Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.guten Leute ziemlich ruhig verhielten, brachte uns dies auf den Gedanken, auch ihr Dörfchen zu besehen. Wir fanden kleine, aus Backsteinen zusammengesetzte Häuser, oder besser gesagt Hütten, die außer flachen Dächern nichts eingenthümliches an sich hatten. Ueber dem Stübchen war keine besondere Decke; man sah bis an das Hausdach; der Fußboden war gestampfte Erde und die Scheidewände bestanden zum Theil aus Bambusmatten. An Möbeln war wenig vorhanden und alles unrein gehalten. Ungefähr in der Mitte des Dorfes standen kleine Tempelchen, und vor dem Hauptgotte brannten einige düstere Lämpchen. Ich wunderte mich am meisten über das viele Federvieh, das man in und außer den Hütten sah -- man mußte sich ordentlich in Acht nehmen, die junge Brut nicht zu zertreten. -- Das Geflügel wird hier wie in Egypten durch künstliche Wärme ausgebrütet. Als wir wieder vom Dorfe zur Pagode zurückgekehrt waren, sahen wir zwei Schampans landen, aus welchen viele braune, halbnakte und größtentheils bewaffnete Männer sprangen, die eilig die Reisfelder durchschritten und gerade auf uns losgingen. Wir hielten sie für Piraten und erwarteten mit einiger Angst die Dinge, die da kommen würden. Waren es wirklich Piraten, so sahen wir uns auch rettungslos verloren, denn hier, weit von Canton entfernt und umgeben von lauter Chinesen, die ihnen noch hilfreiche Hand geleistet hätten, wäre es ihnen doppelt leicht gewesen, mit uns fertig zu werden. An ein Entkommen, an eine Rettung war daher gar nicht zu denken. Unterdessen kamen die Leute immer näher und guten Leute ziemlich ruhig verhielten, brachte uns dies auf den Gedanken, auch ihr Dörfchen zu besehen. Wir fanden kleine, aus Backsteinen zusammengesetzte Häuser, oder besser gesagt Hütten, die außer flachen Dächern nichts eingenthümliches an sich hatten. Ueber dem Stübchen war keine besondere Decke; man sah bis an das Hausdach; der Fußboden war gestampfte Erde und die Scheidewände bestanden zum Theil aus Bambusmatten. An Möbeln war wenig vorhanden und alles unrein gehalten. Ungefähr in der Mitte des Dorfes standen kleine Tempelchen, und vor dem Hauptgotte brannten einige düstere Lämpchen. Ich wunderte mich am meisten über das viele Federvieh, das man in und außer den Hütten sah — man mußte sich ordentlich in Acht nehmen, die junge Brut nicht zu zertreten. — Das Geflügel wird hier wie in Egypten durch künstliche Wärme ausgebrütet. Als wir wieder vom Dorfe zur Pagode zurückgekehrt waren, sahen wir zwei Schampans landen, aus welchen viele braune, halbnakte und größtentheils bewaffnete Männer sprangen, die eilig die Reisfelder durchschritten und gerade auf uns losgingen. Wir hielten sie für Piraten und erwarteten mit einiger Angst die Dinge, die da kommen würden. Waren es wirklich Piraten, so sahen wir uns auch rettungslos verloren, denn hier, weit von Canton entfernt und umgeben von lauter Chinesen, die ihnen noch hilfreiche Hand geleistet hätten, wäre es ihnen doppelt leicht gewesen, mit uns fertig zu werden. An ein Entkommen, an eine Rettung war daher gar nicht zu denken. Unterdessen kamen die Leute immer näher und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="39"/> guten Leute ziemlich ruhig verhielten, brachte uns dies auf den Gedanken, auch ihr Dörfchen zu besehen. Wir fanden kleine, aus Backsteinen zusammengesetzte Häuser, oder besser gesagt Hütten, die außer flachen Dächern nichts eingenthümliches an sich hatten. Ueber dem Stübchen war keine besondere Decke; man sah bis an das Hausdach; der Fußboden war gestampfte Erde und die Scheidewände bestanden zum Theil aus Bambusmatten. An Möbeln war wenig vorhanden und alles unrein gehalten. Ungefähr in der Mitte des Dorfes standen kleine Tempelchen, und vor dem Hauptgotte brannten einige düstere Lämpchen.</p> <p>Ich wunderte mich am meisten über das viele Federvieh, das man in und außer den Hütten sah — man mußte sich ordentlich in Acht nehmen, die junge Brut nicht zu zertreten. — Das Geflügel wird hier wie in Egypten durch künstliche Wärme ausgebrütet.</p> <p>Als wir wieder vom Dorfe zur Pagode zurückgekehrt waren, sahen wir zwei Schampans landen, aus welchen viele braune, halbnakte und größtentheils bewaffnete Männer sprangen, die eilig die Reisfelder durchschritten und gerade auf uns losgingen. Wir hielten sie für Piraten und erwarteten mit einiger Angst die Dinge, die da kommen würden. Waren es wirklich Piraten, so sahen wir uns auch rettungslos verloren, denn hier, weit von Canton entfernt und umgeben von lauter Chinesen, die ihnen noch hilfreiche Hand geleistet hätten, wäre es ihnen doppelt leicht gewesen, mit uns fertig zu werden. An ein Entkommen, an eine Rettung war daher gar nicht zu denken.</p> <p>Unterdessen kamen die Leute immer näher und </p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0046]
guten Leute ziemlich ruhig verhielten, brachte uns dies auf den Gedanken, auch ihr Dörfchen zu besehen. Wir fanden kleine, aus Backsteinen zusammengesetzte Häuser, oder besser gesagt Hütten, die außer flachen Dächern nichts eingenthümliches an sich hatten. Ueber dem Stübchen war keine besondere Decke; man sah bis an das Hausdach; der Fußboden war gestampfte Erde und die Scheidewände bestanden zum Theil aus Bambusmatten. An Möbeln war wenig vorhanden und alles unrein gehalten. Ungefähr in der Mitte des Dorfes standen kleine Tempelchen, und vor dem Hauptgotte brannten einige düstere Lämpchen.
Ich wunderte mich am meisten über das viele Federvieh, das man in und außer den Hütten sah — man mußte sich ordentlich in Acht nehmen, die junge Brut nicht zu zertreten. — Das Geflügel wird hier wie in Egypten durch künstliche Wärme ausgebrütet.
Als wir wieder vom Dorfe zur Pagode zurückgekehrt waren, sahen wir zwei Schampans landen, aus welchen viele braune, halbnakte und größtentheils bewaffnete Männer sprangen, die eilig die Reisfelder durchschritten und gerade auf uns losgingen. Wir hielten sie für Piraten und erwarteten mit einiger Angst die Dinge, die da kommen würden. Waren es wirklich Piraten, so sahen wir uns auch rettungslos verloren, denn hier, weit von Canton entfernt und umgeben von lauter Chinesen, die ihnen noch hilfreiche Hand geleistet hätten, wäre es ihnen doppelt leicht gewesen, mit uns fertig zu werden. An ein Entkommen, an eine Rettung war daher gar nicht zu denken.
Unterdessen kamen die Leute immer näher und
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/46>, abgerufen am 16.02.2025. |