Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Hofes, der Beamten, der Gelehrten und der gebildeten Stände sein soll. Die Bevölkerung China's besteht aus vielen und sehr verschiedenen Stämmen, deren Charakteristik zu geben ich leider unvermögend bin, da die Zeit meines Aufenthaltes in China viel zu kurz hiezu war. Das Volk, welches ich in Canton, Hong-kong und Macao gesehen habe, ist von mittlerer Größe. Die Farbe der Haut ist, je nach der Beschäftigung, verschieden; der Landmann, der Träger ist ziemlich sonnenverbrannt, der Reiche, die vornehme Frau weiß. Die Gesichtsbildung ist breitgedrückt und häßlich; die Augen sind schmal, etwas schief geschlitzt und stehen weit auseinander, die Nase ist breit und der Mund groß. Die Finger an den Händen fand ich bei vielen ungewöhnlich lang und mager. Die Nägel daran lassen nur die Reichen (beiderlei Geschlechtes) zum Beweise, daß sie nicht, gleich den Geringeren, nöthig haben, durch Händearbeit ihr Brod zu verdienen, übermäßig lang wachsen; gewöhnlich sind dergleichen aristokratische Nägel einen halben Zoll lang -- bei einem einzigen Manne sah ich sie von der Länge eines starken Zolles, und auch das nur an der linken Hand. Mit dieser konnte er einen flachen Gegenstand nicht aufheben, ohne die Hand flach darauf zu legen und die Sache zwischen die Finger zu klemmen. Die Frauen der Vornehmen sind im Durchschnitte zum Fettwerden geneigt -- eine Beschaffenheit, die hier nicht nur am weiblichen, sondern auch am männlichen Geschlechte hoch geschätzt wird. Obwohl ich viel über die kleinen Füße der Chinesinnen Hofes, der Beamten, der Gelehrten und der gebildeten Stände sein soll. Die Bevölkerung China’s besteht aus vielen und sehr verschiedenen Stämmen, deren Charakteristik zu geben ich leider unvermögend bin, da die Zeit meines Aufenthaltes in China viel zu kurz hiezu war. Das Volk, welches ich in Canton, Hong-kong und Macao gesehen habe, ist von mittlerer Größe. Die Farbe der Haut ist, je nach der Beschäftigung, verschieden; der Landmann, der Träger ist ziemlich sonnenverbrannt, der Reiche, die vornehme Frau weiß. Die Gesichtsbildung ist breitgedrückt und häßlich; die Augen sind schmal, etwas schief geschlitzt und stehen weit auseinander, die Nase ist breit und der Mund groß. Die Finger an den Händen fand ich bei vielen ungewöhnlich lang und mager. Die Nägel daran lassen nur die Reichen (beiderlei Geschlechtes) zum Beweise, daß sie nicht, gleich den Geringeren, nöthig haben, durch Händearbeit ihr Brod zu verdienen, übermäßig lang wachsen; gewöhnlich sind dergleichen aristokratische Nägel einen halben Zoll lang — bei einem einzigen Manne sah ich sie von der Länge eines starken Zolles, und auch das nur an der linken Hand. Mit dieser konnte er einen flachen Gegenstand nicht aufheben, ohne die Hand flach darauf zu legen und die Sache zwischen die Finger zu klemmen. Die Frauen der Vornehmen sind im Durchschnitte zum Fettwerden geneigt — eine Beschaffenheit, die hier nicht nur am weiblichen, sondern auch am männlichen Geschlechte hoch geschätzt wird. Obwohl ich viel über die kleinen Füße der Chinesinnen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="24"/> Hofes, der Beamten, der Gelehrten und der gebildeten Stände sein soll.</p> <p>Die Bevölkerung China’s besteht aus vielen und sehr verschiedenen Stämmen, deren Charakteristik zu geben ich leider unvermögend bin, da die Zeit meines Aufenthaltes in China viel zu kurz hiezu war. Das Volk, welches ich in Canton, Hong-kong und Macao gesehen habe, ist von mittlerer Größe. Die Farbe der Haut ist, je nach der Beschäftigung, verschieden; der Landmann, der Träger ist ziemlich sonnenverbrannt, der Reiche, die vornehme Frau weiß. Die Gesichtsbildung ist breitgedrückt und häßlich; die Augen sind schmal, etwas schief geschlitzt und stehen weit auseinander, die Nase ist breit und der Mund groß. Die Finger an den Händen fand ich bei vielen ungewöhnlich lang und mager. Die Nägel daran lassen nur die Reichen (beiderlei Geschlechtes) zum Beweise, daß sie nicht, gleich den Geringeren, nöthig haben, durch Händearbeit ihr Brod zu verdienen, übermäßig lang wachsen; gewöhnlich sind dergleichen aristokratische Nägel einen halben Zoll lang — bei einem einzigen Manne sah ich sie von der Länge eines starken Zolles, und auch das nur an der linken Hand. Mit dieser konnte er einen flachen Gegenstand nicht aufheben, ohne die Hand flach darauf zu legen und die Sache zwischen die Finger zu klemmen.</p> <p>Die Frauen der Vornehmen sind im Durchschnitte zum Fettwerden geneigt — eine Beschaffenheit, die hier nicht nur am weiblichen, sondern auch am männlichen Geschlechte hoch geschätzt wird.</p> <p>Obwohl ich viel über die kleinen Füße der Chinesinnen </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0031]
Hofes, der Beamten, der Gelehrten und der gebildeten Stände sein soll.
Die Bevölkerung China’s besteht aus vielen und sehr verschiedenen Stämmen, deren Charakteristik zu geben ich leider unvermögend bin, da die Zeit meines Aufenthaltes in China viel zu kurz hiezu war. Das Volk, welches ich in Canton, Hong-kong und Macao gesehen habe, ist von mittlerer Größe. Die Farbe der Haut ist, je nach der Beschäftigung, verschieden; der Landmann, der Träger ist ziemlich sonnenverbrannt, der Reiche, die vornehme Frau weiß. Die Gesichtsbildung ist breitgedrückt und häßlich; die Augen sind schmal, etwas schief geschlitzt und stehen weit auseinander, die Nase ist breit und der Mund groß. Die Finger an den Händen fand ich bei vielen ungewöhnlich lang und mager. Die Nägel daran lassen nur die Reichen (beiderlei Geschlechtes) zum Beweise, daß sie nicht, gleich den Geringeren, nöthig haben, durch Händearbeit ihr Brod zu verdienen, übermäßig lang wachsen; gewöhnlich sind dergleichen aristokratische Nägel einen halben Zoll lang — bei einem einzigen Manne sah ich sie von der Länge eines starken Zolles, und auch das nur an der linken Hand. Mit dieser konnte er einen flachen Gegenstand nicht aufheben, ohne die Hand flach darauf zu legen und die Sache zwischen die Finger zu klemmen.
Die Frauen der Vornehmen sind im Durchschnitte zum Fettwerden geneigt — eine Beschaffenheit, die hier nicht nur am weiblichen, sondern auch am männlichen Geschlechte hoch geschätzt wird.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/31>, abgerufen am 16.02.2025. |