Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Der Palast der Fürstin Bigem, halb im italienischen, halb im mongolischen Style, ist ziemlich groß und zeichnet sich durch seine vorzüglich schönen Säle aus. Ein hübscher, bisher noch gut unterhaltener Garten umgibt ihn von allen Seiten. Die Fürstin Bigem machte zur Zeit als Delhi noch nicht unter englische Herrschaft gehörte, durch ihren Verstand, ihren Unternehmungsgeist und ihre Tapferkeit viel Aufsehen. Sie war von Geburt eine Hindu, lernte in ihrer Jugend einen Deutschen, Herrn Sombar, kennen, in welchen sie sich verliebte und ging zur christlichen Religion über, um ihn zu heirathen. Herr Sombar bildete aus Eingebornen einige Regimenter, die er, als sie gut eingeübt waren, dem Kaiser zuführte. In der Folge wußte er sich so sehr in die Gunst des Kaisers zu setzen, daß dieser ihn mit großen Gütern beschenkte und zum Fürsten erhob. Seine Frau soll ihm in Allem kräftig zur Seite gestanden haben. Nach seinem Tode wurde sie zur Befehlshaberin der Regimenter ernannt, welche Stelle sie mehrere Jahre höchst ehrenvoll bekleidete. -- Sie starb erst kürzlich in einem Alter von achtzig Jahren. Von den zahlreichen Moscheen Neu-Delhi's besah ich nur zwei, die Moschee Roshun-ud-dawla und die Jumna-Moschee. Erstere liegt in der Hauptstraße; ihre Spitzen und Kuppeln sind ächt vergoldet. Sie wurde durch die Grausamkeit Schach Nadir's berühmt. Dieser ausgezeichnete, aber fürchterlich grausame Monarch ließ, als er Delhi im Jahre 1739 eroberte, 100,000 der Einwohner niederhauen, bei welchem Schauspiele er auf einem der Thürme dieser Moschee als Zuschauer gesessen Der Palast der Fürstin Bigem, halb im italienischen, halb im mongolischen Style, ist ziemlich groß und zeichnet sich durch seine vorzüglich schönen Säle aus. Ein hübscher, bisher noch gut unterhaltener Garten umgibt ihn von allen Seiten. Die Fürstin Bigem machte zur Zeit als Delhi noch nicht unter englische Herrschaft gehörte, durch ihren Verstand, ihren Unternehmungsgeist und ihre Tapferkeit viel Aufsehen. Sie war von Geburt eine Hindu, lernte in ihrer Jugend einen Deutschen, Herrn Sombar, kennen, in welchen sie sich verliebte und ging zur christlichen Religion über, um ihn zu heirathen. Herr Sombar bildete aus Eingebornen einige Regimenter, die er, als sie gut eingeübt waren, dem Kaiser zuführte. In der Folge wußte er sich so sehr in die Gunst des Kaisers zu setzen, daß dieser ihn mit großen Gütern beschenkte und zum Fürsten erhob. Seine Frau soll ihm in Allem kräftig zur Seite gestanden haben. Nach seinem Tode wurde sie zur Befehlshaberin der Regimenter ernannt, welche Stelle sie mehrere Jahre höchst ehrenvoll bekleidete. — Sie starb erst kürzlich in einem Alter von achtzig Jahren. Von den zahlreichen Moscheen Neu-Delhi’s besah ich nur zwei, die Moschee Roshun-ud-dawla und die Jumna-Moschee. Erstere liegt in der Hauptstraße; ihre Spitzen und Kuppeln sind ächt vergoldet. Sie wurde durch die Grausamkeit Schach Nadir’s berühmt. Dieser ausgezeichnete, aber fürchterlich grausame Monarch ließ, als er Delhi im Jahre 1739 eroberte, 100,000 der Einwohner niederhauen, bei welchem Schauspiele er auf einem der Thürme dieser Moschee als Zuschauer gesessen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0224" n="217"/> <p>Der Palast der Fürstin Bigem, halb im italienischen, halb im mongolischen Style, ist ziemlich groß und zeichnet sich durch seine vorzüglich schönen Säle aus. Ein hübscher, bisher noch gut unterhaltener Garten umgibt ihn von allen Seiten.