Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

noch jährlich 10,000 Rup. gibt. -- Was mögen da für Summen unterschlagen werden! --

Der Kaiser gibt in seinem Palaste eine eigene Zeitung heraus, die im höchsten Grade lächerlich und komisch ist. Da wird nichts von Politik oder auswärtigen Begebenheiten verhandelt, sondern ausschließend von den häuslichen Vorfällen, Gesprächen und Verhältnissen. So meldet das Blatt z. B. "daß des Sultans Gemahlin A. der Waschfrau B. drei Rup. schulde und die Waschfrau heute oder gestern gekommen sei, die Schuld einzufordern; die hohe Frau habe zum kaiserlichen Gemahl gesandt, sich diese Summe zu erbitten. Der Kaiser habe sie an den Schatzmeister gewiesen, dieser habe aber versichert, daß, da der Monat zu Ende gehe, er über keinen Heller mehr befehlen könne; die Waschfrau sei daher auf den nächsten Monat zu verweisen." -- Oder: "Der Prinz C. besuchte zu dieser und jener Stunde den Prinzen D. oder F., er wurde in diesem oder jenem Zimmer empfangen, verweilte so und so lange, -- das Gespräch handelte von diesem oder jenem Gegenstande" u. s. w.

Unter den übrigen Palästen der Stadt ist jener, in welchem sich das Collegium befindet, einer der schönsten. Er ist in italienischem Style erbaut, wahrhaft majestätisch, die Säulen sind von seltner Höhe, der Treppenaufgang (halbes Erdgeschoß), die Säle und Zimmer sehr groß und hoch. Ein schöner Garten umgibt die hintere Seite des Palastes, ein großer Hof die Vorderseite und eine hohe Festungsmauer das Ganze. -- Dr. Sprenger, als Director des Collegiums, hat darin eine wahrhaft fürstliche Wohnung zu seiner Benützung.

noch jährlich 10,000 Rup. gibt. — Was mögen da für Summen unterschlagen werden! —

Der Kaiser gibt in seinem Palaste eine eigene Zeitung heraus, die im höchsten Grade lächerlich und komisch ist. Da wird nichts von Politik oder auswärtigen Begebenheiten verhandelt, sondern ausschließend von den häuslichen Vorfällen, Gesprächen und Verhältnissen. So meldet das Blatt z. B. „daß des Sultans Gemahlin A. der Waschfrau B. drei Rup. schulde und die Waschfrau heute oder gestern gekommen sei, die Schuld einzufordern; die hohe Frau habe zum kaiserlichen Gemahl gesandt, sich diese Summe zu erbitten. Der Kaiser habe sie an den Schatzmeister gewiesen, dieser habe aber versichert, daß, da der Monat zu Ende gehe, er über keinen Heller mehr befehlen könne; die Waschfrau sei daher auf den nächsten Monat zu verweisen.“ — Oder: „Der Prinz C. besuchte zu dieser und jener Stunde den Prinzen D. oder F., er wurde in diesem oder jenem Zimmer empfangen, verweilte so und so lange, — das Gespräch handelte von diesem oder jenem Gegenstande“ u. s. w.

Unter den übrigen Palästen der Stadt ist jener, in welchem sich das Collegium befindet, einer der schönsten. Er ist in italienischem Style erbaut, wahrhaft majestätisch, die Säulen sind von seltner Höhe, der Treppenaufgang (halbes Erdgeschoß), die Säle und Zimmer sehr groß und hoch. Ein schöner Garten umgibt die hintere Seite des Palastes, ein großer Hof die Vorderseite und eine hohe Festungsmauer das Ganze. — Dr. Sprenger, als Director des Collegiums, hat darin eine wahrhaft fürstliche Wohnung zu seiner Benützung.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0223" n="216"/>
noch jährlich 10,000 Rup. gibt. &#x2014; Was mögen da für Summen unterschlagen werden! &#x2014;</p>
          <p>Der Kaiser gibt in seinem Palaste eine eigene Zeitung heraus, die im höchsten Grade lächerlich und komisch ist. Da wird nichts von Politik oder auswärtigen Begebenheiten verhandelt, sondern ausschließend von den häuslichen Vorfällen, Gesprächen und Verhältnissen. So meldet das Blatt z. B. &#x201E;daß des Sultans Gemahlin A. der Waschfrau B. drei Rup. schulde und die Waschfrau heute oder gestern gekommen sei, die Schuld einzufordern; die hohe Frau habe zum kaiserlichen Gemahl gesandt, sich diese Summe zu erbitten. Der Kaiser habe sie an den Schatzmeister gewiesen, dieser habe aber versichert, daß, da der Monat zu Ende gehe, er über keinen Heller mehr befehlen könne; die Waschfrau sei daher auf den nächsten Monat zu verweisen.&#x201C; &#x2014; Oder: &#x201E;Der Prinz C. besuchte zu dieser und jener Stunde den Prinzen D. oder F., er wurde in diesem oder jenem Zimmer empfangen, verweilte so und so lange, &#x2014; das Gespräch handelte von diesem oder jenem Gegenstande&#x201C; u. s. w.</p>
          <p>Unter den übrigen Palästen der Stadt ist jener, in welchem sich das Collegium befindet, einer der schönsten. Er ist in italienischem Style erbaut, wahrhaft majestätisch, die Säulen sind von seltner Höhe, der Treppenaufgang (halbes Erdgeschoß), die Säle und Zimmer sehr groß und hoch. Ein schöner Garten umgibt die hintere Seite des Palastes, ein großer Hof die Vorderseite und eine hohe Festungsmauer das Ganze. &#x2014; Dr. Sprenger, als Director des Collegiums, hat darin eine wahrhaft fürstliche Wohnung zu seiner Benützung.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0223] noch jährlich 10,000 Rup. gibt. — Was mögen da für Summen unterschlagen werden! — Der Kaiser gibt in seinem Palaste eine eigene Zeitung heraus, die im höchsten Grade lächerlich und komisch ist. Da wird nichts von Politik oder auswärtigen Begebenheiten verhandelt, sondern ausschließend von den häuslichen Vorfällen, Gesprächen und Verhältnissen. So meldet das Blatt z. B. „daß des Sultans Gemahlin A. der Waschfrau B. drei Rup. schulde und die Waschfrau heute oder gestern gekommen sei, die Schuld einzufordern; die hohe Frau habe zum kaiserlichen Gemahl gesandt, sich diese Summe zu erbitten. Der Kaiser habe sie an den Schatzmeister gewiesen, dieser habe aber versichert, daß, da der Monat zu Ende gehe, er über keinen Heller mehr befehlen könne; die Waschfrau sei daher auf den nächsten Monat zu verweisen.“ — Oder: „Der Prinz C. besuchte zu dieser und jener Stunde den Prinzen D. oder F., er wurde in diesem oder jenem Zimmer empfangen, verweilte so und so lange, — das Gespräch handelte von diesem oder jenem Gegenstande“ u. s. w. Unter den übrigen Palästen der Stadt ist jener, in welchem sich das Collegium befindet, einer der schönsten. Er ist in italienischem Style erbaut, wahrhaft majestätisch, die Säulen sind von seltner Höhe, der Treppenaufgang (halbes Erdgeschoß), die Säle und Zimmer sehr groß und hoch. Ein schöner Garten umgibt die hintere Seite des Palastes, ein großer Hof die Vorderseite und eine hohe Festungsmauer das Ganze. — Dr. Sprenger, als Director des Collegiums, hat darin eine wahrhaft fürstliche Wohnung zu seiner Benützung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/223
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/223>, abgerufen am 24.11.2024.