Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Gras, Schlingpflanzen und Gesträuchen der Art überwachsen, daß sie einer herrlichen lebendigen Gartenwand gleicht. Die Stadt erscheint wie ein Chaos kleiner Häuser, zwischen welchen mitunter einzelne Bäume stehen. Weder schöne Straßen und Plätze, noch ausgezeichnete Gebäude, Tempel und Pagoden fesselten unsern Blick. Eine einzige Pagode von fünf Stockwerken erinnerte an China's Bauart. Der Weg führte uns ferner über fruchtbares Hügelland, über gut gehaltene Wiesen und Felder. Viele der Hügel dienen zu Grabesstätten und sind mit kleinen Erdhaufen überdeckt, an welchen zwei Fuß hohe Steinplatten, oder auch unbehauene Steine lehnen. Manche darunter waren mit Inschriften bedeckt. Auch Familien-Grüfte lagen dazwischen, die man in die Hügel hineingegraben, und mit niedern Mauern in Hufeisenform umgeben hatte; die Eingänge der Gräber waren ebenfalls vermauert. Die Chinesen begraben aber nicht alle ihre Todten; sie haben noch eine andere, eigenthümliche Art, sie aufzubewahren, und zwar in kleinen gemauerten Hallen, die aus zwei Wänden und einem Dache bestehen, und deren andere zwei Seiten offen sind. Hier werden höchstens zwei bis vier Särge auf zwei Fuß hohen hölzernen Bänken aufgestellt. Die Särge sind aus massiven ausgehöhlten Baumstämmen. Die Ortschaften, die wir passirten, waren alle sehr belebt, sahen aber höchst armselig und unrein aus. Bei dem Durchgange mancher Gäßchen und Plätze mußten wir uns die Nase verhalten, und gerne hätten wir oft auch die Augen geschlossen vor dem häufigen Anblicke eckelhafter Gras, Schlingpflanzen und Gesträuchen der Art überwachsen, daß sie einer herrlichen lebendigen Gartenwand gleicht. Die Stadt erscheint wie ein Chaos kleiner Häuser, zwischen welchen mitunter einzelne Bäume stehen. Weder schöne Straßen und Plätze, noch ausgezeichnete Gebäude, Tempel und Pagoden fesselten unsern Blick. Eine einzige Pagode von fünf Stockwerken erinnerte an China’s Bauart. Der Weg führte uns ferner über fruchtbares Hügelland, über gut gehaltene Wiesen und Felder. Viele der Hügel dienen zu Grabesstätten und sind mit kleinen Erdhaufen überdeckt, an welchen zwei Fuß hohe Steinplatten, oder auch unbehauene Steine lehnen. Manche darunter waren mit Inschriften bedeckt. Auch Familien-Grüfte lagen dazwischen, die man in die Hügel hineingegraben, und mit niedern Mauern in Hufeisenform umgeben hatte; die Eingänge der Gräber waren ebenfalls vermauert. Die Chinesen begraben aber nicht alle ihre Todten; sie haben noch eine andere, eigenthümliche Art, sie aufzubewahren, und zwar in kleinen gemauerten Hallen, die aus zwei Wänden und einem Dache bestehen, und deren andere zwei Seiten offen sind. Hier werden höchstens zwei bis vier Särge auf zwei Fuß hohen hölzernen Bänken aufgestellt. Die Särge sind aus massiven ausgehöhlten Baumstämmen. Die Ortschaften, die wir passirten, waren alle sehr belebt, sahen aber höchst armselig und unrein aus. Bei dem Durchgange mancher Gäßchen und Plätze mußten wir uns die Nase verhalten, und gerne hätten wir oft auch die Augen geschlossen vor dem häufigen Anblicke eckelhafter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="46"/> Gras, Schlingpflanzen und Gesträuchen der Art überwachsen, daß sie einer herrlichen lebendigen Gartenwand gleicht. Die Stadt erscheint wie ein Chaos kleiner Häuser, zwischen welchen mitunter einzelne Bäume stehen. Weder schöne Straßen und Plätze, noch ausgezeichnete Gebäude, Tempel und Pagoden fesselten unsern Blick. Eine einzige Pagode von fünf Stockwerken erinnerte an China’s Bauart.</p> <p>Der Weg führte uns ferner über fruchtbares Hügelland, über gut gehaltene Wiesen und Felder. Viele der Hügel dienen zu Grabesstätten und sind mit kleinen Erdhaufen überdeckt, an welchen zwei Fuß hohe Steinplatten, oder auch unbehauene Steine lehnen. Manche darunter waren mit Inschriften bedeckt. Auch Familien-Grüfte lagen dazwischen, die man in die Hügel hineingegraben, und mit niedern Mauern in Hufeisenform umgeben hatte; die Eingänge der Gräber waren ebenfalls vermauert.</p> <p>Die Chinesen begraben aber nicht alle ihre Todten; sie haben noch eine andere, eigenthümliche Art, sie aufzubewahren, und zwar in kleinen gemauerten Hallen, die aus zwei Wänden und einem Dache bestehen, und deren andere zwei Seiten offen sind. Hier werden höchstens zwei bis vier Särge auf zwei Fuß hohen hölzernen Bänken aufgestellt. Die Särge sind aus massiven ausgehöhlten Baumstämmen.</p> <p>Die Ortschaften, die wir passirten, waren alle sehr belebt, sahen aber höchst armselig und unrein aus. Bei dem Durchgange mancher Gäßchen und Plätze mußten wir uns die Nase verhalten, und gerne hätten wir oft auch die Augen geschlossen vor dem häufigen Anblicke eckelhafter </p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0053]
Gras, Schlingpflanzen und Gesträuchen der Art überwachsen, daß sie einer herrlichen lebendigen Gartenwand gleicht. Die Stadt erscheint wie ein Chaos kleiner Häuser, zwischen welchen mitunter einzelne Bäume stehen. Weder schöne Straßen und Plätze, noch ausgezeichnete Gebäude, Tempel und Pagoden fesselten unsern Blick. Eine einzige Pagode von fünf Stockwerken erinnerte an China’s Bauart.
Der Weg führte uns ferner über fruchtbares Hügelland, über gut gehaltene Wiesen und Felder. Viele der Hügel dienen zu Grabesstätten und sind mit kleinen Erdhaufen überdeckt, an welchen zwei Fuß hohe Steinplatten, oder auch unbehauene Steine lehnen. Manche darunter waren mit Inschriften bedeckt. Auch Familien-Grüfte lagen dazwischen, die man in die Hügel hineingegraben, und mit niedern Mauern in Hufeisenform umgeben hatte; die Eingänge der Gräber waren ebenfalls vermauert.
Die Chinesen begraben aber nicht alle ihre Todten; sie haben noch eine andere, eigenthümliche Art, sie aufzubewahren, und zwar in kleinen gemauerten Hallen, die aus zwei Wänden und einem Dache bestehen, und deren andere zwei Seiten offen sind. Hier werden höchstens zwei bis vier Särge auf zwei Fuß hohen hölzernen Bänken aufgestellt. Die Särge sind aus massiven ausgehöhlten Baumstämmen.
Die Ortschaften, die wir passirten, waren alle sehr belebt, sahen aber höchst armselig und unrein aus. Bei dem Durchgange mancher Gäßchen und Plätze mußten wir uns die Nase verhalten, und gerne hätten wir oft auch die Augen geschlossen vor dem häufigen Anblicke eckelhafter
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/53 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/53>, abgerufen am 15.08.2024. |