Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.in mehrere Stücke zerfallen. Die einzelnen Stücke verlieren aber nichts von ihrem Werthe, da die Summe nach dem Gewichte bestimmt wird. -- Außer den Dollars ist auch reines, ungeprägtes Silber in kleinen Stangen gebräuchlich; man schneidet, je nach dem Betrag der Summe, kleinere oder größere Stücke davon herab. Die Kasse befindet sich im Erdgeschoße in dem Zimmer des Compradors, und der Europäer hat mit dem Gelde nichts zu schaffen, trägt auch nie welches bei sich. Der Comprador erhält keinen Gehalt, sondern hat von jedem Handlungsgeschäfte Prozente, -- von den Hausrechnungen weiß er sich deren zu machen. Uebrigens sind diese Leute im allgemeinen verläßlich; sie erlegen an die Mandarine (hohe Beamte, Minister) eine Kaution, worauf diese für sie einstehen. Die tägliche Lebensweise der hier ansäßigen Europäer ist ungefähr folgende: Nachdem man aufgestanden ist und eine Tasse Thee auf seinem Zimmer getrunken hat, nimmt man ein kaltes Bad. Nach neun Uhr ist das Frühstück, welches aus gebratenen Fischen oder Cotelets, kaltem Braten, weichen Eiern, Butter, Brot und Thee besteht. -- Nun geht alles an seine Geschäfte bis zur Zeit des Mittagmahles, welches gewöhnlich um vier Uhr eingenommen wird. Da gibt es Schildkrötensuppe, Curri *) und Reis, *) Ein sehr scharfes Gericht, das aus Ingwer, rothem Pfeffer, Knoblauch und Zwiebeln besteht. Diese Ingredienzien werden auf einer Steinplatte mittelst einer Steinwalze zu einer feinen Salbe zerrieben; hieraus wird dann eine Sauce gemacht und diese mit Reis gegessen.
in mehrere Stücke zerfallen. Die einzelnen Stücke verlieren aber nichts von ihrem Werthe, da die Summe nach dem Gewichte bestimmt wird. — Außer den Dollars ist auch reines, ungeprägtes Silber in kleinen Stangen gebräuchlich; man schneidet, je nach dem Betrag der Summe, kleinere oder größere Stücke davon herab. Die Kasse befindet sich im Erdgeschoße in dem Zimmer des Compradors, und der Europäer hat mit dem Gelde nichts zu schaffen, trägt auch nie welches bei sich. Der Comprador erhält keinen Gehalt, sondern hat von jedem Handlungsgeschäfte Prozente, — von den Hausrechnungen weiß er sich deren zu machen. Uebrigens sind diese Leute im allgemeinen verläßlich; sie erlegen an die Mandarine (hohe Beamte, Minister) eine Kaution, worauf diese für sie einstehen. Die tägliche Lebensweise der hier ansäßigen Europäer ist ungefähr folgende: Nachdem man aufgestanden ist und eine Tasse Thee auf seinem Zimmer getrunken hat, nimmt man ein kaltes Bad. Nach neun Uhr ist das Frühstück, welches aus gebratenen Fischen oder Cotelets, kaltem Braten, weichen Eiern, Butter, Brot und Thee besteht. — Nun geht alles an seine Geschäfte bis zur Zeit des Mittagmahles, welches gewöhnlich um vier Uhr eingenommen wird. Da gibt es Schildkrötensuppe, Curri *) und Reis, *) Ein sehr scharfes Gericht, das aus Ingwer, rothem Pfeffer, Knoblauch und Zwiebeln besteht. Diese Ingredienzien werden auf einer Steinplatte mittelst einer Steinwalze zu einer feinen Salbe zerrieben; hieraus wird dann eine Sauce gemacht und diese mit Reis gegessen.
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in mehrere Stücke zerfallen. Die einzelnen Stücke verlieren aber nichts von ihrem Werthe, da die Summe nach dem Gewichte bestimmt wird. — Außer den Dollars ist auch reines, ungeprägtes Silber in kleinen Stangen gebräuchlich; man schneidet, je nach dem Betrag der Summe, kleinere oder größere Stücke davon herab.
Die Kasse befindet sich im Erdgeschoße in dem Zimmer des Compradors, und der Europäer hat mit dem Gelde nichts zu schaffen, trägt auch nie welches bei sich.
Der Comprador erhält keinen Gehalt, sondern hat von jedem Handlungsgeschäfte Prozente, — von den Hausrechnungen weiß er sich deren zu machen. Uebrigens sind diese Leute im allgemeinen verläßlich; sie erlegen an die Mandarine (hohe Beamte, Minister) eine Kaution, worauf diese für sie einstehen.
Die tägliche Lebensweise der hier ansäßigen Europäer ist ungefähr folgende: Nachdem man aufgestanden ist und eine Tasse Thee auf seinem Zimmer getrunken hat, nimmt man ein kaltes Bad. Nach neun Uhr ist das Frühstück, welches aus gebratenen Fischen oder Cotelets, kaltem Braten, weichen Eiern, Butter, Brot und Thee besteht. — Nun geht alles an seine Geschäfte bis zur Zeit des Mittagmahles, welches gewöhnlich um vier Uhr eingenommen wird. Da gibt es Schildkrötensuppe, Curri *) und Reis,
*) Ein sehr scharfes Gericht, das aus Ingwer, rothem Pfeffer, Knoblauch und Zwiebeln besteht. Diese Ingredienzien werden auf einer Steinplatte mittelst einer Steinwalze zu einer feinen Salbe zerrieben; hieraus wird dann eine Sauce gemacht und diese mit Reis gegessen.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/23>, abgerufen am 16.07.2024. |