Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

thürmten; in dem andern Theile standen die herrlichsten Fruchtbäume mitten in den üppigen Wiesengründen. Dieses romantische Thal ist auf drei Seiten von schönen Gebirgen umschlossen, die vierte Seite ist offen und gewährt den freien Anblick des Meeres.

Wir fanden in diesem Thale eine kleine Venda, in welcher wir uns mit Brod und Wein stärkten, worauf wir den Weg nach dem sogenannten "großen Wasserfalle" fortsetzten. Wir fanden den großen weniger überraschend als den kleinen. Ein ganz seichter Wasserstreifen zog sich über eine breite, aber nicht stark abfallende Felswand in mehreren Abtheilungen in das Thal hinab.

Nachdem wir das Thal durchschritten hatten, kamen wir nach dem Porto Massalu.-- Ausgehöhlte Baumstämme, die vor den wenigen Hütten in der Bucht lagen, verkündeten uns die Bewohner als Fischer. Wir mietheten eines dieser schönen Fahrzeuge, um die schmale Bucht zu übersetzen. Die Fahrt währte höchstens eine Viertelstunde, und dafür mußten wir als Fremdlinge 2000 Reis (2 fl. 14 kr. C.M.) zahlen.


Nun hieß es bald durch sandige Ebenen waten, bald auf schlechten Gebirgs Porto Massalu wegen auf- und abwärts klettern. Wir legten auf diese mühselige Art wohl drei Leguas zurück, bis wir auf die Spitze eines Gebirges gelangten, das sich als Scheidewand zweier mächtigen Thäler aufstellt. Diese Spitze nennt man die Boa Vista, und zwar mit vollem Rechte. Man überblickt beide Thäler mit den sie durchziehenden Gebirgsketten und Hügelreihen, sieht nebst andern hohen Bergen, den Corcovado und die "beiden Brüder", ferner die Hauptstadt, die sie umgebenden

thürmten; in dem andern Theile standen die herrlichsten Fruchtbäume mitten in den üppigen Wiesengründen. Dieses romantische Thal ist auf drei Seiten von schönen Gebirgen umschlossen, die vierte Seite ist offen und gewährt den freien Anblick des Meeres.

Wir fanden in diesem Thale eine kleine Venda, in welcher wir uns mit Brod und Wein stärkten, worauf wir den Weg nach dem sogenannten “großen Wasserfalle„ fortsetzten. Wir fanden den großen weniger überraschend als den kleinen. Ein ganz seichter Wasserstreifen zog sich über eine breite, aber nicht stark abfallende Felswand in mehreren Abtheilungen in das Thal hinab.

Nachdem wir das Thal durchschritten hatten, kamen wir nach dem Porto Massalu.— Ausgehöhlte Baumstämme, die vor den wenigen Hütten in der Bucht lagen, verkündeten uns die Bewohner als Fischer. Wir mietheten eines dieser schönen Fahrzeuge, um die schmale Bucht zu übersetzen. Die Fahrt währte höchstens eine Viertelstunde, und dafür mußten wir als Fremdlinge 2000 Reis (2 fl. 14 kr. C.M.) zahlen.


