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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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Sitten und Gebräuche lernte ich zu wenig kennen, um im Stande zu sein, ein geeignetes Urtheil darüber abzugeben, und ich darf mich daher nur auf einzelne Bemerkungen beschränken. Im Ganzen scheinen jene von den Europäischen wenig abzuweichen, denn die jetzigen Besitzer des Landes stammen ja von Portugal her, und so könnte man füglich die Brasilianer in das Amerikanische übersetzte Europäer nennen. Daß durch diese Uebersetzung manche Eigenschaften verlorgen gegangen, andere wieder hervorgetreten sind, ist wohl natürlich. Am stärksten tritt bei dem amerikanisch gewordenen Europäer die Sucht nach Geld hervor, die zur Leidenschaft wird und oft den furchtsamsten Weißen zum Helden macht, -- denn Heldenmuth gehört fürwahr dazu, als Pflanzer einer Plantage allein unter vielleicht hunderten von Sclaven zu leben, entfernt von jeder Hülfe, und mit der Aussicht, bei einem etwaigen Aufstande rettungslos verloren zu sein.

Diese erstaunliche Sucht nach Gewinn haben nicht blos die Männer, sie ist auch den Frauen eigen und wird durch eine hier übliche Sitte sehr begünstigt. In Folge dieser setzt der Mann seiner Frau nie ein sogenanntes Stecknadelgeld aus, sondern er schenkt ihr, je nach seinem Vermögen, einen oder mehrere männliche oder weibliche Sclaven, über die sie nach Willkür verfügen kann. Gewöhnlich läßt die Frau ihre Sclaven im Kochen, Nähen, Sticken, wohl auch in Handwerken unterrichten und vermiethet sie dann Tag-, Wochen- oder Monatweise*) an

*) Sie werden je nach ihren Dienstleistungen verschieden bezahlt. Das Gewöhnliche ist für eine gemeine Magd pr. Monat 5 -- 6 Milreis, für einen Koch 12 -- 20 Milreis, für eine Amme 20 -- 22, für einen geschickten Handwerker 25 -- 35 Milreis.

Sitten und Gebräuche lernte ich zu wenig kennen, um im Stande zu sein, ein geeignetes Urtheil darüber abzugeben, und ich darf mich daher nur auf einzelne Bemerkungen beschränken. Im Ganzen scheinen jene von den Europäischen wenig abzuweichen, denn die jetzigen Besitzer des Landes stammen ja von Portugal her, und so könnte man füglich die Brasilianer in das Amerikanische übersetzte Europäer nennen. Daß durch diese Uebersetzung manche Eigenschaften verlorgen gegangen, andere wieder hervorgetreten sind, ist wohl natürlich. Am stärksten tritt bei dem amerikanisch gewordenen Europäer die Sucht nach Geld hervor, die zur Leidenschaft wird und oft den furchtsamsten Weißen zum Helden macht, — denn Heldenmuth gehört fürwahr dazu, als Pflanzer einer Plantage allein unter vielleicht hunderten von Sclaven zu leben, entfernt von jeder Hülfe, und mit der Aussicht, bei einem etwaigen Aufstande rettungslos verloren zu sein.

Diese erstaunliche Sucht nach Gewinn haben nicht blos die Männer, sie ist auch den Frauen eigen und wird durch eine hier übliche Sitte sehr begünstigt. In Folge dieser setzt der Mann seiner Frau nie ein sogenanntes Stecknadelgeld aus, sondern er schenkt ihr, je nach seinem Vermögen, einen oder mehrere männliche oder weibliche Sclaven, über die sie nach Willkür verfügen kann. Gewöhnlich läßt die Frau ihre Sclaven im Kochen, Nähen, Sticken, wohl auch in Handwerken unterrichten und vermiethet sie dann Tag-, Wochen- oder Monatweise*) an

*) Sie werden je nach ihren Dienstleistungen verschieden bezahlt. Das Gewöhnliche ist für eine gemeine Magd pr. Monat 5 — 6 Milreis, für einen Koch 12 — 20 Milreis, für eine Amme 20 — 22, für einen geschickten Handwerker 25 — 35 Milreis.
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[53/0060] Sitten und Gebräuche lernte ich zu wenig kennen, um im Stande zu sein, ein geeignetes Urtheil darüber abzugeben, und ich darf mich daher nur auf einzelne Bemerkungen beschränken. Im Ganzen scheinen jene von den Europäischen wenig abzuweichen, denn die jetzigen Besitzer des Landes stammen ja von Portugal her, und so könnte man füglich die Brasilianer in das Amerikanische übersetzte Europäer nennen. Daß durch diese Uebersetzung manche Eigenschaften verlorgen gegangen, andere wieder hervorgetreten sind, ist wohl natürlich. Am stärksten tritt bei dem amerikanisch gewordenen Europäer die Sucht nach Geld hervor, die zur Leidenschaft wird und oft den furchtsamsten Weißen zum Helden macht, — denn Heldenmuth gehört fürwahr dazu, als Pflanzer einer Plantage allein unter vielleicht hunderten von Sclaven zu leben, entfernt von jeder Hülfe, und mit der Aussicht, bei einem etwaigen Aufstande rettungslos verloren zu sein. Diese erstaunliche Sucht nach Gewinn haben nicht blos die Männer, sie ist auch den Frauen eigen und wird durch eine hier übliche Sitte sehr begünstigt. In Folge dieser setzt der Mann seiner Frau nie ein sogenanntes Stecknadelgeld aus, sondern er schenkt ihr, je nach seinem Vermögen, einen oder mehrere männliche oder weibliche Sclaven, über die sie nach Willkür verfügen kann. Gewöhnlich läßt die Frau ihre Sclaven im Kochen, Nähen, Sticken, wohl auch in Handwerken unterrichten und vermiethet sie dann Tag-, Wochen- oder Monatweise *) an *) Sie werden je nach ihren Dienstleistungen verschieden bezahlt. Das Gewöhnliche ist für eine gemeine Magd pr. Monat 5 — 6 Milreis, für einen Koch 12 — 20 Milreis, für eine Amme 20 — 22, für einen geschickten Handwerker 25 — 35 Milreis.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/60>, abgerufen am 23.11.2024.