Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.weil es mein Wunsch war, sobald als möglich nach Canton zu kommen. Kapitän Jurianse fügte zu seinen vielen mir bereits erwiesenen Gefälligkeiten auch noch die hinzu, daß ich während der Zeit meines Aufenthaltes auf seinem Schiffe wohnen und speisen konnte, wodurch ich täglich 4 bis 6 Dollars ersparte *). Eben so stand mir das Boot, welches er zum täglichen Gebrauche gemiethet hatte, jederzeit zu Diensten. -- Bei dieser Gelegenheit muß ich erwähnen, daß ich noch auf keinem Schiffe so reines, gutes Wasser fand, wie auf dem seinigen. Es ist dies ein Beweis, daß weder die Tropenhitze noch die Zeit das Wasser so leicht verdirbt. Es kömmt nur auf Reinlichkeit und Sorgfalt an, die wohl nur bei Holländern in solcher Weise zu finden sein mag. Nähme sich doch jeder Kapitän, wenigstens in diesem Punkte, die Holländer zum Muster! Es ist wahrlich eine zu harte Aufgabe, sich mit übelriechendem und ganz trüben Wasser den Durst stillen zu müssen. Leider erfuhr ich diese Unannehmlichkeit auf allen Segelschiffen, auf welchen die Reise mehrere Monate währte. Die Lage Victoria's ist nicht sehr reizend, da kahle Gebirge die Umgebung bilden. Die Stadt selbst hat ein europäisches Gepräge, und sähe man nicht chinesische Träger, Arbeiter, Kleinverkäufer u. s. w. auf den Straßen und in den Buden, so würde man kaum glauben, sich auf chinesischem Boden zu befinden. Auffallend war es mir, auf den Straßen keine eingebornen Weiber zu sehen. Man *) Die Preise in den Hotels zu Macao, Victoria, Canton, sind per Tag von 4 bis 6 Dollars.
weil es mein Wunsch war, sobald als möglich nach Canton zu kommen. Kapitän Jurianse fügte zu seinen vielen mir bereits erwiesenen Gefälligkeiten auch noch die hinzu, daß ich während der Zeit meines Aufenthaltes auf seinem Schiffe wohnen und speisen konnte, wodurch ich täglich 4 bis 6 Dollars ersparte *). Eben so stand mir das Boot, welches er zum täglichen Gebrauche gemiethet hatte, jederzeit zu Diensten. — Bei dieser Gelegenheit muß ich erwähnen, daß ich noch auf keinem Schiffe so reines, gutes Wasser fand, wie auf dem seinigen. Es ist dies ein Beweis, daß weder die Tropenhitze noch die Zeit das Wasser so leicht verdirbt. Es kömmt nur auf Reinlichkeit und Sorgfalt an, die wohl nur bei Holländern in solcher Weise zu finden sein mag. Nähme sich doch jeder Kapitän, wenigstens in diesem Punkte, die Holländer zum Muster! Es ist wahrlich eine zu harte Aufgabe, sich mit übelriechendem und ganz trüben Wasser den Durst stillen zu müssen. Leider erfuhr ich diese Unannehmlichkeit auf allen Segelschiffen, auf welchen die Reise mehrere Monate währte. Die Lage Victoria’s ist nicht sehr reizend, da kahle Gebirge die Umgebung bilden. Die Stadt selbst hat ein europäisches Gepräge, und sähe man nicht chinesische Träger, Arbeiter, Kleinverkäufer u. s. w. auf den Straßen und in den Buden, so würde man kaum glauben, sich auf chinesischem Boden zu befinden. Auffallend war es mir, auf den Straßen keine eingebornen Weiber zu sehen. Man *) Die Preise in den Hôtels zu Macao, Victoria, Canton, sind per Tag von 4 bis 6 Dollars.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="5"/> weil es mein Wunsch war, sobald als möglich nach Canton zu kommen.</p> <p>Kapitän Jurianse fügte zu seinen vielen mir bereits erwiesenen Gefälligkeiten auch noch die hinzu, daß ich während der Zeit meines Aufenthaltes auf seinem Schiffe wohnen und speisen konnte, wodurch ich täglich 4 bis 6 Dollars ersparte <note place="foot" n="*)">Die Preise in den Hôtels zu Macao, Victoria, Canton, sind per Tag von 4 bis 6 Dollars.</note>. Eben so stand mir das Boot, welches er zum täglichen Gebrauche gemiethet hatte, jederzeit zu Diensten. — Bei dieser Gelegenheit muß ich erwähnen, daß ich noch auf keinem Schiffe so reines, gutes Wasser fand, wie auf dem seinigen. Es ist dies ein Beweis, daß weder die Tropenhitze noch die Zeit das Wasser so leicht verdirbt. Es kömmt nur auf Reinlichkeit und Sorgfalt an, die wohl nur bei Holländern in solcher Weise zu finden sein mag. Nähme sich doch jeder Kapitän, wenigstens in diesem Punkte, die Holländer zum Muster! Es ist wahrlich eine zu harte Aufgabe, sich mit übelriechendem und ganz trüben Wasser den Durst stillen zu müssen. Leider erfuhr ich diese Unannehmlichkeit auf allen Segelschiffen, auf welchen die Reise mehrere Monate währte.</p> <p>Die Lage Victoria’s ist nicht sehr reizend, da kahle Gebirge die Umgebung bilden. Die Stadt selbst hat ein europäisches Gepräge, und sähe man nicht chinesische Träger, Arbeiter, Kleinverkäufer u. s. w. auf den Straßen und in den Buden, so würde man kaum glauben, sich auf chinesischem Boden zu befinden. Auffallend war es mir, auf den Straßen keine eingebornen Weiber zu sehen. Man </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0012]
weil es mein Wunsch war, sobald als möglich nach Canton zu kommen.
Kapitän Jurianse fügte zu seinen vielen mir bereits erwiesenen Gefälligkeiten auch noch die hinzu, daß ich während der Zeit meines Aufenthaltes auf seinem Schiffe wohnen und speisen konnte, wodurch ich täglich 4 bis 6 Dollars ersparte *). Eben so stand mir das Boot, welches er zum täglichen Gebrauche gemiethet hatte, jederzeit zu Diensten. — Bei dieser Gelegenheit muß ich erwähnen, daß ich noch auf keinem Schiffe so reines, gutes Wasser fand, wie auf dem seinigen. Es ist dies ein Beweis, daß weder die Tropenhitze noch die Zeit das Wasser so leicht verdirbt. Es kömmt nur auf Reinlichkeit und Sorgfalt an, die wohl nur bei Holländern in solcher Weise zu finden sein mag. Nähme sich doch jeder Kapitän, wenigstens in diesem Punkte, die Holländer zum Muster! Es ist wahrlich eine zu harte Aufgabe, sich mit übelriechendem und ganz trüben Wasser den Durst stillen zu müssen. Leider erfuhr ich diese Unannehmlichkeit auf allen Segelschiffen, auf welchen die Reise mehrere Monate währte.
Die Lage Victoria’s ist nicht sehr reizend, da kahle Gebirge die Umgebung bilden. Die Stadt selbst hat ein europäisches Gepräge, und sähe man nicht chinesische Träger, Arbeiter, Kleinverkäufer u. s. w. auf den Straßen und in den Buden, so würde man kaum glauben, sich auf chinesischem Boden zu befinden. Auffallend war es mir, auf den Straßen keine eingebornen Weiber zu sehen. Man
*) Die Preise in den Hôtels zu Macao, Victoria, Canton, sind per Tag von 4 bis 6 Dollars.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/12 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/12>, abgerufen am 16.07.2024. |