Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Artschläge kühner Ansiedler gestört werden, um Raum zu geben für die Bedürfnisse des Lebens. Von gefährlichen Thieren sah ich nur einige dunkelgrün gefärbte Schlangen von 5 bis 7 Fuß Länge, eine getödtete Unze, der man das Fell abgezogen hatte, und eine 3 Fuß lange Eidechse, die ängstlich über den Weg lief. Affen erblickte ich gar nicht. Die scheinen sich noch tiefer in den Waldungen zu bergen, wo so leicht kein menschlicher Fußtritt sie in ihren Sprüngen und Spielen stört. Auf dem ganzen Wege von Canto Gallo bis zu dem kleine Dörfchen St. Ritta (4 Leguas) sahen wir auch nur an einigen Kaffeepflanzungen, daß die Gegend nicht ganz von Menschen vergessen ist. Bei St. Ritta gibt es einige Goldwäschereien im Flusse gleichen Namens, und nicht weit davon werden auch Diamanten gefunden. Seit das Diamanten-Suchen oder Graben kein kaiserliches Monopol mehr ist, kann sich jedermann diesem Geschäfte unterziehen, und dennoch wird es so viel als möglich insgeheim betrieben. Niemand will bekennen, darnach zu suchen, um dem Staat den gesetzlichen Antheil zu entziehen. Die Edelsteine werden an gewissen Stellen in von Regengüssen herbei geschwemmtem Sand- und Steingerölle und Erdreiche sorgfältig aufgesucht und ausgegraben. Zu Canto Gallo hatte ich vergangene Nacht zum letzten Male in einer Venda Unterkunft gefunden. Von nun an war ich auf die Gastfreundschaft der Fazendenbesitzer gewiesen. Erreicht man eine Fazenda, in der man über Mittag oder über Nacht bleiben will, so erfordert Artschläge kühner Ansiedler gestört werden, um Raum zu geben für die Bedürfnisse des Lebens. Von gefährlichen Thieren sah ich nur einige dunkelgrün gefärbte Schlangen von 5 bis 7 Fuß Länge, eine getödtete Unze, der man das Fell abgezogen hatte, und eine 3 Fuß lange Eidechse, die ängstlich über den Weg lief. Affen erblickte ich gar nicht. Die scheinen sich noch tiefer in den Waldungen zu bergen, wo so leicht kein menschlicher Fußtritt sie in ihren Sprüngen und Spielen stört. Auf dem ganzen Wege von Canto Gallo bis zu dem kleine Dörfchen St. Ritta (4 Leguas) sahen wir auch nur an einigen Kaffeepflanzungen, daß die Gegend nicht ganz von Menschen vergessen ist. Bei St. Ritta gibt es einige Goldwäschereien im Flusse gleichen Namens, und nicht weit davon werden auch Diamanten gefunden. Seit das Diamanten-Suchen oder Graben kein kaiserliches Monopol mehr ist, kann sich jedermann diesem Geschäfte unterziehen, und dennoch wird es so viel als möglich insgeheim betrieben. Niemand will bekennen, darnach zu suchen, um dem Staat den gesetzlichen Antheil zu entziehen. Die Edelsteine werden an gewissen Stellen in von Regengüssen herbei geschwemmtem Sand- und Steingerölle und Erdreiche sorgfältig aufgesucht und ausgegraben. Zu Canto Gallo hatte ich vergangene Nacht zum letzten Male in einer Venda Unterkunft gefunden. Von nun an war ich auf die Gastfreundschaft der Fazendenbesitzer gewiesen. Erreicht man eine Fazenda, in der man über Mittag oder über Nacht bleiben will, so erfordert <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0096" n="89"/> Artschläge kühner Ansiedler gestört werden, um Raum zu geben für die Bedürfnisse des Lebens.</p> <p> Von gefährlichen Thieren sah ich nur einige dunkelgrün gefärbte Schlangen von 5 bis 7 Fuß Länge, eine getödtete Unze, der man das Fell abgezogen hatte, und eine 3 Fuß lange Eidechse, die ängstlich über den Weg lief. Affen erblickte ich gar nicht. Die scheinen sich noch tiefer in den Waldungen zu bergen, wo so leicht kein menschlicher Fußtritt sie in ihren Sprüngen und Spielen stört.</p> <p> Auf dem ganzen Wege von Canto Gallo bis zu dem kleine Dörfchen <hi rendition="#aq">St. Ritta</hi> (4 Leguas) sahen wir auch nur an einigen Kaffeepflanzungen, daß die Gegend nicht ganz von Menschen vergessen ist.</p> <p> Bei <hi rendition="#aq">St. Ritta</hi> gibt es einige Goldwäschereien im Flusse gleichen Namens, und nicht weit davon werden auch Diamanten gefunden. Seit das Diamanten-Suchen oder Graben kein kaiserliches Monopol mehr ist, kann sich jedermann diesem Geschäfte unterziehen, und dennoch wird es so viel als möglich insgeheim betrieben. Niemand will bekennen, darnach zu suchen, um dem Staat den gesetzlichen Antheil zu entziehen. Die Edelsteine werden an gewissen Stellen in von Regengüssen herbei geschwemmtem Sand- und Steingerölle und Erdreiche sorgfältig aufgesucht und ausgegraben.</p> <p> Zu <hi rendition="#aq">Canto Gallo</hi> hatte ich vergangene Nacht zum letzten Male in einer Venda Unterkunft gefunden. Von nun an war ich auf die Gastfreundschaft der Fazendenbesitzer gewiesen. Erreicht man eine Fazenda, in der man über Mittag oder über Nacht bleiben will, so erfordert</p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0096]
Artschläge kühner Ansiedler gestört werden, um Raum zu geben für die Bedürfnisse des Lebens.
Von gefährlichen Thieren sah ich nur einige dunkelgrün gefärbte Schlangen von 5 bis 7 Fuß Länge, eine getödtete Unze, der man das Fell abgezogen hatte, und eine 3 Fuß lange Eidechse, die ängstlich über den Weg lief. Affen erblickte ich gar nicht. Die scheinen sich noch tiefer in den Waldungen zu bergen, wo so leicht kein menschlicher Fußtritt sie in ihren Sprüngen und Spielen stört.
Auf dem ganzen Wege von Canto Gallo bis zu dem kleine Dörfchen St. Ritta (4 Leguas) sahen wir auch nur an einigen Kaffeepflanzungen, daß die Gegend nicht ganz von Menschen vergessen ist.
Bei St. Ritta gibt es einige Goldwäschereien im Flusse gleichen Namens, und nicht weit davon werden auch Diamanten gefunden. Seit das Diamanten-Suchen oder Graben kein kaiserliches Monopol mehr ist, kann sich jedermann diesem Geschäfte unterziehen, und dennoch wird es so viel als möglich insgeheim betrieben. Niemand will bekennen, darnach zu suchen, um dem Staat den gesetzlichen Antheil zu entziehen. Die Edelsteine werden an gewissen Stellen in von Regengüssen herbei geschwemmtem Sand- und Steingerölle und Erdreiche sorgfältig aufgesucht und ausgegraben.
Zu Canto Gallo hatte ich vergangene Nacht zum letzten Male in einer Venda Unterkunft gefunden. Von nun an war ich auf die Gastfreundschaft der Fazendenbesitzer gewiesen. Erreicht man eine Fazenda, in der man über Mittag oder über Nacht bleiben will, so erfordert
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/96>, abgerufen am 23.07.2024. |