Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.welchen die Chinesen sitzen und arbeiten, ausgebreitet. Von einer Ecke der Halle führt eine schmale Treppe in das obere Stockwerk in des Kaufmanns Wohnung. Auch hier besteht, wie in den türkischen Städten, die Einrichtung, daß jede Profession ihre besondere Straße hat, so daß man in einer Gasse nichts als Glaswaaren, in einer andern Seidenstoffe u. s. w. sieht. In den Gassen, wo die Aerzte wohnen, sind auch alle Apotheken, da die Aerzte zugleich dies Geschäft mit versehen. -- Die Lebensmittel, die meist recht zierlich aufgestellt sind, haben ebenfalls ihre eigenen Gassen. Zwischen den Häusern stehen viele kleine Tempel, die sich aber im Style von den übrigen Gebäuden gar nicht unterscheiden; auch wohnen nur im Untergeschoße die Götter, in den obern Stockwerken ganz gewöhnliche Menschen. Die Lebhaftigkeit in den Gassen war auffallend stark, besonders in jenen, wo die Lebensmittel aufgespeichert lagen. Weiber und Mädchen der geringeren Klassen gingen umher, ihre Einkäufe zu besorgen, so gut wie in Europa. Sie erschienen alle unverschleiert, und viele von ihnen wackelten gleich Gänsen, da, wie ich schon bemerkt habe, in jeder Klasse des Volkes der Gebrauch stattfindet, die Füße zu verkrüppeln. Das Gedränge wird durch die vielen Lastträger ungemein vermehrt, die mit großen Körben voll Lebensmittel, die sie auf den Schultern tragen, durch die Gassen laufen und dabei mit lauter Stimme bald ihre Waaren anpreisen, bald die Leute aus dem Wege gehen heißen. Auch sperren nicht selten die Sänften, in welchen sich die Reichen und Vornehmen zu ihren Geschäftslokalen tragen lassen, die ganze Breite eines Gäßchens welchen die Chinesen sitzen und arbeiten, ausgebreitet. Von einer Ecke der Halle führt eine schmale Treppe in das obere Stockwerk in des Kaufmanns Wohnung. Auch hier besteht, wie in den türkischen Städten, die Einrichtung, daß jede Profession ihre besondere Straße hat, so daß man in einer Gasse nichts als Glaswaaren, in einer andern Seidenstoffe u. s. w. sieht. In den Gassen, wo die Aerzte wohnen, sind auch alle Apotheken, da die Aerzte zugleich dies Geschäft mit versehen. — Die Lebensmittel, die meist recht zierlich aufgestellt sind, haben ebenfalls ihre eigenen Gassen. Zwischen den Häusern stehen viele kleine Tempel, die sich aber im Style von den übrigen Gebäuden gar nicht unterscheiden; auch wohnen nur im Untergeschoße die Götter, in den obern Stockwerken ganz gewöhnliche Menschen. Die Lebhaftigkeit in den Gassen war auffallend stark, besonders in jenen, wo die Lebensmittel aufgespeichert lagen. Weiber und Mädchen der geringeren Klassen gingen umher, ihre Einkäufe zu besorgen, so gut wie in Europa. Sie erschienen alle unverschleiert, und viele von ihnen wackelten gleich Gänsen, da, wie ich schon bemerkt habe, in jeder Klasse des Volkes der Gebrauch stattfindet, die Füße zu verkrüppeln. Das Gedränge wird durch die vielen Lastträger ungemein vermehrt, die mit großen Körben voll Lebensmittel, die sie auf den Schultern tragen, durch die Gassen laufen und dabei mit lauter Stimme bald ihre Waaren anpreisen, bald die Leute aus dem Wege gehen heißen. Auch sperren nicht selten die Sänften, in welchen sich die Reichen und Vornehmen zu ihren Geschäftslokalen tragen lassen, die ganze Breite eines Gäßchens <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051" n="44"/> welchen die Chinesen sitzen und arbeiten, ausgebreitet. 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Sie erschienen alle unverschleiert, und viele von ihnen wackelten gleich Gänsen, da, wie ich schon bemerkt habe, in jeder Klasse des Volkes der Gebrauch stattfindet, die Füße zu verkrüppeln. Das Gedränge wird durch die vielen Lastträger ungemein vermehrt, die mit großen Körben voll Lebensmittel, die sie auf den Schultern tragen, durch die Gassen laufen und dabei mit lauter Stimme bald ihre Waaren anpreisen, bald die Leute aus dem Wege gehen heißen. Auch sperren nicht selten die Sänften, in welchen sich die Reichen und Vornehmen zu ihren Geschäftslokalen tragen lassen, die ganze Breite eines Gäßchens </p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0051]
welchen die Chinesen sitzen und arbeiten, ausgebreitet. Von einer Ecke der Halle führt eine schmale Treppe in das obere Stockwerk in des Kaufmanns Wohnung.
Auch hier besteht, wie in den türkischen Städten, die Einrichtung, daß jede Profession ihre besondere Straße hat, so daß man in einer Gasse nichts als Glaswaaren, in einer andern Seidenstoffe u. s. w. sieht. In den Gassen, wo die Aerzte wohnen, sind auch alle Apotheken, da die Aerzte zugleich dies Geschäft mit versehen. — Die Lebensmittel, die meist recht zierlich aufgestellt sind, haben ebenfalls ihre eigenen Gassen. Zwischen den Häusern stehen viele kleine Tempel, die sich aber im Style von den übrigen Gebäuden gar nicht unterscheiden; auch wohnen nur im Untergeschoße die Götter, in den obern Stockwerken ganz gewöhnliche Menschen.
Die Lebhaftigkeit in den Gassen war auffallend stark, besonders in jenen, wo die Lebensmittel aufgespeichert lagen. Weiber und Mädchen der geringeren Klassen gingen umher, ihre Einkäufe zu besorgen, so gut wie in Europa. Sie erschienen alle unverschleiert, und viele von ihnen wackelten gleich Gänsen, da, wie ich schon bemerkt habe, in jeder Klasse des Volkes der Gebrauch stattfindet, die Füße zu verkrüppeln. Das Gedränge wird durch die vielen Lastträger ungemein vermehrt, die mit großen Körben voll Lebensmittel, die sie auf den Schultern tragen, durch die Gassen laufen und dabei mit lauter Stimme bald ihre Waaren anpreisen, bald die Leute aus dem Wege gehen heißen. Auch sperren nicht selten die Sänften, in welchen sich die Reichen und Vornehmen zu ihren Geschäftslokalen tragen lassen, die ganze Breite eines Gäßchens
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/51>, abgerufen am 16.02.2025. |