Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.der Gaben sind stets einige Brahminen anwesend. Sie unterscheiden sich in ihrer Kleidertracht durchaus nicht von den etwas Wohlhabenderen unter dem Volke; nur ihre Hautfarbe ist heller und mehrere unter ihnen hatten sehr edle Gesichtszüge. Fünfzig Schritte von diesem Teiche, am Ufer des Ganges, steht ein ausgezeichnet schöner Hindu-Tempel mit drei Thürmen. Leider gab vor wenigen Jahren das Erdreich nach, und die Thürme wurden aus ihrer Stellung gebracht; der eine neigt sich links, der andere rechts und der dritte ist beinahe in dem Ganges versunken. Unter den übrigen tausend und tausend Tempeln und Tempelchen gibt es zwar hin und wieder einige, die der Mühe lohnen, im Vorübergehen gesehen zu werden; doch würde ich Niemanden rathen, ihrethalben große Umwege zu machen. Der Verbrennungsplatz für die Todten ist ebenfalls ganz nahe am heiligen Teiche. Als wir dahin kamen, röstete man gerade einige Verstorbene, -- anders kann man die Art und Weise der Verbrennung nicht nennen: die Feuer waren so klein, daß die Körper von allen Seiten darüber hinaus ragten. Unter den übrigen Bauten verdient vor allem die Moschee "Aurang-Zeb" die Aufmerksamkeit des Reisenden. Sie ist ihrer beiden Minarete wegen berühmt, die, an 150 Fuß hoch, die schlanksten in der Welt sein sollen. Sie gleichen zweien Nadeln und verdienen diesen Namen gewiß eher als jene der Cleopatra zu Alexandria in Egypten. -- Schmale Wendeltreppen im Innern führen bis an die Spitze, auf welcher eine kleine Plattform der Gaben sind stets einige Brahminen anwesend. Sie unterscheiden sich in ihrer Kleidertracht durchaus nicht von den etwas Wohlhabenderen unter dem Volke; nur ihre Hautfarbe ist heller und mehrere unter ihnen hatten sehr edle Gesichtszüge. Fünfzig Schritte von diesem Teiche, am Ufer des Ganges, steht ein ausgezeichnet schöner Hindu-Tempel mit drei Thürmen. Leider gab vor wenigen Jahren das Erdreich nach, und die Thürme wurden aus ihrer Stellung gebracht; der eine neigt sich links, der andere rechts und der dritte ist beinahe in dem Ganges versunken. Unter den übrigen tausend und tausend Tempeln und Tempelchen gibt es zwar hin und wieder einige, die der Mühe lohnen, im Vorübergehen gesehen zu werden; doch würde ich Niemanden rathen, ihrethalben große Umwege zu machen. Der Verbrennungsplatz für die Todten ist ebenfalls ganz nahe am heiligen Teiche. Als wir dahin kamen, röstete man gerade einige Verstorbene, — anders kann man die Art und Weise der Verbrennung nicht nennen: die Feuer waren so klein, daß die Körper von allen Seiten darüber hinaus ragten. Unter den übrigen Bauten verdient vor allem die Moschee „Aurang-Zeb“ die Aufmerksamkeit des Reisenden. Sie ist ihrer beiden Minarete wegen berühmt, die, an 150 Fuß hoch, die schlanksten in der Welt sein sollen. Sie gleichen zweien Nadeln und verdienen diesen Namen gewiß eher als jene der Cleopatra zu Alexandria in Egypten. — Schmale Wendeltreppen im Innern führen bis an die Spitze, auf welcher eine kleine Plattform <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0179" n="172"/> der Gaben sind stets einige Brahminen anwesend. Sie unterscheiden sich in ihrer Kleidertracht durchaus nicht von den etwas Wohlhabenderen unter dem Volke; nur ihre Hautfarbe ist heller und mehrere unter ihnen hatten sehr edle Gesichtszüge.</p> <p>Fünfzig Schritte von diesem Teiche, am Ufer des Ganges, steht ein ausgezeichnet schöner Hindu-Tempel mit drei Thürmen. Leider gab vor wenigen Jahren das Erdreich nach, und die Thürme wurden aus ihrer Stellung gebracht; der eine neigt sich links, der andere rechts und der dritte ist beinahe in dem Ganges versunken.</p> <p>Unter den übrigen tausend und tausend Tempeln und Tempelchen gibt es zwar hin und wieder einige, die der Mühe lohnen, im Vorübergehen gesehen zu werden; doch würde ich Niemanden rathen, ihrethalben große Umwege zu machen.</p> <p>Der Verbrennungsplatz für die Todten ist ebenfalls ganz nahe am heiligen Teiche. Als wir dahin kamen, röstete man gerade einige Verstorbene, — anders kann man die Art und Weise der Verbrennung nicht nennen: die Feuer waren so klein, daß die Körper von allen Seiten darüber hinaus ragten.</p> <p>Unter den übrigen Bauten verdient vor allem die Moschee „Aurang-Zeb“ die Aufmerksamkeit des Reisenden. Sie ist ihrer beiden Minarete wegen berühmt, die, an 150 Fuß hoch, die schlanksten in der Welt sein sollen. Sie gleichen zweien Nadeln und verdienen diesen Namen gewiß eher als jene der Cleopatra zu Alexandria in Egypten. — Schmale Wendeltreppen im Innern führen bis an die Spitze, auf welcher eine kleine Plattform </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0179]
der Gaben sind stets einige Brahminen anwesend. Sie unterscheiden sich in ihrer Kleidertracht durchaus nicht von den etwas Wohlhabenderen unter dem Volke; nur ihre Hautfarbe ist heller und mehrere unter ihnen hatten sehr edle Gesichtszüge.
Fünfzig Schritte von diesem Teiche, am Ufer des Ganges, steht ein ausgezeichnet schöner Hindu-Tempel mit drei Thürmen. Leider gab vor wenigen Jahren das Erdreich nach, und die Thürme wurden aus ihrer Stellung gebracht; der eine neigt sich links, der andere rechts und der dritte ist beinahe in dem Ganges versunken.
Unter den übrigen tausend und tausend Tempeln und Tempelchen gibt es zwar hin und wieder einige, die der Mühe lohnen, im Vorübergehen gesehen zu werden; doch würde ich Niemanden rathen, ihrethalben große Umwege zu machen.
Der Verbrennungsplatz für die Todten ist ebenfalls ganz nahe am heiligen Teiche. Als wir dahin kamen, röstete man gerade einige Verstorbene, — anders kann man die Art und Weise der Verbrennung nicht nennen: die Feuer waren so klein, daß die Körper von allen Seiten darüber hinaus ragten.
Unter den übrigen Bauten verdient vor allem die Moschee „Aurang-Zeb“ die Aufmerksamkeit des Reisenden. Sie ist ihrer beiden Minarete wegen berühmt, die, an 150 Fuß hoch, die schlanksten in der Welt sein sollen. Sie gleichen zweien Nadeln und verdienen diesen Namen gewiß eher als jene der Cleopatra zu Alexandria in Egypten. — Schmale Wendeltreppen im Innern führen bis an die Spitze, auf welcher eine kleine Plattform
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/179>, abgerufen am 16.07.2024. |