Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.und zwar nicht des Raubes oder Diebstahles halber, sondern aus Rache und Haß. Der Mörder verübt die That entweder selbst oder er läßt sie durch einen seiner Sclaven vollbringen, der sich für eine Kleinigkeit dazu bereit findet. Die Entdeckung der That braucht ihn, wenn er reich ist, nicht sehr zu beängstigen, da hier, wie man mir sagte, mit Geld Alles abzumachen und durchzusetzen ist. Ich sah in Rio de Janeiro einige Männer, von welchen man mir versicherte, daß sie nicht einen, sondern mehrere Morde entweder selbst verübt hätten oder verüben ließen. Sie gingen nicht nur frei umher, sondern wurden auch in jeder Gesellschaft empfangen. Zum Schlusse sei mir noch erlaubt, einige Worte an jene meiner Landsleute zu richten, die ihr Vaterland verlassen wollen, um an der fernen Küste Brasiliens ihr Glück zu suchen, -- einige Worte nur, denen ich aber wünsche, daß sie möglichst bekannt, möglichst verbreitet würden. Es gibt in Europa Leute, die um kein Haar besser sind als die afrikanischen Sclavenhändler, Leute, die den Armen allerlei vorspiegeln von dem reichen Amerika und seinen herrlichen Ländereien, von dem Ueberflusse an Naturprodukten daselbst und von dem Mangel an Arbeitern. Diesen Leuten ist aber wenig an dem Glücke der Armen gelegen, -- nein, sie besitzen Schiffe, die sie befrachten wollen, und nehmen dafür dem getäuschten Opfer die letzten Reste seines kleinen Vermögens ab. Während meines Hierseins kamen einige Schiffe mit solch' armen Auswanderern an; die Regierung hatte sie nicht gerufen, und gab ihnen daher keine Unterstützung, -- und zwar nicht des Raubes oder Diebstahles halber, sondern aus Rache und Haß. Der Mörder verübt die That entweder selbst oder er läßt sie durch einen seiner Sclaven vollbringen, der sich für eine Kleinigkeit dazu bereit findet. Die Entdeckung der That braucht ihn, wenn er reich ist, nicht sehr zu beängstigen, da hier, wie man mir sagte, mit Geld Alles abzumachen und durchzusetzen ist. Ich sah in Rio de Janeiro einige Männer, von welchen man mir versicherte, daß sie nicht einen, sondern mehrere Morde entweder selbst verübt hätten oder verüben ließen. Sie gingen nicht nur frei umher, sondern wurden auch in jeder Gesellschaft empfangen. Zum Schlusse sei mir noch erlaubt, einige Worte an jene meiner Landsleute zu richten, die ihr Vaterland verlassen wollen, um an der fernen Küste Brasiliens ihr Glück zu suchen, — einige Worte nur, denen ich aber wünsche, daß sie möglichst bekannt, möglichst verbreitet würden. Es gibt in Europa Leute, die um kein Haar besser sind als die afrikanischen Sclavenhändler, Leute, die den Armen allerlei vorspiegeln von dem reichen Amerika und seinen herrlichen Ländereien, von dem Ueberflusse an Naturprodukten daselbst und von dem Mangel an Arbeitern. Diesen Leuten ist aber wenig an dem Glücke der Armen gelegen, — nein, sie besitzen Schiffe, die sie befrachten wollen, und nehmen dafür dem getäuschten Opfer die letzten Reste seines kleinen Vermögens ab. Während meines Hierseins kamen einige Schiffe mit solch’ armen Auswanderern an; die Regierung hatte sie nicht gerufen, und gab ihnen daher keine Unterstützung, — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="55"/> und zwar nicht des Raubes oder Diebstahles halber, sondern aus Rache und Haß. Der Mörder verübt die That entweder selbst oder er läßt sie durch einen seiner Sclaven vollbringen, der sich für eine Kleinigkeit dazu bereit findet. Die Entdeckung der That braucht ihn, wenn er reich ist, nicht sehr zu beängstigen, da hier, wie man mir sagte, mit Geld Alles abzumachen und durchzusetzen ist. Ich sah in Rio de Janeiro einige Männer, von welchen man mir versicherte, daß sie nicht einen, sondern mehrere Morde entweder selbst verübt hätten oder verüben ließen. Sie gingen nicht nur frei umher, sondern wurden auch in jeder Gesellschaft empfangen.</p> <p> Zum Schlusse sei mir noch erlaubt, einige Worte an jene meiner Landsleute zu richten, die ihr Vaterland verlassen wollen, um an der fernen Küste Brasiliens ihr Glück zu suchen, — einige Worte nur, denen ich aber wünsche, daß sie möglichst bekannt, möglichst verbreitet würden.</p> <p> Es gibt in Europa Leute, die um kein Haar besser sind als die afrikanischen Sclavenhändler, Leute, die den Armen allerlei vorspiegeln von dem reichen Amerika und seinen herrlichen Ländereien, von dem Ueberflusse an Naturprodukten daselbst und von dem Mangel an Arbeitern. Diesen Leuten ist aber wenig an dem Glücke der Armen gelegen, — nein, sie besitzen Schiffe, die sie befrachten wollen, und nehmen dafür dem getäuschten Opfer die letzten Reste seines kleinen Vermögens ab.</p> <p> Während meines Hierseins kamen einige Schiffe mit solch’ armen Auswanderern an; die Regierung hatte sie nicht gerufen, und gab ihnen daher keine Unterstützung, — </p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0062]
und zwar nicht des Raubes oder Diebstahles halber, sondern aus Rache und Haß. Der Mörder verübt die That entweder selbst oder er läßt sie durch einen seiner Sclaven vollbringen, der sich für eine Kleinigkeit dazu bereit findet. Die Entdeckung der That braucht ihn, wenn er reich ist, nicht sehr zu beängstigen, da hier, wie man mir sagte, mit Geld Alles abzumachen und durchzusetzen ist. Ich sah in Rio de Janeiro einige Männer, von welchen man mir versicherte, daß sie nicht einen, sondern mehrere Morde entweder selbst verübt hätten oder verüben ließen. Sie gingen nicht nur frei umher, sondern wurden auch in jeder Gesellschaft empfangen.
Zum Schlusse sei mir noch erlaubt, einige Worte an jene meiner Landsleute zu richten, die ihr Vaterland verlassen wollen, um an der fernen Küste Brasiliens ihr Glück zu suchen, — einige Worte nur, denen ich aber wünsche, daß sie möglichst bekannt, möglichst verbreitet würden.
Es gibt in Europa Leute, die um kein Haar besser sind als die afrikanischen Sclavenhändler, Leute, die den Armen allerlei vorspiegeln von dem reichen Amerika und seinen herrlichen Ländereien, von dem Ueberflusse an Naturprodukten daselbst und von dem Mangel an Arbeitern. Diesen Leuten ist aber wenig an dem Glücke der Armen gelegen, — nein, sie besitzen Schiffe, die sie befrachten wollen, und nehmen dafür dem getäuschten Opfer die letzten Reste seines kleinen Vermögens ab.
Während meines Hierseins kamen einige Schiffe mit solch’ armen Auswanderern an; die Regierung hatte sie nicht gerufen, und gab ihnen daher keine Unterstützung, —
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/62>, abgerufen am 23.07.2024. |