Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.hatte für diese Feierlichkeit ein Paar Flaschen Champagner mitgenommen. Lustig flogen die Stöpfsel in die Luft, und ein fröhliches Lebehoch wurde der neuen Hemisphäre zugetrunken. Unter dem Schiffsvolke fand keine Feierlichkeit statt; es ist dieß auf den wenigsten Schiffen mehr gebräuchlich, da dergleichen Feste selten ohne Unordnung und Trunkenheit ablaufen. Unserm Schiffsjungen, der die Linie zum erstenmale passirte, konnten es aber die Matrosen doch nicht ganz schenken, und er wurde mit einigen Eimern Seewasser tüchtig getauft. Schon lange vor Erreichung der Linie hatten wir Reisende von all' den Leiden und Qualen gesprochen, die wir unter dem Aequator würden auszustehen haben. Jeder hatte irgend etwas Fürchterliches gelesen oder gehört, und theilte es den Andern mit. Der Eine erwartete Kopfschmerzen oder Magendrücken, der Zweite sah die Matrosen vor Mattigkeit dahin sinken, der Dritte fürchtete eine glühende Hitze, die nicht nur den Theer schmelzen*), sondern das ganze Schiff derart austrocknen werde, daß nur beständiges Begießen mit Wasser das Entzünden desselben werde verhüten können, der Vierte sah wieder alle Lebensmittel verderben und uns dem Hungertode nahe. Was mich nun selbst betraf, so freute ich mich schon außerordentlich auf die tragischen Erzählungen, die ich *) Zur Schmelzung des Theers in den Fugen des Schiffes, braucht die Hitze eben nicht sehr bedeutend zu sein; ich sah ihn schon bei 22 Graden in der Sonne weich werden und Blasen aufwerfen.
hatte für diese Feierlichkeit ein Paar Flaschen Champagner mitgenommen. Lustig flogen die Stöpfsel in die Luft, und ein fröhliches Lebehoch wurde der neuen Hemisphäre zugetrunken. Unter dem Schiffsvolke fand keine Feierlichkeit statt; es ist dieß auf den wenigsten Schiffen mehr gebräuchlich, da dergleichen Feste selten ohne Unordnung und Trunkenheit ablaufen. Unserm Schiffsjungen, der die Linie zum erstenmale passirte, konnten es aber die Matrosen doch nicht ganz schenken, und er wurde mit einigen Eimern Seewasser tüchtig getauft. Schon lange vor Erreichung der Linie hatten wir Reisende von all’ den Leiden und Qualen gesprochen, die wir unter dem Aequator würden auszustehen haben. Jeder hatte irgend etwas Fürchterliches gelesen oder gehört, und theilte es den Andern mit. Der Eine erwartete Kopfschmerzen oder Magendrücken, der Zweite sah die Matrosen vor Mattigkeit dahin sinken, der Dritte fürchtete eine glühende Hitze, die nicht nur den Theer schmelzen*), sondern das ganze Schiff derart austrocknen werde, daß nur beständiges Begießen mit Wasser das Entzünden desselben werde verhüten können, der Vierte sah wieder alle Lebensmittel verderben und uns dem Hungertode nahe. Was mich nun selbst betraf, so freute ich mich schon außerordentlich auf die tragischen Erzählungen, die ich *) Zur Schmelzung des Theers in den Fugen des Schiffes, braucht die Hitze eben nicht sehr bedeutend zu sein; ich sah ihn schon bei 22 Graden in der Sonne weich werden und Blasen aufwerfen.
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hatte für diese Feierlichkeit ein Paar Flaschen Champagner mitgenommen. Lustig flogen die Stöpfsel in die Luft, und ein fröhliches Lebehoch wurde der neuen Hemisphäre zugetrunken.
Unter dem Schiffsvolke fand keine Feierlichkeit statt; es ist dieß auf den wenigsten Schiffen mehr gebräuchlich, da dergleichen Feste selten ohne Unordnung und Trunkenheit ablaufen. Unserm Schiffsjungen, der die Linie zum erstenmale passirte, konnten es aber die Matrosen doch nicht ganz schenken, und er wurde mit einigen Eimern Seewasser tüchtig getauft.
Schon lange vor Erreichung der Linie hatten wir Reisende von all’ den Leiden und Qualen gesprochen, die wir unter dem Aequator würden auszustehen haben. Jeder hatte irgend etwas Fürchterliches gelesen oder gehört, und theilte es den Andern mit. Der Eine erwartete Kopfschmerzen oder Magendrücken, der Zweite sah die Matrosen vor Mattigkeit dahin sinken, der Dritte fürchtete eine glühende Hitze, die nicht nur den Theer schmelzen *), sondern das ganze Schiff derart austrocknen werde, daß nur beständiges Begießen mit Wasser das Entzünden desselben werde verhüten können, der Vierte sah wieder alle Lebensmittel verderben und uns dem Hungertode nahe.
Was mich nun selbst betraf, so freute ich mich schon außerordentlich auf die tragischen Erzählungen, die ich
*) Zur Schmelzung des Theers in den Fugen des Schiffes, braucht die Hitze eben nicht sehr bedeutend zu sein; ich sah ihn schon bei 22 Graden in der Sonne weich werden und Blasen aufwerfen.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/28>, abgerufen am 22.07.2024. |