Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.6. Oktober. Wir waren Willens gewesen, nur einen Tag in Novo Friburgo zu verweilen und dann gleich unsere Reise fortzusetzen. Leider hatte sich aber die Wunde, die der Graf auf unserm Ausfluge nach Petropolis in die Hand erhalten hatte, durch den angestrengten Gebrauch der Hand und in Folge der großen Hitze sehr verschlimmert; es kam eine Entzündung dazu, und so war für ihn an eine Fortsetzung der Reise nicht zu denken. Glücklicher war ich mit meinen Wunden, denn da sie sich am Oberarm befanden, konnte ich sie hinlänglich schonen und verwahren, -- sie waren nun in voller Heilung begriffen und mir weder gefährlich noch hinderlich. Es bleib mir also nichts übrig, als entweder allein zu reisen, oder die interessanteste Partie, den Besuch bei den Indianern, aufzugeben. Zu letzterem konnte ich mich durchaus nicht entschließen; -- ich erkundigte mich daher, ob diese Reise mit nur einiger Sicherheit zu machen sei, und da man mich dessen so halb und halb versicherte, und Herr Lindenroth mir überdieß einen zuverläßigen Führer verschaffte, so trat ich, bewaffnet mit einer guten Doppelpistole, furchtlos meine Wanderung an. Wir blieben Anfangs zwischen Gebirgen und stiegen wieder in die wärmere Region hinab. Die Thäler waren meist schmal und die Einförmigkeit der Waldregionen häufig durch Pflanzungen unterbrochen. Aber nicht alle Pflanzungen sahen schön aus. Die meisten sind so voll Unkraut, daß man oft die eigentliche Pflanze, besonders wenn sie noch jung und klein ist, gar nicht heraus findet. Auf die Zucker- und Kaffee-Plantagen allein wird große Sorgfalt verwendet. 6. Oktober. Wir waren Willens gewesen, nur einen Tag in Novo Friburgo zu verweilen und dann gleich unsere Reise fortzusetzen. Leider hatte sich aber die Wunde, die der Graf auf unserm Ausfluge nach Petropolis in die Hand erhalten hatte, durch den angestrengten Gebrauch der Hand und in Folge der großen Hitze sehr verschlimmert; es kam eine Entzündung dazu, und so war für ihn an eine Fortsetzung der Reise nicht zu denken. Glücklicher war ich mit meinen Wunden, denn da sie sich am Oberarm befanden, konnte ich sie hinlänglich schonen und verwahren, — sie waren nun in voller Heilung begriffen und mir weder gefährlich noch hinderlich. Es bleib mir also nichts übrig, als entweder allein zu reisen, oder die interessanteste Partie, den Besuch bei den Indianern, aufzugeben. Zu letzterem konnte ich mich durchaus nicht entschließen; — ich erkundigte mich daher, ob diese Reise mit nur einiger Sicherheit zu machen sei, und da man mich dessen so halb und halb versicherte, und Herr Lindenroth mir überdieß einen zuverläßigen Führer verschaffte, so trat ich, bewaffnet mit einer guten Doppelpistole, furchtlos meine Wanderung an. Wir blieben Anfangs zwischen Gebirgen und stiegen wieder in die wärmere Region hinab. Die Thäler waren meist schmal und die Einförmigkeit der Waldregionen häufig durch Pflanzungen unterbrochen. Aber nicht alle Pflanzungen sahen schön aus. Die meisten sind so voll Unkraut, daß man oft die eigentliche Pflanze, besonders wenn sie noch jung und klein ist, gar nicht heraus findet. Auf die Zucker- und Kaffee-Plantagen allein wird große Sorgfalt verwendet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0089" n="82"/> <p> 6. Oktober. Wir waren Willens gewesen, nur einen Tag in <hi rendition="#aq">Novo Friburgo</hi> zu verweilen und dann gleich unsere Reise fortzusetzen. Leider hatte sich aber die Wunde, die der Graf auf unserm Ausfluge nach Petropolis in die Hand erhalten hatte, durch den angestrengten Gebrauch der Hand und in Folge der großen Hitze sehr verschlimmert; es kam eine Entzündung dazu, und so war für ihn an eine Fortsetzung der Reise nicht zu denken. Glücklicher war ich mit meinen Wunden, denn da sie sich am Oberarm befanden, konnte ich sie hinlänglich schonen und verwahren, — sie waren nun in voller Heilung begriffen und mir weder gefährlich noch hinderlich. Es bleib mir also nichts übrig, als entweder <hi rendition="#g">allein</hi> zu reisen, oder die interessanteste Partie, den Besuch bei den Indianern, aufzugeben. Zu letzterem konnte ich mich durchaus nicht entschließen; — ich erkundigte mich daher, ob diese Reise mit nur einiger Sicherheit zu machen sei, und da man mich dessen so halb und halb versicherte, und Herr Lindenroth mir überdieß einen zuverläßigen Führer verschaffte, so trat ich, bewaffnet mit einer guten Doppelpistole, furchtlos meine Wanderung an.</p> <p> Wir blieben Anfangs zwischen Gebirgen und stiegen wieder in die wärmere Region hinab. Die Thäler waren meist schmal und die Einförmigkeit der Waldregionen häufig durch Pflanzungen unterbrochen. Aber nicht alle Pflanzungen sahen schön aus. Die meisten sind so voll Unkraut, daß man oft die eigentliche Pflanze, besonders wenn sie noch jung und klein ist, gar nicht heraus findet. Auf die Zucker- und Kaffee-Plantagen allein wird große Sorgfalt verwendet.</p> </div> </body> </text> </TEI> [82/0089]
6. Oktober. Wir waren Willens gewesen, nur einen Tag in Novo Friburgo zu verweilen und dann gleich unsere Reise fortzusetzen. Leider hatte sich aber die Wunde, die der Graf auf unserm Ausfluge nach Petropolis in die Hand erhalten hatte, durch den angestrengten Gebrauch der Hand und in Folge der großen Hitze sehr verschlimmert; es kam eine Entzündung dazu, und so war für ihn an eine Fortsetzung der Reise nicht zu denken. Glücklicher war ich mit meinen Wunden, denn da sie sich am Oberarm befanden, konnte ich sie hinlänglich schonen und verwahren, — sie waren nun in voller Heilung begriffen und mir weder gefährlich noch hinderlich. Es bleib mir also nichts übrig, als entweder allein zu reisen, oder die interessanteste Partie, den Besuch bei den Indianern, aufzugeben. Zu letzterem konnte ich mich durchaus nicht entschließen; — ich erkundigte mich daher, ob diese Reise mit nur einiger Sicherheit zu machen sei, und da man mich dessen so halb und halb versicherte, und Herr Lindenroth mir überdieß einen zuverläßigen Führer verschaffte, so trat ich, bewaffnet mit einer guten Doppelpistole, furchtlos meine Wanderung an.
Wir blieben Anfangs zwischen Gebirgen und stiegen wieder in die wärmere Region hinab. Die Thäler waren meist schmal und die Einförmigkeit der Waldregionen häufig durch Pflanzungen unterbrochen. Aber nicht alle Pflanzungen sahen schön aus. Die meisten sind so voll Unkraut, daß man oft die eigentliche Pflanze, besonders wenn sie noch jung und klein ist, gar nicht heraus findet. Auf die Zucker- und Kaffee-Plantagen allein wird große Sorgfalt verwendet.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/89>, abgerufen am 23.07.2024. |