Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Auf dieser Partie bekam ich Gelegenheit zu beobachten, auf welche Art sich die Missionäre der religiösen Bücher entledigen. Der Missionär, welcher so gefällig war, uns zu begleiten, benützte diese Fahrt dazu, einigen fruchtbringenden Samen unter das Volk auszustreuen. Er packte 500 kleine Broschüren auf unser Boot, und so oft ein anderes Boot in unsere Nähe kam, was sehr häufig geschah, neigte sich der Mann so weit als möglich vor, hielt ein halb Dutzend solcher Bücher in die Höhe und schrie und winkte den Leuten, herbei zu kommen, um dieselben in Empfang zu nehmen. Kamen die Leute nicht zu uns, so ruderten wir auf sie los, der Missionär beglückte sie Dutzendweise mit seinen Broschüren und war schon im voraus entzückt über den segensreichen Erfolg, den sie zweifelsohne bewirken würden. Noch ärger war das Ding, wenn wir in ein Dorf kamen. Da mußte der Diener ganze Päcke nachschleppen. In einem Augenblicke umgaben uns viele Neugierige, und eben so schnell waren die Bücher unter sie vertheilt. Jeder Chinese nahm, was man ihm bot, -- es kostete ja nichts, und wenn er auch nicht lesen konnte (die Bücher waren in chinesischer Sprache geschrieben), so hatte er doch wenigstens einiges Papier. Unser Missionär kehrte seelenvergnügt heim, -- er hatte alle 500 Exemplare richtig an den Mann gebracht. Welch herrlichen Bericht gab das nicht für die Missionsgesellschaft, welch glänzenden Artikel für die geistliche Zeitung! Diesen Ausflug, dem Perlflusse entlang, machten drei Monate später sechs junge Engländer. Auch sie hielten an einem der Dörfer an und begaben sich unter das Auf dieser Partie bekam ich Gelegenheit zu beobachten, auf welche Art sich die Missionäre der religiösen Bücher entledigen. Der Missionär, welcher so gefällig war, uns zu begleiten, benützte diese Fahrt dazu, einigen fruchtbringenden Samen unter das Volk auszustreuen. Er packte 500 kleine Broschüren auf unser Boot, und so oft ein anderes Boot in unsere Nähe kam, was sehr häufig geschah, neigte sich der Mann so weit als möglich vor, hielt ein halb Dutzend solcher Bücher in die Höhe und schrie und winkte den Leuten, herbei zu kommen, um dieselben in Empfang zu nehmen. Kamen die Leute nicht zu uns, so ruderten wir auf sie los, der Missionär beglückte sie Dutzendweise mit seinen Broschüren und war schon im voraus entzückt über den segensreichen Erfolg, den sie zweifelsohne bewirken würden. Noch ärger war das Ding, wenn wir in ein Dorf kamen. Da mußte der Diener ganze Päcke nachschleppen. In einem Augenblicke umgaben uns viele Neugierige, und eben so schnell waren die Bücher unter sie vertheilt. Jeder Chinese nahm, was man ihm bot, — es kostete ja nichts, und wenn er auch nicht lesen konnte (die Bücher waren in chinesischer Sprache geschrieben), so hatte er doch wenigstens einiges Papier. Unser Missionär kehrte seelenvergnügt heim, — er hatte alle 500 Exemplare richtig an den Mann gebracht. Welch herrlichen Bericht gab das nicht für die Missionsgesellschaft, welch glänzenden Artikel für die geistliche Zeitung! Diesen Ausflug, dem Perlflusse entlang, machten drei Monate später sechs junge Engländer. Auch sie hielten an einem der Dörfer an und begaben sich unter das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0049" n="42"/> <p>Auf dieser Partie bekam ich Gelegenheit zu beobachten, auf welche Art sich die Missionäre der religiösen Bücher entledigen. Der Missionär, welcher so gefällig war, uns zu begleiten, benützte diese Fahrt dazu, einigen fruchtbringenden Samen unter das Volk auszustreuen. Er packte 500 kleine Broschüren auf unser Boot, und so oft ein anderes Boot in unsere Nähe kam, was sehr häufig geschah, neigte sich der Mann so weit als möglich vor, hielt ein halb Dutzend solcher Bücher in die Höhe und schrie und winkte den Leuten, herbei zu kommen, um dieselben in Empfang zu nehmen. Kamen die Leute nicht zu uns, so ruderten wir auf sie los, der Missionär beglückte sie Dutzendweise mit seinen Broschüren und war schon im voraus entzückt über den segensreichen Erfolg, den sie zweifelsohne bewirken würden.</p> <p>Noch ärger war das Ding, wenn wir in ein Dorf kamen. Da mußte der Diener ganze Päcke nachschleppen. In einem Augenblicke umgaben uns viele Neugierige, und eben so schnell waren die Bücher unter sie vertheilt.</p> <p>Jeder Chinese nahm, was man ihm bot, — es kostete ja nichts, und wenn er auch nicht lesen konnte (die Bücher waren in chinesischer Sprache geschrieben), so hatte er doch wenigstens einiges Papier. Unser Missionär kehrte seelenvergnügt heim, — er hatte alle 500 Exemplare richtig an den Mann gebracht. Welch herrlichen Bericht gab das nicht für die Missionsgesellschaft, welch glänzenden Artikel für die geistliche Zeitung!</p> <p>Diesen Ausflug, dem Perlflusse entlang, machten drei Monate später sechs junge Engländer. Auch sie hielten an einem der Dörfer an und begaben sich unter das </p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0049]
Auf dieser Partie bekam ich Gelegenheit zu beobachten, auf welche Art sich die Missionäre der religiösen Bücher entledigen. Der Missionär, welcher so gefällig war, uns zu begleiten, benützte diese Fahrt dazu, einigen fruchtbringenden Samen unter das Volk auszustreuen. Er packte 500 kleine Broschüren auf unser Boot, und so oft ein anderes Boot in unsere Nähe kam, was sehr häufig geschah, neigte sich der Mann so weit als möglich vor, hielt ein halb Dutzend solcher Bücher in die Höhe und schrie und winkte den Leuten, herbei zu kommen, um dieselben in Empfang zu nehmen. Kamen die Leute nicht zu uns, so ruderten wir auf sie los, der Missionär beglückte sie Dutzendweise mit seinen Broschüren und war schon im voraus entzückt über den segensreichen Erfolg, den sie zweifelsohne bewirken würden.
Noch ärger war das Ding, wenn wir in ein Dorf kamen. Da mußte der Diener ganze Päcke nachschleppen. In einem Augenblicke umgaben uns viele Neugierige, und eben so schnell waren die Bücher unter sie vertheilt.
Jeder Chinese nahm, was man ihm bot, — es kostete ja nichts, und wenn er auch nicht lesen konnte (die Bücher waren in chinesischer Sprache geschrieben), so hatte er doch wenigstens einiges Papier. Unser Missionär kehrte seelenvergnügt heim, — er hatte alle 500 Exemplare richtig an den Mann gebracht. Welch herrlichen Bericht gab das nicht für die Missionsgesellschaft, welch glänzenden Artikel für die geistliche Zeitung!
Diesen Ausflug, dem Perlflusse entlang, machten drei Monate später sechs junge Engländer. Auch sie hielten an einem der Dörfer an und begaben sich unter das
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