Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Wagen, von prächtig geschirrten Ochsen gezogen. -- Dies Alles sind Erscheinungen, die reichlich entschädigen für das Häßliche, das man hie und da erschaut. Dagegen findet man im Innern Rio de Janeiro's nichts, das erfreuen und entschädigen kann, sondern überall tritt hier nur Ekelhaftes und Widerliches vor die Augen. Erst, nachdem ich manche Woche hier verbracht hatte, war ich in etwas an den Anblick der Schwarzen und Mulatten gewöhnt, und ich fand dann auch unter den jungen Negerinnen artige Gestalten, und unter den etwas dunkelgefärbten Brasilianerinnen und Portugiesinnen hübsche, ausdrucksvolle Gesichter; minder scheint die Gabe der Schönheit dem männlichen Geschlechte verliehen zu sein. Die Lebhaftigkeit auf den Straßen ist bei weitem nicht so groß, als man nach so vielen Beschreibungen vermuthen würde, und durchaus nicht mit jener in Neapel oder Messina zu vergleichen. Den meisten Lärm machen die lasttragenden Neger, und darunter besonders Jene, welche die Kaffeesäcke an Bord der Schiffe schleppen; sie stimmen dabei einen eintönigen Gesang an, der ihnen zum Takte dient, um gleichen Schritt zu halten, übrigens sehr widrig klingt; doch hat er das Gute, daß der Fußgänger dadurch aufmerksam gemacht wird, und bei Zeiten aus dem Wege gehen kann. In Brasilien werden alle schweren und unreinen Arbeiten in und außer dem Hause durch Schwarze verrichtet, die hier überhaupt die Stelle des niederen Volkes vertreten. Doch lernen auch viele Handwerke, und manche derselben sind dabei den geschicktesten Europäern gleichzustellen. Ich sah in den elegantesten Werkstätten Schwarze Wagen, von prächtig geschirrten Ochsen gezogen. — Dies Alles sind Erscheinungen, die reichlich entschädigen für das Häßliche, das man hie und da erschaut. Dagegen findet man im Innern Rio de Janeiro’s nichts, das erfreuen und entschädigen kann, sondern überall tritt hier nur Ekelhaftes und Widerliches vor die Augen. Erst, nachdem ich manche Woche hier verbracht hatte, war ich in etwas an den Anblick der Schwarzen und Mulatten gewöhnt, und ich fand dann auch unter den jungen Negerinnen artige Gestalten, und unter den etwas dunkelgefärbten Brasilianerinnen und Portugiesinnen hübsche, ausdrucksvolle Gesichter; minder scheint die Gabe der Schönheit dem männlichen Geschlechte verliehen zu sein. Die Lebhaftigkeit auf den Straßen ist bei weitem nicht so groß, als man nach so vielen Beschreibungen vermuthen würde, und durchaus nicht mit jener in Neapel oder Messina zu vergleichen. Den meisten Lärm machen die lasttragenden Neger, und darunter besonders Jene, welche die Kaffeesäcke an Bord der Schiffe schleppen; sie stimmen dabei einen eintönigen Gesang an, der ihnen zum Takte dient, um gleichen Schritt zu halten, übrigens sehr widrig klingt; doch hat er das Gute, daß der Fußgänger dadurch aufmerksam gemacht wird, und bei Zeiten aus dem Wege gehen kann. In Brasilien werden alle schweren und unreinen Arbeiten in und außer dem Hause durch Schwarze verrichtet, die hier überhaupt die Stelle des niederen Volkes vertreten. Doch lernen auch viele Handwerke, und manche derselben sind dabei den geschicktesten Europäern gleichzustellen. Ich sah in den elegantesten Werkstätten Schwarze <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="34"/> Wagen, von prächtig geschirrten Ochsen gezogen. — Dies Alles sind Erscheinungen, die reichlich entschädigen für das Häßliche, das man hie und da erschaut. Dagegen findet man im Innern Rio de Janeiro’s nichts, das erfreuen und entschädigen kann, sondern überall tritt hier nur Ekelhaftes und Widerliches vor die Augen.</p> <p> Erst, nachdem ich manche Woche hier verbracht hatte, war ich in etwas an den Anblick der Schwarzen und Mulatten gewöhnt, und ich fand dann auch unter den jungen Negerinnen artige Gestalten, und unter den etwas dunkelgefärbten Brasilianerinnen und Portugiesinnen hübsche, ausdrucksvolle Gesichter; minder scheint die Gabe der Schönheit dem männlichen Geschlechte verliehen zu sein.</p> <p> Die Lebhaftigkeit auf den Straßen ist bei weitem nicht so groß, als man nach so vielen Beschreibungen vermuthen würde, und durchaus nicht mit jener in Neapel oder Messina zu vergleichen. Den meisten Lärm machen die lasttragenden Neger, und darunter besonders Jene, welche die Kaffeesäcke an Bord der Schiffe schleppen; sie stimmen dabei einen eintönigen Gesang an, der ihnen zum Takte dient, um gleichen Schritt zu halten, übrigens sehr widrig klingt; doch hat er das Gute, daß der Fußgänger dadurch aufmerksam gemacht wird, und bei Zeiten aus dem Wege gehen kann.</p> <p> In Brasilien werden alle schweren und unreinen Arbeiten in und außer dem Hause durch Schwarze verrichtet, die hier überhaupt die Stelle des niederen Volkes vertreten. Doch lernen auch viele Handwerke, und manche derselben sind dabei den geschicktesten Europäern gleichzustellen. Ich sah in den elegantesten Werkstätten Schwarze </p> </div> </body> </text> </TEI> [34/0041]
Wagen, von prächtig geschirrten Ochsen gezogen. — Dies Alles sind Erscheinungen, die reichlich entschädigen für das Häßliche, das man hie und da erschaut. Dagegen findet man im Innern Rio de Janeiro’s nichts, das erfreuen und entschädigen kann, sondern überall tritt hier nur Ekelhaftes und Widerliches vor die Augen.
Erst, nachdem ich manche Woche hier verbracht hatte, war ich in etwas an den Anblick der Schwarzen und Mulatten gewöhnt, und ich fand dann auch unter den jungen Negerinnen artige Gestalten, und unter den etwas dunkelgefärbten Brasilianerinnen und Portugiesinnen hübsche, ausdrucksvolle Gesichter; minder scheint die Gabe der Schönheit dem männlichen Geschlechte verliehen zu sein.
Die Lebhaftigkeit auf den Straßen ist bei weitem nicht so groß, als man nach so vielen Beschreibungen vermuthen würde, und durchaus nicht mit jener in Neapel oder Messina zu vergleichen. Den meisten Lärm machen die lasttragenden Neger, und darunter besonders Jene, welche die Kaffeesäcke an Bord der Schiffe schleppen; sie stimmen dabei einen eintönigen Gesang an, der ihnen zum Takte dient, um gleichen Schritt zu halten, übrigens sehr widrig klingt; doch hat er das Gute, daß der Fußgänger dadurch aufmerksam gemacht wird, und bei Zeiten aus dem Wege gehen kann.
In Brasilien werden alle schweren und unreinen Arbeiten in und außer dem Hause durch Schwarze verrichtet, die hier überhaupt die Stelle des niederen Volkes vertreten. Doch lernen auch viele Handwerke, und manche derselben sind dabei den geschicktesten Europäern gleichzustellen. Ich sah in den elegantesten Werkstätten Schwarze
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/41 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/41>, abgerufen am 17.02.2025. |