöhnt sind. Man sah da Armstühle, die aus einem einzigen Stücke Holz kunstvoll geschnitzt waren — andere, deren Sitze aus schönen Marmorplatten bestanden, und *) Im Winter werden die offenen Seiten der Säle durch Bambusmatten verhängt.
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Dächer mit den vielen Zacken und Spitzen, mit den Glöckchen und den eingelegten bunten Ziegeln und Thonplatten sieht man auch hier nur an Tempeln, Luft- und Gartenhäusern, nicht aber an den großen Wohngebäuden. An die Eingangspforte waren zwei Götter gemalt, die, nach der Meinung der Chinesen, jedem bösen Geiste den Eintritt verwehren.
Der vordere Theil des Hauses bestand aus mehreren Empfangssälen; sie hatten keine Vorderwände *) — im Erdgeschoße schlossen sich niedliche Blumengärtchen unmittelbar daran, im ersten Stockwerke großartige Terrassen, die ebenfalls mit Blumen geschmückt waren und herrliche Uebersichten des belebten Flusses, der reizenden Gegend und der Häusermasse der um Canton’s Mauern gelegenen Orte darboten.
Niedliche Kabinetchen umgaben die Säle, von welchen sie nur durchsichtige, oft aus den kunstvollsten Gemälden bestehende Wände schieden. Unter diesen zeichnen sich besonders jene von Bambus aus, die fein und zart wie Schleier und mit gemalten Blumen oder zierlich geschriebenen Sittensprüchen reichlich überdeckt sind.
Eine Unzahl von Stühlen und viele Kanapee’s standen an den Wänden, woraus man schließen konnte, daß auch die Chinesen an große Gesellschaften gewöhnt sind. Man sah da Armstühle, die aus einem einzigen Stücke Holz kunstvoll geschnitzt waren — andere, deren Sitze aus schönen Marmorplatten bestanden, und
*) Im Winter werden die offenen Seiten der Säle durch Bambusmatten verhängt.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/55>, abgerufen am 16.02.2025. |