Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.der Anführer stellte sich uns in gebrochenem Englisch als den Kapitän eines Siamesischen Kriegsschiffes vor. Er erzählte uns, daß er erst kürzlich angekommen sei und den Gouverneur von Bangkok hieher gebracht habe, der sich zu Lande weiter nach Peking begäbe. -- Unsere Angst verlor sich nach und nach, und wir nahmen sogar die freundliche Einladung des Kapitäns an, bei der Rückfahrt an seinem Schiffe anzulegen, um es zu besehen. Er setzte sich zu uns in's Boot, fuhr uns selbst an sein Schiff und zeigte uns da alles persönlich; doch war der Anblick nicht besonders reizend. Die Mannschaft sah roh und sehr verwildert aus, und alle waren gleich lumpig und schmutzig gekleidet, so daß man weder Offiziere noch Matrosen auseinander finden konnte. Das Schiff zählte zwölf Kanonen und 68 Köpfe. Der Kapitän bewirthete uns mit portugiesischem Weine und englischem Biere -- erst spät des Abends kamen wir nach Hause. Der weiteste Ausflug, den man von Canton machen kann, erstreckt sich 20 Meilen den Perlfluß aufwärts. Herr Agassiz war so gütig, mir den Genuß dieser Fahrt zu verschaffen. Er miethete ein schönes Boot, versah uns reichlich mit Speise und Trank und bat einen Missionär, der diese Fahrt schon einigemal gemacht hatte, Herrn von Carlowitz und mich zu begleiten. -- Die Begleitung eines Missionärs ist auf den Reisen in China noch die sicherste Eskorte. Diese Herren sprechen die Sprache des Landes, sie machen sich nach und nach mit dem Volke bekannt und streifen ziemlich ungehindert in den nahen Gegenden umher. der Anführer stellte sich uns in gebrochenem Englisch als den Kapitän eines Siamesischen Kriegsschiffes vor. Er erzählte uns, daß er erst kürzlich angekommen sei und den Gouverneur von Bangkok hieher gebracht habe, der sich zu Lande weiter nach Peking begäbe. — Unsere Angst verlor sich nach und nach, und wir nahmen sogar die freundliche Einladung des Kapitäns an, bei der Rückfahrt an seinem Schiffe anzulegen, um es zu besehen. Er setzte sich zu uns in’s Boot, fuhr uns selbst an sein Schiff und zeigte uns da alles persönlich; doch war der Anblick nicht besonders reizend. Die Mannschaft sah roh und sehr verwildert aus, und alle waren gleich lumpig und schmutzig gekleidet, so daß man weder Offiziere noch Matrosen auseinander finden konnte. Das Schiff zählte zwölf Kanonen und 68 Köpfe. Der Kapitän bewirthete uns mit portugiesischem Weine und englischem Biere — erst spät des Abends kamen wir nach Hause. Der weiteste Ausflug, den man von Canton machen kann, erstreckt sich 20 Meilen den Perlfluß aufwärts. Herr Agassiz war so gütig, mir den Genuß dieser Fahrt zu verschaffen. Er miethete ein schönes Boot, versah uns reichlich mit Speise und Trank und bat einen Missionär, der diese Fahrt schon einigemal gemacht hatte, Herrn von Carlowitz und mich zu begleiten. — Die Begleitung eines Missionärs ist auf den Reisen in China noch die sicherste Eskorte. Diese Herren sprechen die Sprache des Landes, sie machen sich nach und nach mit dem Volke bekannt und streifen ziemlich ungehindert in den nahen Gegenden umher. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="40"/> der Anführer stellte sich uns in gebrochenem Englisch als den Kapitän eines Siamesischen Kriegsschiffes vor. Er erzählte uns, daß er erst kürzlich angekommen sei und den Gouverneur von Bangkok hieher gebracht habe, der sich zu Lande weiter nach Peking begäbe. — Unsere Angst verlor sich nach und nach, und wir nahmen sogar die freundliche Einladung des Kapitäns an, bei der Rückfahrt an seinem Schiffe anzulegen, um es zu besehen. Er setzte sich zu uns in’s Boot, fuhr uns selbst an sein Schiff und zeigte uns da alles persönlich; doch war der Anblick nicht besonders reizend. Die Mannschaft sah roh und sehr verwildert aus, und alle waren gleich lumpig und schmutzig gekleidet, so daß man weder Offiziere noch Matrosen auseinander finden konnte. Das Schiff zählte zwölf Kanonen und 68 Köpfe.</p> <p>Der Kapitän bewirthete uns mit portugiesischem Weine und englischem Biere — erst spät des Abends kamen wir nach Hause.</p> <p>Der weiteste Ausflug, den man von Canton machen kann, erstreckt sich 20 Meilen den Perlfluß aufwärts. Herr Agassiz war so gütig, mir den Genuß dieser Fahrt zu verschaffen. Er miethete ein schönes Boot, versah uns reichlich mit Speise und Trank und bat einen Missionär, der diese Fahrt schon einigemal gemacht hatte, Herrn von Carlowitz und mich zu begleiten. — Die Begleitung eines Missionärs ist auf den Reisen in China noch die sicherste Eskorte. Diese Herren sprechen die Sprache des Landes, sie machen sich nach und nach mit dem Volke bekannt und streifen ziemlich ungehindert in den nahen Gegenden umher.</p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0047]
der Anführer stellte sich uns in gebrochenem Englisch als den Kapitän eines Siamesischen Kriegsschiffes vor. Er erzählte uns, daß er erst kürzlich angekommen sei und den Gouverneur von Bangkok hieher gebracht habe, der sich zu Lande weiter nach Peking begäbe. — Unsere Angst verlor sich nach und nach, und wir nahmen sogar die freundliche Einladung des Kapitäns an, bei der Rückfahrt an seinem Schiffe anzulegen, um es zu besehen. Er setzte sich zu uns in’s Boot, fuhr uns selbst an sein Schiff und zeigte uns da alles persönlich; doch war der Anblick nicht besonders reizend. Die Mannschaft sah roh und sehr verwildert aus, und alle waren gleich lumpig und schmutzig gekleidet, so daß man weder Offiziere noch Matrosen auseinander finden konnte. Das Schiff zählte zwölf Kanonen und 68 Köpfe.
Der Kapitän bewirthete uns mit portugiesischem Weine und englischem Biere — erst spät des Abends kamen wir nach Hause.
Der weiteste Ausflug, den man von Canton machen kann, erstreckt sich 20 Meilen den Perlfluß aufwärts. Herr Agassiz war so gütig, mir den Genuß dieser Fahrt zu verschaffen. Er miethete ein schönes Boot, versah uns reichlich mit Speise und Trank und bat einen Missionär, der diese Fahrt schon einigemal gemacht hatte, Herrn von Carlowitz und mich zu begleiten. — Die Begleitung eines Missionärs ist auf den Reisen in China noch die sicherste Eskorte. Diese Herren sprechen die Sprache des Landes, sie machen sich nach und nach mit dem Volke bekannt und streifen ziemlich ungehindert in den nahen Gegenden umher.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/47>, abgerufen am 16.07.2024. |