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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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ihre Toilette ganz ungenirt vor aller Leute Augen machen. Ein Theil des Platzes ist von einer Mauer umfaßt, und wird als Fisch-, Obst-, Gemüse und Geflügel-Markt verwendet.

Von den übrigen Straßen sind noch die Rua Misericorda und Ouvidor die interessantesten, letztere enthält die reichsten und größten Waarenlager, doch darf man weder die schönen Auslagen europäischer Städte erwarten, noch findet man besonders viel Schönes oder Kostbares. Das einzige, was mich besonders anzog, waren die Blumen-Magazine, in welchen die herrlichsten Blumen, künstlich aus Vogelfedern, Fischschuppen und Käferflügeln verfertiget, zur Schau gestellt waren.

Unter den Plätzen ist der Largo do Rocio der schönste, der Largo St. Anna der größte. Auf ersterem, der auch stets ziemlich reinlich gehalten wird, stehen das Opernhaus, das Regierungsgebäude, die Polizei u. s. f. Von hier gehen auch die meisten Omnibus aus, welche die Stadt in allen Richtungen durchkreuzen.

Der letztere ist unter allen Plätzen der schmutzigste; als ich ihn das erstemal betrat, sah ich halbverweste Hunde und Katzen, -- ja selbst ein derartiges Maulthier darauf liegen. -- Ein Brunnen ist die einzige Zierde dieses Platzes, und beinah möcht' ich es vorziehen, diesen Brunnen hier auch nicht zu sehen, denn, da das Süßwasser in Rio de Janeiro eben nicht in Ueberfluß vorhanden ist, so schlägt die edle Wäscherzunft ihre Stätte auf, wo sich eben Wasser findet, und ganz besonders gerne, wo dabei auch gleich ein Platz zum Trocknen ist. Da wird also

ihre Toilette ganz ungenirt vor aller Leute Augen machen. Ein Theil des Platzes ist von einer Mauer umfaßt, und wird als Fisch-, Obst-, Gemüse und Geflügel-Markt verwendet.

Von den übrigen Straßen sind noch die Rua Misericorda und Ouvidor die interessantesten, letztere enthält die reichsten und größten Waarenlager, doch darf man weder die schönen Auslagen europäischer Städte erwarten, noch findet man besonders viel Schönes oder Kostbares. Das einzige, was mich besonders anzog, waren die Blumen-Magazine, in welchen die herrlichsten Blumen, künstlich aus Vogelfedern, Fischschuppen und Käferflügeln verfertiget, zur Schau gestellt waren.

Unter den Plätzen ist der Largo do Rocio der schönste, der Largo St. Anna der größte. Auf ersterem, der auch stets ziemlich reinlich gehalten wird, stehen das Opernhaus, das Regierungsgebäude, die Polizei u. s. f. Von hier gehen auch die meisten Omnibus aus, welche die Stadt in allen Richtungen durchkreuzen.

Der letztere ist unter allen Plätzen der schmutzigste; als ich ihn das erstemal betrat, sah ich halbverweste Hunde und Katzen, — ja selbst ein derartiges Maulthier darauf liegen. — Ein Brunnen ist die einzige Zierde dieses Platzes, und beinah möcht’ ich es vorziehen, diesen Brunnen hier auch nicht zu sehen, denn, da das Süßwasser in Rio de Janeiro eben nicht in Ueberfluß vorhanden ist, so schlägt die edle Wäscherzunft ihre Stätte auf, wo sich eben Wasser findet, und ganz besonders gerne, wo dabei auch gleich ein Platz zum Trocknen ist. Da wird also

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[31/0038] ihre Toilette ganz ungenirt vor aller Leute Augen machen. Ein Theil des Platzes ist von einer Mauer umfaßt, und wird als Fisch-, Obst-, Gemüse und Geflügel-Markt verwendet. Von den übrigen Straßen sind noch die Rua Misericorda und Ouvidor die interessantesten, letztere enthält die reichsten und größten Waarenlager, doch darf man weder die schönen Auslagen europäischer Städte erwarten, noch findet man besonders viel Schönes oder Kostbares. Das einzige, was mich besonders anzog, waren die Blumen-Magazine, in welchen die herrlichsten Blumen, künstlich aus Vogelfedern, Fischschuppen und Käferflügeln verfertiget, zur Schau gestellt waren. Unter den Plätzen ist der Largo do Rocio der schönste, der Largo St. Anna der größte. Auf ersterem, der auch stets ziemlich reinlich gehalten wird, stehen das Opernhaus, das Regierungsgebäude, die Polizei u. s. f. Von hier gehen auch die meisten Omnibus aus, welche die Stadt in allen Richtungen durchkreuzen. Der letztere ist unter allen Plätzen der schmutzigste; als ich ihn das erstemal betrat, sah ich halbverweste Hunde und Katzen, — ja selbst ein derartiges Maulthier darauf liegen. — Ein Brunnen ist die einzige Zierde dieses Platzes, und beinah möcht’ ich es vorziehen, diesen Brunnen hier auch nicht zu sehen, denn, da das Süßwasser in Rio de Janeiro eben nicht in Ueberfluß vorhanden ist, so schlägt die edle Wäscherzunft ihre Stätte auf, wo sich eben Wasser findet, und ganz besonders gerne, wo dabei auch gleich ein Platz zum Trocknen ist. Da wird also

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/38>, abgerufen am 23.11.2024.