Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.5. Oktbr. Das Städtchen Novo Friburgo oder Morroqueimado wurde vor ungefähr 15 Jahren gegründet, und zwar von französischen Schweizern und Deutschen. Es zählt noch nicht ganz 100 gemauerte Häuser, die zum größeren Theil eine ungemein breite Straße bilden, zum Theil zerstreut umher liegen. Schon in Rio de Janeiro hatte man uns sehr viel von der Herren Beske und Freese erzählt und uns aufgefordert, es ja nicht zu unterlassen, beide zu besuchen. Herr Beske ist Naturforscher und lebt hier mit seiner Frau, die beinah so unterrichtet ist, wie er selbst. Wir unterhielten uns gar manche Stunde in ihrer lieben Gesellschaft; sie zeigten uns interessante Sammlungen von vierfüßigen Thieren, Vögeln, Schlangen, Insekten u. s. w., unter welch letzteren wir mehr des schönen und merkwürdigen sahen, als in Museum zu Rio de Janeiro. Herr Beske hat stets viele Bestellungen naturhistorischer Gegenstände nach Europa zu besorgen. -- Herr Freese ist Vorsteher und Eigenthümer einer Erziehungsanstalt für Knaben, und zog es vor, sein Institut hier oben im kühleren Klima zu errichten, als unten in der heißen Stadt. Es war so gefällig, uns die ganze Einrichtung der Anstalt zu zeigen. Da wir ihn gegen Abend besuchten, waren die Lehrstunden bereits geschlossen; doch führte er uns alle seine Schüler vor, ließ sie einige Turnübungen machen und gab ihnen verschiedene Fragen über Geschichte, Geographie, Arithmetik u. s. w., die alle recht überlegt und richtig beantwortet wurden. Sein Institut zählt 60 Plätze, welche sämmtlich besetzt waren, obwohl für jeden jährlich 1000 Milreis bezahlt werden. 5. Oktbr. Das Städtchen Novo Friburgo oder Morroqueimado wurde vor ungefähr 15 Jahren gegründet, und zwar von französischen Schweizern und Deutschen. Es zählt noch nicht ganz 100 gemauerte Häuser, die zum größeren Theil eine ungemein breite Straße bilden, zum Theil zerstreut umher liegen. Schon in Rio de Janeiro hatte man uns sehr viel von der Herren Beske und Freese erzählt und uns aufgefordert, es ja nicht zu unterlassen, beide zu besuchen. Herr Beske ist Naturforscher und lebt hier mit seiner Frau, die beinah so unterrichtet ist, wie er selbst. Wir unterhielten uns gar manche Stunde in ihrer lieben Gesellschaft; sie zeigten uns interessante Sammlungen von vierfüßigen Thieren, Vögeln, Schlangen, Insekten u. s. w., unter welch letzteren wir mehr des schönen und merkwürdigen sahen, als in Museum zu Rio de Janeiro. Herr Beske hat stets viele Bestellungen naturhistorischer Gegenstände nach Europa zu besorgen. — Herr Freese ist Vorsteher und Eigenthümer einer Erziehungsanstalt für Knaben, und zog es vor, sein Institut hier oben im kühleren Klima zu errichten, als unten in der heißen Stadt. Es war so gefällig, uns die ganze Einrichtung der Anstalt zu zeigen. Da wir ihn gegen Abend besuchten, waren die Lehrstunden bereits geschlossen; doch führte er uns alle seine Schüler vor, ließ sie einige Turnübungen machen und gab ihnen verschiedene Fragen über Geschichte, Geographie, Arithmetik u. s. w., die alle recht überlegt und richtig beantwortet wurden. Sein Institut zählt 60 Plätze, welche sämmtlich besetzt waren, obwohl für jeden jährlich 1000 Milreis bezahlt werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0088" n="81"/> 5. Oktbr. Das Städtchen Novo Friburgo oder Morroqueimado wurde vor ungefähr 15 Jahren gegründet, und zwar von französischen Schweizern und Deutschen. Es zählt noch nicht ganz 100 gemauerte Häuser, die zum größeren Theil eine ungemein breite Straße bilden, zum Theil zerstreut umher liegen.</p> <p> Schon in Rio de Janeiro hatte man uns sehr viel von der Herren Beske und Freese erzählt und uns aufgefordert, es ja nicht zu unterlassen, beide zu besuchen. Herr Beske ist Naturforscher und lebt hier mit seiner Frau, die beinah so unterrichtet ist, wie er selbst. Wir unterhielten uns gar manche Stunde in ihrer lieben Gesellschaft; sie zeigten uns interessante Sammlungen von vierfüßigen Thieren, Vögeln, Schlangen, Insekten u. s. w., unter welch letzteren wir mehr des schönen und merkwürdigen sahen, als in Museum zu Rio de Janeiro. Herr Beske hat stets viele Bestellungen naturhistorischer Gegenstände nach Europa zu besorgen. — Herr Freese ist Vorsteher und Eigenthümer einer Erziehungsanstalt für Knaben, und zog es vor, sein Institut hier oben im kühleren Klima zu errichten, als unten in der heißen Stadt. Es war so gefällig, uns die ganze Einrichtung der Anstalt zu zeigen. Da wir ihn gegen Abend besuchten, waren die Lehrstunden bereits geschlossen; doch führte er uns alle seine Schüler vor, ließ sie einige Turnübungen machen und gab ihnen verschiedene Fragen über Geschichte, Geographie, Arithmetik u. s. w., die alle recht überlegt und richtig beantwortet wurden. Sein Institut zählt 60 Plätze, welche sämmtlich besetzt waren, obwohl für jeden jährlich 1000 Milreis bezahlt werden.</p> </div> </body> </text> </TEI> [81/0088]
5. Oktbr. Das Städtchen Novo Friburgo oder Morroqueimado wurde vor ungefähr 15 Jahren gegründet, und zwar von französischen Schweizern und Deutschen. Es zählt noch nicht ganz 100 gemauerte Häuser, die zum größeren Theil eine ungemein breite Straße bilden, zum Theil zerstreut umher liegen.
Schon in Rio de Janeiro hatte man uns sehr viel von der Herren Beske und Freese erzählt und uns aufgefordert, es ja nicht zu unterlassen, beide zu besuchen. Herr Beske ist Naturforscher und lebt hier mit seiner Frau, die beinah so unterrichtet ist, wie er selbst. Wir unterhielten uns gar manche Stunde in ihrer lieben Gesellschaft; sie zeigten uns interessante Sammlungen von vierfüßigen Thieren, Vögeln, Schlangen, Insekten u. s. w., unter welch letzteren wir mehr des schönen und merkwürdigen sahen, als in Museum zu Rio de Janeiro. Herr Beske hat stets viele Bestellungen naturhistorischer Gegenstände nach Europa zu besorgen. — Herr Freese ist Vorsteher und Eigenthümer einer Erziehungsanstalt für Knaben, und zog es vor, sein Institut hier oben im kühleren Klima zu errichten, als unten in der heißen Stadt. Es war so gefällig, uns die ganze Einrichtung der Anstalt zu zeigen. Da wir ihn gegen Abend besuchten, waren die Lehrstunden bereits geschlossen; doch führte er uns alle seine Schüler vor, ließ sie einige Turnübungen machen und gab ihnen verschiedene Fragen über Geschichte, Geographie, Arithmetik u. s. w., die alle recht überlegt und richtig beantwortet wurden. Sein Institut zählt 60 Plätze, welche sämmtlich besetzt waren, obwohl für jeden jährlich 1000 Milreis bezahlt werden.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/88>, abgerufen am 23.07.2024. |