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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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Schwimmende Leichen bekam ich auch nur sehr selten zu Gesichte; auf der ganzen Reise sah ich nicht mehr als zwei. Die meisten Leichen werden verbrannt.

27. Dec. Ghazipur ist ein bedeutender Ort, der sich schon von ferne durch schöne Gauths bemerkbar macht. Hier steht ein artiges Monument, dem Andenken des Grafen von Cornwallis errichtet, der im Jahre 1790 Tippo-Saib besiegte. -- In der Nähe ist ein großes Pferdegestüt, welches ausgezeichnet schöne Pferde liefern soll. Am merkwürdigsten aber ist Ghazipur durch seine ungeheuren Rosenfelder und durch das hier bereitete Rosenwasser und Rosenöl. Letzteres wird auf folgende Art gewonnen:

Auf vierzig Pfund mit dem Kelche versehene Rosen werden sechzig Pfund Wasser gegossen und über langsamem Feuer destillirt. Man bekömmt davon dreißig Pfund Rosenwasser. Mit diesem werden abermals vierzig Pfund frische Rosen überschüttet und davon höchstens zwanzig Pfund Wasser destillirt. Dieses wird sodann in Schüsseln eine Nacht hindurch der kühlen Luft ausgesetzt, worauf man am Morgen das Oel auf der Oberfläche des Wassers geronnen findet und abnimmt. Von achtzig Pfund Rosen (200,000 Stück) soll man höchstens anderthalb Loth Oel erhalten. Ein Loth ächtes Rosenöl kostet zu Ghazipur selbst vierzig Rupien.

Am 28. Dec. zehn Uhr Morgens erreichten wir endlich die heilige Stadt Benares. Wir gingen bei Radschgaht vor Anker, wo schon Culli (Träger) und Kamehle bereit standen um uns in Empfang zu nehmen.

Ehe ich von dem Ganges scheide, muß ich bemerken,

Schwimmende Leichen bekam ich auch nur sehr selten zu Gesichte; auf der ganzen Reise sah ich nicht mehr als zwei. Die meisten Leichen werden verbrannt.

27. Dec. Ghazipur ist ein bedeutender Ort, der sich schon von ferne durch schöne Gauths bemerkbar macht. Hier steht ein artiges Monument, dem Andenken des Grafen von Cornwallis errichtet, der im Jahre 1790 Tippo-Saib besiegte. — In der Nähe ist ein großes Pferdegestüt, welches ausgezeichnet schöne Pferde liefern soll. Am merkwürdigsten aber ist Ghazipur durch seine ungeheuren Rosenfelder und durch das hier bereitete Rosenwasser und Rosenöl. Letzteres wird auf folgende Art gewonnen:

Auf vierzig Pfund mit dem Kelche versehene Rosen werden sechzig Pfund Wasser gegossen und über langsamem Feuer destillirt. Man bekömmt davon dreißig Pfund Rosenwasser. Mit diesem werden abermals vierzig Pfund frische Rosen überschüttet und davon höchstens zwanzig Pfund Wasser destillirt. Dieses wird sodann in Schüsseln eine Nacht hindurch der kühlen Luft ausgesetzt, worauf man am Morgen das Oel auf der Oberfläche des Wassers geronnen findet und abnimmt. Von achtzig Pfund Rosen (200,000 Stück) soll man höchstens anderthalb Loth Oel erhalten. Ein Loth ächtes Rosenöl kostet zu Ghazipur selbst vierzig Rupien.

Am 28. Dec. zehn Uhr Morgens erreichten wir endlich die heilige Stadt Benares. Wir gingen bei Radschgaht vor Anker, wo schon Culli (Träger) und Kamehle bereit standen um uns in Empfang zu nehmen.

Ehe ich von dem Ganges scheide, muß ich bemerken,

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          <p>Auf vierzig Pfund mit dem Kelche versehene Rosen werden sechzig Pfund Wasser gegossen und über langsamem Feuer destillirt. Man bekömmt davon dreißig Pfund Rosenwasser. Mit diesem werden abermals vierzig Pfund frische Rosen überschüttet und davon höchstens zwanzig Pfund Wasser destillirt. Dieses wird sodann in Schüsseln eine Nacht hindurch der kühlen Luft ausgesetzt, worauf man am Morgen das Oel auf der Oberfläche des Wassers geronnen findet und abnimmt. Von achtzig Pfund Rosen (200,000 Stück) soll man höchstens anderthalb Loth Oel erhalten. Ein Loth ächtes Rosenöl kostet zu Ghazipur selbst vierzig Rupien.</p>
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[161/0168] Schwimmende Leichen bekam ich auch nur sehr selten zu Gesichte; auf der ganzen Reise sah ich nicht mehr als zwei. Die meisten Leichen werden verbrannt. 27. Dec. Ghazipur ist ein bedeutender Ort, der sich schon von ferne durch schöne Gauths bemerkbar macht. Hier steht ein artiges Monument, dem Andenken des Grafen von Cornwallis errichtet, der im Jahre 1790 Tippo-Saib besiegte. — In der Nähe ist ein großes Pferdegestüt, welches ausgezeichnet schöne Pferde liefern soll. Am merkwürdigsten aber ist Ghazipur durch seine ungeheuren Rosenfelder und durch das hier bereitete Rosenwasser und Rosenöl. Letzteres wird auf folgende Art gewonnen: Auf vierzig Pfund mit dem Kelche versehene Rosen werden sechzig Pfund Wasser gegossen und über langsamem Feuer destillirt. Man bekömmt davon dreißig Pfund Rosenwasser. Mit diesem werden abermals vierzig Pfund frische Rosen überschüttet und davon höchstens zwanzig Pfund Wasser destillirt. Dieses wird sodann in Schüsseln eine Nacht hindurch der kühlen Luft ausgesetzt, worauf man am Morgen das Oel auf der Oberfläche des Wassers geronnen findet und abnimmt. Von achtzig Pfund Rosen (200,000 Stück) soll man höchstens anderthalb Loth Oel erhalten. Ein Loth ächtes Rosenöl kostet zu Ghazipur selbst vierzig Rupien. Am 28. Dec. zehn Uhr Morgens erreichten wir endlich die heilige Stadt Benares. Wir gingen bei Radschgaht vor Anker, wo schon Culli (Träger) und Kamehle bereit standen um uns in Empfang zu nehmen. Ehe ich von dem Ganges scheide, muß ich bemerken,

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/168>, abgerufen am 24.11.2024.