Nun hieß es bald durch sandige Ebenen waten, bald auf schlechten Gebirgs Porto Massalu wegen auf- und abwärts klettern. Wir legten auf diese mühselige Art wohl drei Leguas zurück, bis wir auf die Spitze eines Gebirges gelangten, das sich als Scheidewand zweier mächtigen Thäler aufstellt. Diese Spitze nennt man die Boa Vista, und zwar mit vollem Rechte. Man überblickt beide Thäler mit den sie durchziehenden Gebirgsketten und Hügelreihen, sieht nebst andern hohen Bergen, den Corcovado und die “beiden Brüder„, ferner die Hauptstadt, die sie umgebenden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0067" n="60"/>
thürmten; in dem andern Theile standen die herrlichsten Fruchtbäume mitten in den üppigen Wiesengründen. Dieses romantische Thal ist auf drei Seiten von schönen Gebirgen umschlossen, die vierte Seite ist offen und gewährt den freien Anblick des Meeres.</p>
          <p>   Wir fanden in diesem Thale eine kleine Venda, in welcher wir uns mit Brod und Wein stärkten, worauf wir den Weg nach dem sogenannten &#x201C;<hi rendition="#g">großen Wasserfalle</hi>&#x201E; fortsetzten. Wir fanden den großen weniger überraschend als den kleinen. Ein ganz seichter Wasserstreifen zog sich über eine breite, aber nicht stark abfallende Felswand in mehreren Abtheilungen in das Thal hinab.</p>
          <p>   Nachdem wir das Thal durchschritten hatten, kamen wir nach dem <hi rendition="#aq">Porto Massalu.</hi>&#x2014; Ausgehöhlte Baumstämme, die vor den wenigen Hütten in der Bucht lagen, verkündeten uns die Bewohner als Fischer. Wir mietheten eines dieser schönen Fahrzeuge, um die schmale Bucht zu übersetzen. Die Fahrt währte höchstens eine Viertelstunde, und dafür mußten wir als Fremdlinge 2000 Reis (2 fl. 14 kr. C.M.) zahlen.</p>
          <p><lb/>
Nun hieß es bald durch sandige Ebenen waten, bald auf schlechten Gebirgs Porto Massalu wegen auf- und abwärts klettern. Wir legten auf diese mühselige Art wohl drei Leguas zurück, bis wir auf die Spitze eines Gebirges gelangten, das sich als Scheidewand zweier mächtigen Thäler aufstellt. Diese Spitze nennt man die Boa Vista, und zwar mit vollem Rechte. Man überblickt beide Thäler mit den sie durchziehenden Gebirgsketten und Hügelreihen, sieht nebst andern hohen Bergen, den Corcovado und die &#x201C;<hi rendition="#g">beiden Brüder</hi>&#x201E;, ferner die Hauptstadt, die sie umgebenden
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0067] thürmten; in dem andern Theile standen die herrlichsten Fruchtbäume mitten in den üppigen Wiesengründen. Dieses romantische Thal ist auf drei Seiten von schönen Gebirgen umschlossen, die vierte Seite ist offen und gewährt den freien Anblick des Meeres. Wir fanden in diesem Thale eine kleine Venda, in welcher wir uns mit Brod und Wein stärkten, worauf wir den Weg nach dem sogenannten “großen Wasserfalle„ fortsetzten. Wir fanden den großen weniger überraschend als den kleinen. Ein ganz seichter Wasserstreifen zog sich über eine breite, aber nicht stark abfallende Felswand in mehreren Abtheilungen in das Thal hinab. Nachdem wir das Thal durchschritten hatten, kamen wir nach dem Porto Massalu.— Ausgehöhlte Baumstämme, die vor den wenigen Hütten in der Bucht lagen, verkündeten uns die Bewohner als Fischer. Wir mietheten eines dieser schönen Fahrzeuge, um die schmale Bucht zu übersetzen. Die Fahrt währte höchstens eine Viertelstunde, und dafür mußten wir als Fremdlinge 2000 Reis (2 fl. 14 kr. C.M.) zahlen. Nun hieß es bald durch sandige Ebenen waten, bald auf schlechten Gebirgs Porto Massalu wegen auf- und abwärts klettern. Wir legten auf diese mühselige Art wohl drei Leguas zurück, bis wir auf die Spitze eines Gebirges gelangten, das sich als Scheidewand zweier mächtigen Thäler aufstellt. Diese Spitze nennt man die Boa Vista, und zwar mit vollem Rechte. Man überblickt beide Thäler mit den sie durchziehenden Gebirgsketten und Hügelreihen, sieht nebst andern hohen Bergen, den Corcovado und die “beiden Brüder„, ferner die Hauptstadt, die sie umgebenden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/67
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/67>, abgerufen am 23.11.2024.