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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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Himmel wolkenlos ist, traten wir früh des Morgens unsere Wanderung an.

Die schöne Wasserleitung war bis an die Ursprungsquellen, die wir nach 1 1/2 Stunden erreichten, unsere Wegweiserin. Reizende Waldungen hüllten uns in das Dickicht ihres Schattens, so daß selbst die große Hitze, die im Laufe des Tages auf 38 Grad (in der Sonne) stieg, uns nicht sehr belästigte.

An der Quelle hielten wir an, und auf einen Wink Herrn Geigers erschien ein athletischer Neger, mit einem großen Korbe voll Lebensmittel beladen. -- Schnell war das Essen bereitet -- ein weißes Tuch wurde ausgebreitet, Speis und Trank darauf gestellt, -- Scherz und Laune würzten das Mahl, und gestärkt an Leib und Seele wurde die Wanderung fortgesetzt.

Der letzte Kegel des Berges machte uns einige Mühe; es ging steil hinan über kahle, heiße Felsenmassen. Dafür entfaltete sich aber ein Panorama vor unsern Augen, wie deren die Welt gewiß nur wenige zu bieten hat. Alles, was ich bei der Einfahrt in den Hafen gesehen hatte, lag vor meinen Blicken, aber aufgedeckter und ausgedehnter, und gar vieles kam noch hinzu. Man übersah die ganze Stadt, all die niedern Hügel, die sie bei der Einfahrt halb verdecken, die große Meeresbucht, die bis an das Orgelgebirge reicht,und auf der andern Seite das romantische Thal, in welchem der botanische Garten und viele schöne Landhäuser liegen.

Jedem, der nach Rio de Janeiro kommt, empfehle ich, selbst wenn er nur wenige Tage verweilen kann, diese

Himmel wolkenlos ist, traten wir früh des Morgens unsere Wanderung an.

Die schöne Wasserleitung war bis an die Ursprungsquellen, die wir nach 1 1/2 Stunden erreichten, unsere Wegweiserin. Reizende Waldungen hüllten uns in das Dickicht ihres Schattens, so daß selbst die große Hitze, die im Laufe des Tages auf 38 Grad (in der Sonne) stieg, uns nicht sehr belästigte.

An der Quelle hielten wir an, und auf einen Wink Herrn Geigers erschien ein athletischer Neger, mit einem großen Korbe voll Lebensmittel beladen. — Schnell war das Essen bereitet — ein weißes Tuch wurde ausgebreitet, Speis und Trank darauf gestellt, — Scherz und Laune würzten das Mahl, und gestärkt an Leib und Seele wurde die Wanderung fortgesetzt.

Der letzte Kegel des Berges machte uns einige Mühe; es ging steil hinan über kahle, heiße Felsenmassen. Dafür entfaltete sich aber ein Panorama vor unsern Augen, wie deren die Welt gewiß nur wenige zu bieten hat. Alles, was ich bei der Einfahrt in den Hafen gesehen hatte, lag vor meinen Blicken, aber aufgedeckter und ausgedehnter, und gar vieles kam noch hinzu. Man übersah die ganze Stadt, all die niedern Hügel, die sie bei der Einfahrt halb verdecken, die große Meeresbucht, die bis an das Orgelgebirge reicht,und auf der andern Seite das romantische Thal, in welchem der botanische Garten und viele schöne Landhäuser liegen.

Jedem, der nach Rio de Janeiro kommt, empfehle ich, selbst wenn er nur wenige Tage verweilen kann, diese

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[64/0071] Himmel wolkenlos ist, traten wir früh des Morgens unsere Wanderung an. Die schöne Wasserleitung war bis an die Ursprungsquellen, die wir nach 1 1/2 Stunden erreichten, unsere Wegweiserin. Reizende Waldungen hüllten uns in das Dickicht ihres Schattens, so daß selbst die große Hitze, die im Laufe des Tages auf 38 Grad (in der Sonne) stieg, uns nicht sehr belästigte. An der Quelle hielten wir an, und auf einen Wink Herrn Geigers erschien ein athletischer Neger, mit einem großen Korbe voll Lebensmittel beladen. — Schnell war das Essen bereitet — ein weißes Tuch wurde ausgebreitet, Speis und Trank darauf gestellt, — Scherz und Laune würzten das Mahl, und gestärkt an Leib und Seele wurde die Wanderung fortgesetzt. Der letzte Kegel des Berges machte uns einige Mühe; es ging steil hinan über kahle, heiße Felsenmassen. Dafür entfaltete sich aber ein Panorama vor unsern Augen, wie deren die Welt gewiß nur wenige zu bieten hat. Alles, was ich bei der Einfahrt in den Hafen gesehen hatte, lag vor meinen Blicken, aber aufgedeckter und ausgedehnter, und gar vieles kam noch hinzu. Man übersah die ganze Stadt, all die niedern Hügel, die sie bei der Einfahrt halb verdecken, die große Meeresbucht, die bis an das Orgelgebirge reicht,und auf der andern Seite das romantische Thal, in welchem der botanische Garten und viele schöne Landhäuser liegen. Jedem, der nach Rio de Janeiro kommt, empfehle ich, selbst wenn er nur wenige Tage verweilen kann, diese

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/71>, abgerufen am 23.11.2024.