Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.
Die Europäer richten die Elephanten zum ziehen und Lasttragen ab, (ein Elephant trägt bis vierzig Centner) die Eingebornen halten sie mehr zur Zierde und zum reiten. Nach drei Tagen verließ ich Kandy und ging wieder nach Colombo zurück. Hier mußte ich mich einen Tag aufhalten, weil gerade Sonntag war, während dessen keine Mail geht. Ich benutzte diese Zeit, die Stadt, die von einem starken Fort beschützt wird, zu besehen. Sie ist sehr ausgedehnt, hat hübsche breite Straßen und nette, einstöckige Häuser, die mit Veranden und Säulengängen umgeben sind. Die Bevölkerung wird auf 80,000 Seelen gerechnet, darunter (ohne Militär) ungefähr 100 Europäer und 200 Abkömmlinge von Portugiesen, welch letztere schon vor Jahrhunderten hier eine Ansiedlung gegründet hatten. Ihre Gesichtsfarbe ist so braun wie jene der Eingebornen. Des Morgens besuchte ich den katholischen Gottesdienst. Die Kirche war voll von irländischem Militär und Portugiesen. Die Portugiesinnen erschienen sehr reich gekleidet: sie trugen gefaltete Röcke und kurze Jäckchen von Seidenstoffen, Ohrgehänge von Perlen und Edelsteinen und um den Hals, um die Arme, ja sogar um die Füße Gold- und Silberketten. Nachmittags ging ich nach einigen Zimmtpflanzungen, deren viele um Colombo liegen. Der Zimmt-Baum oder Strauch ist in Reihen gepflanzt, höchstens neun Fuß
Die Europäer richten die Elephanten zum ziehen und Lasttragen ab, (ein Elephant trägt bis vierzig Centner) die Eingebornen halten sie mehr zur Zierde und zum reiten. Nach drei Tagen verließ ich Kandy und ging wieder nach Colombo zurück. Hier mußte ich mich einen Tag aufhalten, weil gerade Sonntag war, während dessen keine Mail geht. Ich benutzte diese Zeit, die Stadt, die von einem starken Fort beschützt wird, zu besehen. Sie ist sehr ausgedehnt, hat hübsche breite Straßen und nette, einstöckige Häuser, die mit Veranden und Säulengängen umgeben sind. Die Bevölkerung wird auf 80,000 Seelen gerechnet, darunter (ohne Militär) ungefähr 100 Europäer und 200 Abkömmlinge von Portugiesen, welch letztere schon vor Jahrhunderten hier eine Ansiedlung gegründet hatten. Ihre Gesichtsfarbe ist so braun wie jene der Eingebornen. Des Morgens besuchte ich den katholischen Gottesdienst. Die Kirche war voll von irländischem Militär und Portugiesen. Die Portugiesinnen erschienen sehr reich gekleidet: sie trugen gefaltete Röcke und kurze Jäckchen von Seidenstoffen, Ohrgehänge von Perlen und Edelsteinen und um den Hals, um die Arme, ja sogar um die Füße Gold- und Silberketten. Nachmittags ging ich nach einigen Zimmtpflanzungen, deren viele um Colombo liegen. Der Zimmt-Baum oder Strauch ist in Reihen gepflanzt, höchstens neun Fuß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0115" n="108"/><lb/> Sonst ist der Elephant sehr friedliebend und greift nicht leicht den Menschen an.</p> <p>Die Europäer richten die Elephanten zum ziehen und Lasttragen ab, (ein Elephant trägt bis vierzig Centner) die Eingebornen halten sie mehr zur Zierde und zum reiten.</p> <p>Nach drei Tagen verließ ich Kandy und ging wieder nach Colombo zurück. Hier mußte ich mich einen Tag aufhalten, weil gerade Sonntag war, während dessen keine Mail geht.</p> <p>Ich benutzte diese Zeit, die Stadt, die von einem starken Fort beschützt wird, zu besehen. Sie ist sehr ausgedehnt, hat hübsche breite Straßen und nette, einstöckige Häuser, die mit Veranden und Säulengängen umgeben sind. Die Bevölkerung wird auf 80,000 Seelen gerechnet, darunter (ohne Militär) ungefähr 100 Europäer und 200 Abkömmlinge von Portugiesen, welch letztere schon vor Jahrhunderten hier eine Ansiedlung gegründet hatten. Ihre Gesichtsfarbe ist so braun wie jene der Eingebornen.</p> <p>Des Morgens besuchte ich den katholischen Gottesdienst. Die Kirche war voll von irländischem Militär und Portugiesen. Die Portugiesinnen erschienen sehr reich gekleidet: sie trugen gefaltete Röcke und kurze Jäckchen von Seidenstoffen, Ohrgehänge von Perlen und Edelsteinen und um den Hals, um die Arme, ja sogar um die Füße Gold- und Silberketten.</p> <p>Nachmittags ging ich nach einigen Zimmtpflanzungen, deren viele um Colombo liegen. Der Zimmt-Baum oder Strauch ist in Reihen gepflanzt, höchstens neun Fuß </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0115]
Sonst ist der Elephant sehr friedliebend und greift nicht leicht den Menschen an.
Die Europäer richten die Elephanten zum ziehen und Lasttragen ab, (ein Elephant trägt bis vierzig Centner) die Eingebornen halten sie mehr zur Zierde und zum reiten.
Nach drei Tagen verließ ich Kandy und ging wieder nach Colombo zurück. Hier mußte ich mich einen Tag aufhalten, weil gerade Sonntag war, während dessen keine Mail geht.
Ich benutzte diese Zeit, die Stadt, die von einem starken Fort beschützt wird, zu besehen. Sie ist sehr ausgedehnt, hat hübsche breite Straßen und nette, einstöckige Häuser, die mit Veranden und Säulengängen umgeben sind. Die Bevölkerung wird auf 80,000 Seelen gerechnet, darunter (ohne Militär) ungefähr 100 Europäer und 200 Abkömmlinge von Portugiesen, welch letztere schon vor Jahrhunderten hier eine Ansiedlung gegründet hatten. Ihre Gesichtsfarbe ist so braun wie jene der Eingebornen.
Des Morgens besuchte ich den katholischen Gottesdienst. Die Kirche war voll von irländischem Militär und Portugiesen. Die Portugiesinnen erschienen sehr reich gekleidet: sie trugen gefaltete Röcke und kurze Jäckchen von Seidenstoffen, Ohrgehänge von Perlen und Edelsteinen und um den Hals, um die Arme, ja sogar um die Füße Gold- und Silberketten.
Nachmittags ging ich nach einigen Zimmtpflanzungen, deren viele um Colombo liegen. Der Zimmt-Baum oder Strauch ist in Reihen gepflanzt, höchstens neun Fuß
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/115>, abgerufen am 16.02.2025. |