Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.um die Mittagsstunde in Zenithe der Sonne, deren Strahlen so senkrecht herabfielen, daß kein Gegenstand den geringsten Schatten warf. Wir stellten Bücher, Stühle, uns selbst in die Sonne, und ergötzten uns ungemein an diesem seltsame Spiele -- Dank dem Zufalle, der uns zur rechten Zeit an den rechten Ort führte; -- wären wir zur selben Stunde nur Einen Grad näher oder entfernter gewesen, so würde die ganze Erscheinung für uns verloren gegangen sein. -- Unsere Lage war: 14 Grad 6 Minuten der Breite; -- ein Grad hat 60 Minuten; eine Minute ist gleich einer Seemeile. Das Messen mit dem Sextanten*) mußte unterbleiben, bis wir uns wieder einige Grade von dem Zenithe der Sonne entfernt hatten. 17. August. Ganze Schaaren von Springern (4 -- 5 Fuß lange Fische, zum Geschlechte der Delphine gehörig) tummelten um unser Schiff umher. Schnell wurde eine Harpune zurecht gemacht und eine Matrase damit auf das Bugsprit geschickt, um einen zu harpuniren. Entweder hatte der Bursche kein Glück oder er war in *) Der Sextant ist ein mathematisches Instrument, mittelst welchem berechnet wird, unter welchen Breiten- und Längengraden man sich befindet, und wie man in der Zeit steht. Nach ihm werden auch die Uhren gerichtet. Um die Breitengrade zu bestimmen, mißt man Mittags, aber nur wenn die Sonne scheint, denn sie ist unbedingt nöthig hiezu, weil nach dem Schatten, den sie auf die unten bemerkten Zahlen wirft, die Berechnung gemacht wird. Die Längengrade kann man Vor- oder Nachmittags messen, hiezu ist die Sonne nicht nöthig.
um die Mittagsstunde in Zenithe der Sonne, deren Strahlen so senkrecht herabfielen, daß kein Gegenstand den geringsten Schatten warf. Wir stellten Bücher, Stühle, uns selbst in die Sonne, und ergötzten uns ungemein an diesem seltsame Spiele — Dank dem Zufalle, der uns zur rechten Zeit an den rechten Ort führte; — wären wir zur selben Stunde nur Einen Grad näher oder entfernter gewesen, so würde die ganze Erscheinung für uns verloren gegangen sein. — Unsere Lage war: 14 Grad 6 Minuten der Breite; — ein Grad hat 60 Minuten; eine Minute ist gleich einer Seemeile. Das Messen mit dem Sextanten*) mußte unterbleiben, bis wir uns wieder einige Grade von dem Zenithe der Sonne entfernt hatten. 17. August. Ganze Schaaren von Springern (4 — 5 Fuß lange Fische, zum Geschlechte der Delphine gehörig) tummelten um unser Schiff umher. Schnell wurde eine Harpune zurecht gemacht und eine Matrase damit auf das Bugsprit geschickt, um einen zu harpuniren. Entweder hatte der Bursche kein Glück oder er war in *) Der Sextant ist ein mathematisches Instrument, mittelst welchem berechnet wird, unter welchen Breiten- und Längengraden man sich befindet, und wie man in der Zeit steht. Nach ihm werden auch die Uhren gerichtet. Um die Breitengrade zu bestimmen, mißt man Mittags, aber nur wenn die Sonne scheint, denn sie ist unbedingt nöthig hiezu, weil nach dem Schatten, den sie auf die unten bemerkten Zahlen wirft, die Berechnung gemacht wird. Die Längengrade kann man Vor- oder Nachmittags messen, hiezu ist die Sonne nicht nöthig.
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um die Mittagsstunde in Zenithe der Sonne, deren Strahlen so senkrecht herabfielen, daß kein Gegenstand den geringsten Schatten warf. Wir stellten Bücher, Stühle, uns selbst in die Sonne, und ergötzten uns ungemein an diesem seltsame Spiele — Dank dem Zufalle, der uns zur rechten Zeit an den rechten Ort führte; — wären wir zur selben Stunde nur Einen Grad näher oder entfernter gewesen, so würde die ganze Erscheinung für uns verloren gegangen sein. — Unsere Lage war: 14 Grad 6 Minuten der Breite; — ein Grad hat 60 Minuten; eine Minute ist gleich einer Seemeile.
Das Messen mit dem Sextanten *) mußte unterbleiben, bis wir uns wieder einige Grade von dem Zenithe der Sonne entfernt hatten.
17. August. Ganze Schaaren von Springern (4 — 5 Fuß lange Fische, zum Geschlechte der Delphine gehörig) tummelten um unser Schiff umher. Schnell wurde eine Harpune zurecht gemacht und eine Matrase damit auf das Bugsprit geschickt, um einen zu harpuniren. Entweder hatte der Bursche kein Glück oder er war in
*) Der Sextant ist ein mathematisches Instrument, mittelst welchem berechnet wird, unter welchen Breiten- und Längengraden man sich befindet, und wie man in der Zeit steht. Nach ihm werden auch die Uhren gerichtet. Um die Breitengrade zu bestimmen, mißt man Mittags, aber nur wenn die Sonne scheint, denn sie ist unbedingt nöthig hiezu, weil nach dem Schatten, den sie auf die unten bemerkten Zahlen wirft, die Berechnung gemacht wird. Die Längengrade kann man Vor- oder Nachmittags messen, hiezu ist die Sonne nicht nöthig.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/24>, abgerufen am 17.02.2025. |