Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.der Zug wieder in derselben Ordnung zurück, und nun wurde die Kapelle dem Volke zum Besehen eröffnet. Auch mich zog die Neugierde hinein, und ich muß sagen, ich war überrascht von der Pracht und dem Geschmacke, mit welchem sie ausgestattet war. Kostbare Seiden- und Sammtstoffe, verziert mit Goldfransen, überkleideten die Wände, und reiche Teppiche bedeckten den Boden. In der Mitte des Schiffes, auf großen Tafeln, waren sämmtliche Prachtstücke des Kirchenschatzes zur Schau gestellt; -- da standen goldene und silberne Kannen, ungeheure Schüsseln, Teller und Becher, mit künstlichen Gravirungen oder getriebener oder durchbrochener Arbeit, -- wunderherrliche Krystallgefäße enthielten die schönsten Blumen, und schwere Armleuchter mit zahllosen Lichtern flimmerten dazwischen. Auf einer abgesonderten Tafel in der Nähe des Hauptaltares sah man all' die kostbaren Gefäße und Geräthschaften, welche bei der Taufe gebraucht worden waren, und in einer Seitenkapelle stand die Wiege der Prinzessin, die mit weißem Atlas überzogen und mit Goldtreffen garnirt war. Des Abends wurde die Stadt beleuchtet, oder besser gesagt "die öffentlichen Gebäude", denn von den Privat-Hausbesitzern wird es nicht bestimmt verlangt, und aus eigenem Antriebe thun sie es entweder gar nicht, oder stecken höchstens einige Laternen aus den Fenstern hinaus, -- eine Sache, die man sehr natürlich findet, wenn man weiß, daß solche Beleuchtungen 6 bis 8 Abende währen. Dagegen sind die öffentlichen Gebäude von oben bis unten mit unzähligen Lampen behangen, die ein ordentliches Feuermeer verbreiten. der Zug wieder in derselben Ordnung zurück, und nun wurde die Kapelle dem Volke zum Besehen eröffnet. Auch mich zog die Neugierde hinein, und ich muß sagen, ich war überrascht von der Pracht und dem Geschmacke, mit welchem sie ausgestattet war. Kostbare Seiden- und Sammtstoffe, verziert mit Goldfransen, überkleideten die Wände, und reiche Teppiche bedeckten den Boden. In der Mitte des Schiffes, auf großen Tafeln, waren sämmtliche Prachtstücke des Kirchenschatzes zur Schau gestellt; — da standen goldene und silberne Kannen, ungeheure Schüsseln, Teller und Becher, mit künstlichen Gravirungen oder getriebener oder durchbrochener Arbeit, — wunderherrliche Krystallgefäße enthielten die schönsten Blumen, und schwere Armleuchter mit zahllosen Lichtern flimmerten dazwischen. Auf einer abgesonderten Tafel in der Nähe des Hauptaltares sah man all’ die kostbaren Gefäße und Geräthschaften, welche bei der Taufe gebraucht worden waren, und in einer Seitenkapelle stand die Wiege der Prinzessin, die mit weißem Atlas überzogen und mit Goldtreffen garnirt war. Des Abends wurde die Stadt beleuchtet, oder besser gesagt „die öffentlichen Gebäude“, denn von den Privat-Hausbesitzern wird es nicht bestimmt verlangt, und aus eigenem Antriebe thun sie es entweder gar nicht, oder stecken höchstens einige Laternen aus den Fenstern hinaus, — eine Sache, die man sehr natürlich findet, wenn man weiß, daß solche Beleuchtungen 6 bis 8 Abende währen. Dagegen sind die öffentlichen Gebäude von oben bis unten mit unzähligen Lampen behangen, die ein ordentliches Feuermeer verbreiten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="46"/> der Zug wieder in derselben Ordnung zurück, und nun wurde die Kapelle dem Volke zum Besehen eröffnet. Auch mich zog die Neugierde hinein, und ich muß sagen, ich war überrascht von der Pracht und dem Geschmacke, mit welchem sie ausgestattet war. Kostbare Seiden- und Sammtstoffe, verziert mit Goldfransen, überkleideten die Wände, und reiche Teppiche bedeckten den Boden. In der Mitte des Schiffes, auf großen Tafeln, waren sämmtliche Prachtstücke des Kirchenschatzes zur Schau gestellt; — da standen goldene und silberne Kannen, ungeheure Schüsseln, Teller und Becher, mit künstlichen Gravirungen oder getriebener oder durchbrochener Arbeit, — wunderherrliche Krystallgefäße enthielten die schönsten Blumen, und schwere Armleuchter mit zahllosen Lichtern flimmerten dazwischen. Auf einer abgesonderten Tafel in der Nähe des Hauptaltares sah man all’ die kostbaren Gefäße und Geräthschaften, welche bei der Taufe gebraucht worden waren, und in einer Seitenkapelle stand die Wiege der Prinzessin, die mit weißem Atlas überzogen und mit Goldtreffen garnirt war.</p> <p> Des Abends wurde die Stadt beleuchtet, oder besser gesagt „<hi rendition="#g">die öffentlichen Gebäude</hi>“, denn von den Privat-Hausbesitzern wird es nicht bestimmt verlangt, und aus eigenem Antriebe thun sie es entweder gar nicht, oder stecken höchstens einige Laternen aus den Fenstern hinaus, — eine Sache, die man sehr natürlich findet, wenn man weiß, daß solche Beleuchtungen 6 bis 8 Abende währen. Dagegen sind die öffentlichen Gebäude von oben bis unten mit unzähligen Lampen behangen, die ein ordentliches Feuermeer verbreiten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0053]
der Zug wieder in derselben Ordnung zurück, und nun wurde die Kapelle dem Volke zum Besehen eröffnet. Auch mich zog die Neugierde hinein, und ich muß sagen, ich war überrascht von der Pracht und dem Geschmacke, mit welchem sie ausgestattet war. Kostbare Seiden- und Sammtstoffe, verziert mit Goldfransen, überkleideten die Wände, und reiche Teppiche bedeckten den Boden. In der Mitte des Schiffes, auf großen Tafeln, waren sämmtliche Prachtstücke des Kirchenschatzes zur Schau gestellt; — da standen goldene und silberne Kannen, ungeheure Schüsseln, Teller und Becher, mit künstlichen Gravirungen oder getriebener oder durchbrochener Arbeit, — wunderherrliche Krystallgefäße enthielten die schönsten Blumen, und schwere Armleuchter mit zahllosen Lichtern flimmerten dazwischen. Auf einer abgesonderten Tafel in der Nähe des Hauptaltares sah man all’ die kostbaren Gefäße und Geräthschaften, welche bei der Taufe gebraucht worden waren, und in einer Seitenkapelle stand die Wiege der Prinzessin, die mit weißem Atlas überzogen und mit Goldtreffen garnirt war.
Des Abends wurde die Stadt beleuchtet, oder besser gesagt „die öffentlichen Gebäude“, denn von den Privat-Hausbesitzern wird es nicht bestimmt verlangt, und aus eigenem Antriebe thun sie es entweder gar nicht, oder stecken höchstens einige Laternen aus den Fenstern hinaus, — eine Sache, die man sehr natürlich findet, wenn man weiß, daß solche Beleuchtungen 6 bis 8 Abende währen. Dagegen sind die öffentlichen Gebäude von oben bis unten mit unzähligen Lampen behangen, die ein ordentliches Feuermeer verbreiten.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/53>, abgerufen am 17.02.2025. |