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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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der katholischen Priester glichen. Am Mittelaltare befand sich der Mandarin, andächtig betend und sich dabei von zwei Dienern mittelst großer Fächer Luft zuwehen lassend *). Er küßte sehr häufig den Boden, worauf ihm jedesmal drei Rauchkerzchen gereicht wurden, die er erst in die Höhe hob und dann einem Priester gab, der sie vor einer der Buddha-Statuen aufpflanzte, jedoch ohne sie anzuzünden. -- Die Musikkapelle war aus drei Männern gebildet, von welchen einer auf einem Saiteninstrumente scharrte, während der zweite auf eine metallenen Kugel schlug und der dritte auf einer Flöte blies.

Außer diesem Haupttempel gibt es noch verschiedene Hallen und Tempelchen, die mit Statuen von Göttern ausgeschmückt sind. Eine besondere Verehrung genießen die 24 Götter der Barmherzigkeit und Kwanfootse, ein Halbgott des Krieges. Von ersteren haben manche vier, sechs, ja auch acht Arme. Alle Gottheiten, Buddha nicht ausgenommen, sind von Holz, vergoldet und meist mit schreienden Farben bemalt.

*) Seine Kleidung bestand aus einem weiten Oberkleide, das bis an die Kniee reichte und mit offen flatternden Aermeln versehen war; darunter sah man ein weißseidenes Beinkleid. Das Oberkleid war von Brokat in lebhaften Farben und bizarren Mustern. Auf der Brust hatte er zwei Vögel als Abzeichen des Ranges, nebst einem Halsbande von schönen Steinen. Die Stiefel, von schwarzem Seidenstoff, gingen vorne in gebogene Spitzen aus. Als Kopfbedeckung trug er einen sammtenen Hut von konischer Form mit einem vergoldeten Knopfe.

der katholischen Priester glichen. Am Mittelaltare befand sich der Mandarin, andächtig betend und sich dabei von zwei Dienern mittelst großer Fächer Luft zuwehen lassend *). Er küßte sehr häufig den Boden, worauf ihm jedesmal drei Rauchkerzchen gereicht wurden, die er erst in die Höhe hob und dann einem Priester gab, der sie vor einer der Buddha-Statuen aufpflanzte, jedoch ohne sie anzuzünden. — Die Musikkapelle war aus drei Männern gebildet, von welchen einer auf einem Saiteninstrumente scharrte, während der zweite auf eine metallenen Kugel schlug und der dritte auf einer Flöte blies.

Außer diesem Haupttempel gibt es noch verschiedene Hallen und Tempelchen, die mit Statuen von Göttern ausgeschmückt sind. Eine besondere Verehrung genießen die 24 Götter der Barmherzigkeit und Kwanfootse, ein Halbgott des Krieges. Von ersteren haben manche vier, sechs, ja auch acht Arme. Alle Gottheiten, Buddha nicht ausgenommen, sind von Holz, vergoldet und meist mit schreienden Farben bemalt.

*) Seine Kleidung bestand aus einem weiten Oberkleide, das bis an die Kniee reichte und mit offen flatternden Aermeln versehen war; darunter sah man ein weißseidenes Beinkleid. Das Oberkleid war von Brokat in lebhaften Farben und bizarren Mustern. Auf der Brust hatte er zwei Vögel als Abzeichen des Ranges, nebst einem Halsbande von schönen Steinen. Die Stiefel, von schwarzem Seidenstoff, gingen vorne in gebogene Spitzen aus. Als Kopfbedeckung trug er einen sammtenen Hut von konischer Form mit einem vergoldeten Knopfe.
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        <p>Außer diesem Haupttempel gibt es noch verschiedene Hallen und Tempelchen, die mit Statuen von Göttern ausgeschmückt sind. Eine besondere Verehrung genießen die 24 Götter der Barmherzigkeit und Kwanfootse, ein Halbgott des Krieges. Von ersteren haben manche vier, sechs, ja auch acht Arme. Alle Gottheiten, Buddha nicht ausgenommen, sind von Holz, vergoldet und meist mit schreienden Farben bemalt.</p>
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[34/0041] der katholischen Priester glichen. Am Mittelaltare befand sich der Mandarin, andächtig betend und sich dabei von zwei Dienern mittelst großer Fächer Luft zuwehen lassend *). Er küßte sehr häufig den Boden, worauf ihm jedesmal drei Rauchkerzchen gereicht wurden, die er erst in die Höhe hob und dann einem Priester gab, der sie vor einer der Buddha-Statuen aufpflanzte, jedoch ohne sie anzuzünden. — Die Musikkapelle war aus drei Männern gebildet, von welchen einer auf einem Saiteninstrumente scharrte, während der zweite auf eine metallenen Kugel schlug und der dritte auf einer Flöte blies. Außer diesem Haupttempel gibt es noch verschiedene Hallen und Tempelchen, die mit Statuen von Göttern ausgeschmückt sind. Eine besondere Verehrung genießen die 24 Götter der Barmherzigkeit und Kwanfootse, ein Halbgott des Krieges. Von ersteren haben manche vier, sechs, ja auch acht Arme. Alle Gottheiten, Buddha nicht ausgenommen, sind von Holz, vergoldet und meist mit schreienden Farben bemalt. *) Seine Kleidung bestand aus einem weiten Oberkleide, das bis an die Kniee reichte und mit offen flatternden Aermeln versehen war; darunter sah man ein weißseidenes Beinkleid. Das Oberkleid war von Brokat in lebhaften Farben und bizarren Mustern. Auf der Brust hatte er zwei Vögel als Abzeichen des Ranges, nebst einem Halsbande von schönen Steinen. Die Stiefel, von schwarzem Seidenstoff, gingen vorne in gebogene Spitzen aus. Als Kopfbedeckung trug er einen sammtenen Hut von konischer Form mit einem vergoldeten Knopfe.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/41>, abgerufen am 22.11.2024.