Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Nicht minder interessant als diese Thürme und ihre merkwürdige Geschichte waren mir einige in der Nähe angelegte Indigopflanzungen, die ersten die ich zu sehen bekam. Die Indigopflanze ist ein strauchartiges Gewächs von ein bis drei Fuß Höhe, mit blaugrünen zarten Blättchen. Die Ernte fällt gewöhnlich in den Monat August; die Pflanze wird ziemlich tief am Hauptstamme abgeschnitten, in Bündel zusammen gebunden und in große hölzerne Tonnen gegeben. Man legt Breter darauf, die man mit großen Steinen beschwert und schüttet Wasser darüber; nach sechzehn Stunden, oft auch erst in einigen Tagen, je nach Beschaffenheit des Wassers, fängt das Ding an zu gähren. In diesem Gährungsprozesse besteht die Hauptschwierigkeit, und alles kommt darauf an, ihn nicht zu kurz oder zu lange währen zu lassen. Wenn das Wasser eine dunkelgrüne Farbe hat, wird es in andere hölzerne Kübel abgeleitet, mit Kalk versetzt und mit hölzernen Schaufeln so lange gemischt, bis sich ein blauer Satz vom Wasser scheidet. Hierauf läßt man die Masse sich setzen und das Wasser davon ablaufen; die zurückbleibende Substanz, d. i. der Indigo, wird in lange leinene Beutel gegeben, durch welche die Feuchtigkeit gänzlich durchsickert. Sobald der Indigo trocken und erhärtet ist, wird er in Stücke gebrochen und verpackt. Kurz vor meiner Abreise hatte ich durch die Vermittlung meines Reisegefährten, Herrn Lau, das Vergnügen, dem Rajah (Prinz) von Benares vorgestellt zu werden. Er wohnt in der Citadelle Ramnaghur, die am linken Ufer des Ganges oberhalb der Stadt liegt. Nicht minder interessant als diese Thürme und ihre merkwürdige Geschichte waren mir einige in der Nähe angelegte Indigopflanzungen, die ersten die ich zu sehen bekam. Die Indigopflanze ist ein strauchartiges Gewächs von ein bis drei Fuß Höhe, mit blaugrünen zarten Blättchen. Die Ernte fällt gewöhnlich in den Monat August; die Pflanze wird ziemlich tief am Hauptstamme abgeschnitten, in Bündel zusammen gebunden und in große hölzerne Tonnen gegeben. Man legt Breter darauf, die man mit großen Steinen beschwert und schüttet Wasser darüber; nach sechzehn Stunden, oft auch erst in einigen Tagen, je nach Beschaffenheit des Wassers, fängt das Ding an zu gähren. In diesem Gährungsprozesse besteht die Hauptschwierigkeit, und alles kommt darauf an, ihn nicht zu kurz oder zu lange währen zu lassen. Wenn das Wasser eine dunkelgrüne Farbe hat, wird es in andere hölzerne Kübel abgeleitet, mit Kalk versetzt und mit hölzernen Schaufeln so lange gemischt, bis sich ein blauer Satz vom Wasser scheidet. Hierauf läßt man die Masse sich setzen und das Wasser davon ablaufen; die zurückbleibende Substanz, d. i. der Indigo, wird in lange leinene Beutel gegeben, durch welche die Feuchtigkeit gänzlich durchsickert. Sobald der Indigo trocken und erhärtet ist, wird er in Stücke gebrochen und verpackt. Kurz vor meiner Abreise hatte ich durch die Vermittlung meines Reisegefährten, Herrn Lau, das Vergnügen, dem Rajah (Prinz) von Benares vorgestellt zu werden. Er wohnt in der Citadelle Ramnaghur, die am linken Ufer des Ganges oberhalb der Stadt liegt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0183" n="176"/> <p>Nicht minder interessant als diese Thürme und ihre merkwürdige Geschichte waren mir einige in der Nähe angelegte Indigopflanzungen, die ersten die ich zu sehen bekam.</p> <p>Die Indigopflanze ist ein strauchartiges Gewächs von ein bis drei Fuß Höhe, mit blaugrünen zarten Blättchen. Die Ernte fällt gewöhnlich in den Monat August; die Pflanze wird ziemlich tief am Hauptstamme abgeschnitten, in Bündel zusammen gebunden und in große hölzerne Tonnen gegeben. Man legt Breter darauf, die man mit großen Steinen beschwert und schüttet Wasser darüber; nach sechzehn Stunden, oft auch erst in einigen Tagen, je nach Beschaffenheit des Wassers, fängt das Ding an zu gähren. In diesem Gährungsprozesse besteht die Hauptschwierigkeit, und alles kommt darauf an, ihn nicht zu kurz oder zu lange währen zu lassen. Wenn das Wasser eine dunkelgrüne Farbe hat, wird es in andere hölzerne Kübel abgeleitet, mit Kalk versetzt und mit hölzernen Schaufeln so lange gemischt, bis sich ein blauer Satz vom Wasser scheidet. Hierauf läßt man die Masse sich setzen und das Wasser davon ablaufen; die zurückbleibende Substanz, d. i. der Indigo, wird in lange leinene Beutel gegeben, durch welche die Feuchtigkeit gänzlich durchsickert. Sobald der Indigo trocken und erhärtet ist, wird er in Stücke gebrochen und verpackt.</p> <p>Kurz vor meiner Abreise hatte ich durch die Vermittlung meines Reisegefährten, Herrn Lau, das Vergnügen, dem Rajah (Prinz) von Benares vorgestellt zu werden. Er wohnt in der Citadelle Ramnaghur, die am linken Ufer des Ganges oberhalb der Stadt liegt.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [176/0183]
Nicht minder interessant als diese Thürme und ihre merkwürdige Geschichte waren mir einige in der Nähe angelegte Indigopflanzungen, die ersten die ich zu sehen bekam.
Die Indigopflanze ist ein strauchartiges Gewächs von ein bis drei Fuß Höhe, mit blaugrünen zarten Blättchen. Die Ernte fällt gewöhnlich in den Monat August; die Pflanze wird ziemlich tief am Hauptstamme abgeschnitten, in Bündel zusammen gebunden und in große hölzerne Tonnen gegeben. Man legt Breter darauf, die man mit großen Steinen beschwert und schüttet Wasser darüber; nach sechzehn Stunden, oft auch erst in einigen Tagen, je nach Beschaffenheit des Wassers, fängt das Ding an zu gähren. In diesem Gährungsprozesse besteht die Hauptschwierigkeit, und alles kommt darauf an, ihn nicht zu kurz oder zu lange währen zu lassen. Wenn das Wasser eine dunkelgrüne Farbe hat, wird es in andere hölzerne Kübel abgeleitet, mit Kalk versetzt und mit hölzernen Schaufeln so lange gemischt, bis sich ein blauer Satz vom Wasser scheidet. Hierauf läßt man die Masse sich setzen und das Wasser davon ablaufen; die zurückbleibende Substanz, d. i. der Indigo, wird in lange leinene Beutel gegeben, durch welche die Feuchtigkeit gänzlich durchsickert. Sobald der Indigo trocken und erhärtet ist, wird er in Stücke gebrochen und verpackt.
Kurz vor meiner Abreise hatte ich durch die Vermittlung meines Reisegefährten, Herrn Lau, das Vergnügen, dem Rajah (Prinz) von Benares vorgestellt zu werden. Er wohnt in der Citadelle Ramnaghur, die am linken Ufer des Ganges oberhalb der Stadt liegt.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/183>, abgerufen am 16.07.2024. |