Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Kunstprodukte, welche ich da sah, bestanden in Gold- und Silberarbeiten, in Goldstoffen und Shawlen. Die Gold- und Silberwaaren verfertigen die Eingebornen so geschmack- und kunstvoll, daß man sie in Paris nicht schöner finden kann. Die goldgewobenen Stoffe, die Gold- und Seidenstickereien auf Stoffen und Kaschmir-Shawlen sind höchst vollkommen. Die feinsten Kaschmir-Shawle kosten hier an Ort und Stelle bis vier tausend Rupien. Noch viel mehr ist die Geschicklichkeit der Handwerker zu bewundern, wenn man sieht, mit welch einfachen Mitteln und Werkzeugen sie all die Kunstwerke hervor zu bringen verstehen. Aeußerst interessant ist es, sich des Abends in den Hauptstraßen Delhi's umher zu treiben. Da sieht man so recht das Leben und Treiben der indischen Großen und Reichen. In keiner Stadt gibt es so viele Prinzen und Vornehme wie hier. Außer dem pensionirten Kaiser sammt seinen Verwandten, deren Zahl sich auf mehrere Tausend belaufen soll, leben noch andere abgesetzte pensionirte Regenten und Minister hier. Diese bringen viel Leben in die Stadt; sie zeigen sich gerne öffentlich, veranstalten häufig größere und kleinere Partien, reiten (stets auf Elephanten) entweder in nahe Gärten oder des Abends in den Straßen auf und nieder. Bei Tagespartien sind die Elephanten auf das kostbarste mit Teppichen und schönen Stoffen, mit Goldtressen und Troddeln geschmückt, die Sitze, Hauda genannt, sind sogar mit Kaschmir-Shawls ausgelegt, reichverbrämte Baldachine schützen gegen die Sonne, oder Diener halten ungeheure Schirme aufgespannt. Die Prinzen und Vornehmen sitzen Kunstprodukte, welche ich da sah, bestanden in Gold- und Silberarbeiten, in Goldstoffen und Shawlen. Die Gold- und Silberwaaren verfertigen die Eingebornen so geschmack- und kunstvoll, daß man sie in Paris nicht schöner finden kann. Die goldgewobenen Stoffe, die Gold- und Seidenstickereien auf Stoffen und Kaschmir-Shawlen sind höchst vollkommen. Die feinsten Kaschmir-Shawle kosten hier an Ort und Stelle bis vier tausend Rupien. Noch viel mehr ist die Geschicklichkeit der Handwerker zu bewundern, wenn man sieht, mit welch einfachen Mitteln und Werkzeugen sie all die Kunstwerke hervor zu bringen verstehen. Aeußerst interessant ist es, sich des Abends in den Hauptstraßen Delhi’s umher zu treiben. Da sieht man so recht das Leben und Treiben der indischen Großen und Reichen. In keiner Stadt gibt es so viele Prinzen und Vornehme wie hier. Außer dem pensionirten Kaiser sammt seinen Verwandten, deren Zahl sich auf mehrere Tausend belaufen soll, leben noch andere abgesetzte pensionirte Regenten und Minister hier. Diese bringen viel Leben in die Stadt; sie zeigen sich gerne öffentlich, veranstalten häufig größere und kleinere Partien, reiten (stets auf Elephanten) entweder in nahe Gärten oder des Abends in den Straßen auf und nieder. Bei Tagespartien sind die Elephanten auf das kostbarste mit Teppichen und schönen Stoffen, mit Goldtressen und Troddeln geschmückt, die Sitze, Hauda genannt, sind sogar mit Kaschmir-Shawls ausgelegt, reichverbrämte Baldachine schützen gegen die Sonne, oder Diener halten ungeheure Schirme aufgespannt. Die Prinzen und Vornehmen sitzen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0216" n="209"/> Kunstprodukte, welche ich da sah, bestanden in Gold- und Silberarbeiten, in Goldstoffen und Shawlen. Die Gold- und Silberwaaren verfertigen die Eingebornen so geschmack- und kunstvoll, daß man sie in Paris nicht schöner finden kann. Die goldgewobenen Stoffe, die Gold- und Seidenstickereien auf Stoffen und Kaschmir-Shawlen sind höchst vollkommen. Die feinsten Kaschmir-Shawle kosten hier an Ort und Stelle bis vier tausend Rupien. Noch viel mehr ist die Geschicklichkeit der Handwerker zu bewundern, wenn man sieht, mit welch einfachen Mitteln und Werkzeugen sie all die Kunstwerke hervor zu bringen verstehen.</p> <p>Aeußerst interessant ist es, sich des Abends in den Hauptstraßen Delhi’s umher zu treiben. Da sieht man so recht das Leben und Treiben der indischen Großen und Reichen. In keiner Stadt gibt es so viele Prinzen und Vornehme wie hier. Außer dem pensionirten Kaiser sammt seinen Verwandten, deren Zahl sich auf mehrere Tausend belaufen soll, leben noch andere abgesetzte pensionirte Regenten und Minister hier. Diese bringen viel Leben in die Stadt; sie zeigen sich gerne öffentlich, veranstalten häufig größere und kleinere Partien, reiten (stets auf Elephanten) entweder in nahe Gärten oder des Abends in den Straßen auf und nieder. Bei Tagespartien sind die Elephanten auf das kostbarste mit Teppichen und schönen Stoffen, mit Goldtressen und Troddeln geschmückt, die Sitze, Hauda genannt, sind sogar mit Kaschmir-Shawls ausgelegt, reichverbrämte Baldachine schützen gegen die Sonne, oder Diener halten ungeheure Schirme aufgespannt. Die Prinzen und Vornehmen sitzen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [209/0216]
Kunstprodukte, welche ich da sah, bestanden in Gold- und Silberarbeiten, in Goldstoffen und Shawlen. Die Gold- und Silberwaaren verfertigen die Eingebornen so geschmack- und kunstvoll, daß man sie in Paris nicht schöner finden kann. Die goldgewobenen Stoffe, die Gold- und Seidenstickereien auf Stoffen und Kaschmir-Shawlen sind höchst vollkommen. Die feinsten Kaschmir-Shawle kosten hier an Ort und Stelle bis vier tausend Rupien. Noch viel mehr ist die Geschicklichkeit der Handwerker zu bewundern, wenn man sieht, mit welch einfachen Mitteln und Werkzeugen sie all die Kunstwerke hervor zu bringen verstehen.
Aeußerst interessant ist es, sich des Abends in den Hauptstraßen Delhi’s umher zu treiben. Da sieht man so recht das Leben und Treiben der indischen Großen und Reichen. In keiner Stadt gibt es so viele Prinzen und Vornehme wie hier. Außer dem pensionirten Kaiser sammt seinen Verwandten, deren Zahl sich auf mehrere Tausend belaufen soll, leben noch andere abgesetzte pensionirte Regenten und Minister hier. Diese bringen viel Leben in die Stadt; sie zeigen sich gerne öffentlich, veranstalten häufig größere und kleinere Partien, reiten (stets auf Elephanten) entweder in nahe Gärten oder des Abends in den Straßen auf und nieder. Bei Tagespartien sind die Elephanten auf das kostbarste mit Teppichen und schönen Stoffen, mit Goldtressen und Troddeln geschmückt, die Sitze, Hauda genannt, sind sogar mit Kaschmir-Shawls ausgelegt, reichverbrämte Baldachine schützen gegen die Sonne, oder Diener halten ungeheure Schirme aufgespannt. Die Prinzen und Vornehmen sitzen
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/216>, abgerufen am 16.02.2025. |