Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.über welche sie die kostbarsten indischen Shawls werfen. Auf den Wiesen galoppiren Damen und Herren auf englischen Rennern, und daneben ziehen Schaaren von Eingebornen, die unter Lachen und Scherzen von der Arbeit heimkehren. Auch auf dem Hugly herrscht reges Leben; die größsten Ostindienfahrer liegen vor Anker, werden ausgeladen oder klar gemacht, und viele Boote fahren fortwährend hin und her. Man hatte mir gesagt, daß das Volk hier sehr an der Elephantiasis leide, und daß man vielen solchen Unglücklichen mit schrecklich angeschwollenen Füßen begegne. Dem ist aber nicht so. Ich sah hier in fünf Wochen nicht so viele als an einem Tage in Rio de Janeiro. Einst besuchte ich einen reichen Baboo. Man schätzte das Vermögen der Familie, die aus drei Brüdern bestand, auf 150,000 Pf. Sterl. Der Hausherr empfing mich an dem Thore und geleitete mich in das Empfangszimmer. Er war in ein großes Stück weißen Musselins gehüllt, worüber er einen prächtigen indischen Shawl geworfen hatte, der dem durchsichtigen Musselin zu Hülfe kam und den Körper von den Hüften bis an die Füße anständig deckte. Einen Theil des Shawls hatte er recht malerisch über eine der Schultern drapirt. Der Empfangsaal war nach europäischer Weise eingerichtet. Eine große Spielorgel stand in einer der Ecken, in einer andern ein großer Bücherschrank mit den Werken der vorzüglichsten englischen Dichter und Philosophen. Es schien mir jedoch, daß all diese Bücher mehr zur Schau als zum Gebrauche dienten, denn bei Byron's Werken war ein Theil nach oben, der andere nach unten über welche sie die kostbarsten indischen Shawls werfen. Auf den Wiesen galoppiren Damen und Herren auf englischen Rennern, und daneben ziehen Schaaren von Eingebornen, die unter Lachen und Scherzen von der Arbeit heimkehren. Auch auf dem Hugly herrscht reges Leben; die größsten Ostindienfahrer liegen vor Anker, werden ausgeladen oder klar gemacht, und viele Boote fahren fortwährend hin und her. Man hatte mir gesagt, daß das Volk hier sehr an der Elephantiasis leide, und daß man vielen solchen Unglücklichen mit schrecklich angeschwollenen Füßen begegne. Dem ist aber nicht so. Ich sah hier in fünf Wochen nicht so viele als an einem Tage in Rio de Janeiro. Einst besuchte ich einen reichen Baboo. Man schätzte das Vermögen der Familie, die aus drei Brüdern bestand, auf 150,000 Pf. Sterl. Der Hausherr empfing mich an dem Thore und geleitete mich in das Empfangszimmer. Er war in ein großes Stück weißen Musselins gehüllt, worüber er einen prächtigen indischen Shawl geworfen hatte, der dem durchsichtigen Musselin zu Hülfe kam und den Körper von den Hüften bis an die Füße anständig deckte. Einen Theil des Shawls hatte er recht malerisch über eine der Schultern drapirt. Der Empfangsaal war nach europäischer Weise eingerichtet. Eine große Spielorgel stand in einer der Ecken, in einer andern ein großer Bücherschrank mit den Werken der vorzüglichsten englischen Dichter und Philosophen. Es schien mir jedoch, daß all diese Bücher mehr zur Schau als zum Gebrauche dienten, denn bei Byron’s Werken war ein Theil nach oben, der andere nach unten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0140" n="133"/> über welche sie die kostbarsten indischen Shawls werfen. Auf den Wiesen galoppiren Damen und Herren auf englischen Rennern, und daneben ziehen Schaaren von Eingebornen, die unter Lachen und Scherzen von der Arbeit heimkehren. Auch auf dem Hugly herrscht reges Leben; die größsten Ostindienfahrer liegen vor Anker, werden ausgeladen oder klar gemacht, und viele Boote fahren fortwährend hin und her.</p> <p>Man hatte mir gesagt, daß das Volk hier sehr an der Elephantiasis leide, und daß man vielen solchen Unglücklichen mit schrecklich angeschwollenen Füßen begegne. Dem ist aber nicht so. Ich sah hier in fünf Wochen nicht so viele als an einem Tage in Rio de Janeiro.</p> <p>Einst besuchte ich einen reichen Baboo. Man schätzte das Vermögen der Familie, die aus drei Brüdern bestand, auf 150,000 Pf. Sterl. Der Hausherr empfing mich an dem Thore und geleitete mich in das Empfangszimmer. Er war in ein großes Stück weißen Musselins gehüllt, worüber er einen prächtigen indischen Shawl geworfen hatte, der dem durchsichtigen Musselin zu Hülfe kam und den Körper von den Hüften bis an die Füße anständig deckte. Einen Theil des Shawls hatte er recht malerisch über eine der Schultern drapirt.</p> <p>Der Empfangsaal war nach europäischer Weise eingerichtet. Eine große Spielorgel stand in einer der Ecken, in einer andern ein großer Bücherschrank mit den Werken der vorzüglichsten englischen Dichter und Philosophen. Es schien mir jedoch, daß all diese Bücher mehr zur Schau als zum Gebrauche dienten, denn bei Byron’s Werken war ein Theil nach oben, der andere nach unten </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0140]
über welche sie die kostbarsten indischen Shawls werfen. Auf den Wiesen galoppiren Damen und Herren auf englischen Rennern, und daneben ziehen Schaaren von Eingebornen, die unter Lachen und Scherzen von der Arbeit heimkehren. Auch auf dem Hugly herrscht reges Leben; die größsten Ostindienfahrer liegen vor Anker, werden ausgeladen oder klar gemacht, und viele Boote fahren fortwährend hin und her.
Man hatte mir gesagt, daß das Volk hier sehr an der Elephantiasis leide, und daß man vielen solchen Unglücklichen mit schrecklich angeschwollenen Füßen begegne. Dem ist aber nicht so. Ich sah hier in fünf Wochen nicht so viele als an einem Tage in Rio de Janeiro.
Einst besuchte ich einen reichen Baboo. Man schätzte das Vermögen der Familie, die aus drei Brüdern bestand, auf 150,000 Pf. Sterl. Der Hausherr empfing mich an dem Thore und geleitete mich in das Empfangszimmer. Er war in ein großes Stück weißen Musselins gehüllt, worüber er einen prächtigen indischen Shawl geworfen hatte, der dem durchsichtigen Musselin zu Hülfe kam und den Körper von den Hüften bis an die Füße anständig deckte. Einen Theil des Shawls hatte er recht malerisch über eine der Schultern drapirt.
Der Empfangsaal war nach europäischer Weise eingerichtet. Eine große Spielorgel stand in einer der Ecken, in einer andern ein großer Bücherschrank mit den Werken der vorzüglichsten englischen Dichter und Philosophen. Es schien mir jedoch, daß all diese Bücher mehr zur Schau als zum Gebrauche dienten, denn bei Byron’s Werken war ein Theil nach oben, der andere nach unten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/140 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/140>, abgerufen am 16.07.2024. |