</p> <p>Die Fürstin Bigem machte zur Zeit als Delhi noch nicht unter englische Herrschaft gehörte, durch ihren Verstand, ihren Unternehmungsgeist und ihre Tapferkeit viel Aufsehen. Sie war von Geburt eine Hindu, lernte in ihrer Jugend einen Deutschen, Herrn Sombar, kennen, in welchen sie sich verliebte und ging zur christlichen Religion über, um ihn zu heirathen. Herr Sombar bildete aus Eingebornen einige Regimenter, die er, als sie gut eingeübt waren, dem Kaiser zuführte. In der Folge wußte er sich so sehr in die Gunst des Kaisers zu setzen, daß dieser ihn mit großen Gütern beschenkte und zum Fürsten erhob. Seine Frau soll ihm in Allem kräftig zur Seite gestanden haben. Nach seinem Tode wurde sie zur Befehlshaberin der Regimenter ernannt, welche Stelle sie mehrere Jahre höchst ehrenvoll bekleidete. — Sie starb erst kürzlich in einem Alter von achtzig Jahren.</p> <p>Von den zahlreichen Moscheen Neu-Delhi’s besah ich nur zwei, die Moschee Roshun-ud-dawla und die Jumna-Moschee. Erstere liegt in der Hauptstraße; ihre Spitzen und Kuppeln sind ächt vergoldet. Sie wurde durch die Grausamkeit Schach Nadir’s berühmt. Dieser ausgezeichnete, aber fürchterlich grausame Monarch ließ, als er Delhi im Jahre 1739 eroberte, 100,000 der Einwohner niederhauen, bei welchem Schauspiele er auf einem der Thürme dieser Moschee als Zuschauer gesessen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0224]
Der Palast der Fürstin Bigem, halb im italienischen, halb im mongolischen Style, ist ziemlich groß und zeichnet sich durch seine vorzüglich schönen Säle aus. Ein hübscher, bisher noch gut unterhaltener Garten umgibt ihn von allen Seiten.
Die Fürstin Bigem machte zur Zeit als Delhi noch nicht unter englische Herrschaft gehörte, durch ihren Verstand, ihren Unternehmungsgeist und ihre Tapferkeit viel Aufsehen. Sie war von Geburt eine Hindu, lernte in ihrer Jugend einen Deutschen, Herrn Sombar, kennen, in welchen sie sich verliebte und ging zur christlichen Religion über, um ihn zu heirathen. Herr Sombar bildete aus Eingebornen einige Regimenter, die er, als sie gut eingeübt waren, dem Kaiser zuführte. In der Folge wußte er sich so sehr in die Gunst des Kaisers zu setzen, daß dieser ihn mit großen Gütern beschenkte und zum Fürsten erhob. Seine Frau soll ihm in Allem kräftig zur Seite gestanden haben. Nach seinem Tode wurde sie zur Befehlshaberin der Regimenter ernannt, welche Stelle sie mehrere Jahre höchst ehrenvoll bekleidete. — Sie starb erst kürzlich in einem Alter von achtzig Jahren.
Von den zahlreichen Moscheen Neu-Delhi’s besah ich nur zwei, die Moschee Roshun-ud-dawla und die Jumna-Moschee. Erstere liegt in der Hauptstraße; ihre Spitzen und Kuppeln sind ächt vergoldet. Sie wurde durch die Grausamkeit Schach Nadir’s berühmt. Dieser ausgezeichnete, aber fürchterlich grausame Monarch ließ, als er Delhi im Jahre 1739 eroberte, 100,000 der Einwohner niederhauen, bei welchem Schauspiele er auf einem der Thürme dieser Moschee als Zuschauer gesessen
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/224>, abgerufen am 16.02.2025. |