Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.während der Sohn in der wohlgedeckten Hütte schlief. Am 5. Mai verließen wir Teipari mit leerem Magen. Der alte Tati wollte uns auf einer seiner Besitzungen, die zwei Stunden von hier entfernt lag, bewirthen. Als wir dort angekommen waren und die Steine für unser Mahl erhitzt wurden, kamen mehrere der Eingebornen aus den nahen Hütten herbei, um von dieser Kochgelegenheit Gebrauch zu machen. Sie brachten Fische, Stücke von Schweinefleisch, Brotfrüchte, Pisang's u. s. w. mit. Fische und Fleisch waren in große Blätter eingeschlagen. Für uns wurde nebst Brotfrucht und Fischen eine Seeschildkröte von vielleicht mehr denn zwanzig Pfund bereitet. Wir hielten die Mahlzeit in einer Hütte ab, wohin alsbald die ganze Nachbarschaft kam, sich etwas abseits von uns Hauptpersonen in verschiedenen Gruppen formirte und die mitgebrachten Gerichte verspeiste. Jeder hatte eine Cocosschaale voll Miti vor sich, worein er jeden Bissen warf; derselbe wurde dann mit der Hand wieder herausgefischt und am Ende des Mahles der Rest ausgetrunken. Uns hatte man frisch gepflückte, angebohrte Cocosnüsse vorgesetzt, deren jede gewiß über einen Schoppen reines, süßschmeckendes Wasser enthielt. Man nennt dieses Wasser bei uns fälschlich "Milch"; es wird aber erst dick und milchweiß, wenn die Nuß schon ganz alt ist, in welchem Zustande sie hier nicht mehr genossen wird. Der Tati sammt Familie blieb hier zurück und wir setzten unser Weg nach Papara (1 Stunde) zu Fuße fort. Der Weg war allerliebst; er führte meist durch dichte Haine von Fruchtbäumen, nur durfte man nicht wasserscheu während der Sohn in der wohlgedeckten Hütte schlief. Am 5. Mai verließen wir Teipari mit leerem Magen. Der alte Tati wollte uns auf einer seiner Besitzungen, die zwei Stunden von hier entfernt lag, bewirthen. Als wir dort angekommen waren und die Steine für unser Mahl erhitzt wurden, kamen mehrere der Eingebornen aus den nahen Hütten herbei, um von dieser Kochgelegenheit Gebrauch zu machen. Sie brachten Fische, Stücke von Schweinefleisch, Brotfrüchte, Pisang’s u. s. w. mit. Fische und Fleisch waren in große Blätter eingeschlagen. Für uns wurde nebst Brotfrucht und Fischen eine Seeschildkröte von vielleicht mehr denn zwanzig Pfund bereitet. Wir hielten die Mahlzeit in einer Hütte ab, wohin alsbald die ganze Nachbarschaft kam, sich etwas abseits von uns Hauptpersonen in verschiedenen Gruppen formirte und die mitgebrachten Gerichte verspeiste. Jeder hatte eine Cocosschaale voll Miti vor sich, worein er jeden Bissen warf; derselbe wurde dann mit der Hand wieder herausgefischt und am Ende des Mahles der Rest ausgetrunken. Uns hatte man frisch gepflückte, angebohrte Cocosnüsse vorgesetzt, deren jede gewiß über einen Schoppen reines, süßschmeckendes Wasser enthielt. Man nennt dieses Wasser bei uns fälschlich „Milch“; es wird aber erst dick und milchweiß, wenn die Nuß schon ganz alt ist, in welchem Zustande sie hier nicht mehr genossen wird. Der Tati sammt Familie blieb hier zurück und wir setzten unser Weg nach Papara (1 Stunde) zu Fuße fort. Der Weg war allerliebst; er führte meist durch dichte Haine von Fruchtbäumen, nur durfte man nicht wasserscheu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0176" n="169"/> während der Sohn in der wohlgedeckten Hütte schlief.</p> <p> Am 5. Mai verließen wir Teipari mit leerem Magen. Der alte Tati wollte uns auf einer seiner Besitzungen, die zwei Stunden von hier entfernt lag, bewirthen.</p> <p> Als wir dort angekommen waren und die Steine für unser Mahl erhitzt wurden, kamen mehrere der Eingebornen aus den nahen Hütten herbei, um von dieser Kochgelegenheit Gebrauch zu machen. Sie brachten Fische, Stücke von Schweinefleisch, Brotfrüchte, Pisang’s u. s. w. mit. Fische und Fleisch waren in große Blätter eingeschlagen. Für uns wurde nebst Brotfrucht und Fischen eine Seeschildkröte von vielleicht mehr denn zwanzig Pfund bereitet. Wir hielten die Mahlzeit in einer Hütte ab, wohin alsbald die ganze Nachbarschaft kam, sich etwas abseits von uns Hauptpersonen in verschiedenen Gruppen formirte und die mitgebrachten Gerichte verspeiste. Jeder hatte eine Cocosschaale voll Miti vor sich, worein er jeden Bissen warf; derselbe wurde dann mit der Hand wieder herausgefischt und am Ende des Mahles der Rest ausgetrunken. Uns hatte man frisch gepflückte, angebohrte Cocosnüsse vorgesetzt, deren jede gewiß über einen Schoppen reines, süßschmeckendes Wasser enthielt. Man nennt dieses Wasser bei uns fälschlich „Milch“; es wird aber erst dick und milchweiß, wenn die Nuß schon ganz alt ist, in welchem Zustande sie hier nicht mehr genossen wird.</p> <p> Der Tati sammt Familie blieb hier zurück und wir setzten unser Weg nach <hi rendition="#aq">Papara</hi> (1 Stunde) zu Fuße fort. Der Weg war allerliebst; er führte meist durch dichte Haine von Fruchtbäumen, nur durfte man nicht wasserscheu </p> </div> </body> </text> </TEI> [169/0176]
während der Sohn in der wohlgedeckten Hütte schlief.
Am 5. Mai verließen wir Teipari mit leerem Magen. Der alte Tati wollte uns auf einer seiner Besitzungen, die zwei Stunden von hier entfernt lag, bewirthen.
Als wir dort angekommen waren und die Steine für unser Mahl erhitzt wurden, kamen mehrere der Eingebornen aus den nahen Hütten herbei, um von dieser Kochgelegenheit Gebrauch zu machen. Sie brachten Fische, Stücke von Schweinefleisch, Brotfrüchte, Pisang’s u. s. w. mit. Fische und Fleisch waren in große Blätter eingeschlagen. Für uns wurde nebst Brotfrucht und Fischen eine Seeschildkröte von vielleicht mehr denn zwanzig Pfund bereitet. Wir hielten die Mahlzeit in einer Hütte ab, wohin alsbald die ganze Nachbarschaft kam, sich etwas abseits von uns Hauptpersonen in verschiedenen Gruppen formirte und die mitgebrachten Gerichte verspeiste. Jeder hatte eine Cocosschaale voll Miti vor sich, worein er jeden Bissen warf; derselbe wurde dann mit der Hand wieder herausgefischt und am Ende des Mahles der Rest ausgetrunken. Uns hatte man frisch gepflückte, angebohrte Cocosnüsse vorgesetzt, deren jede gewiß über einen Schoppen reines, süßschmeckendes Wasser enthielt. Man nennt dieses Wasser bei uns fälschlich „Milch“; es wird aber erst dick und milchweiß, wenn die Nuß schon ganz alt ist, in welchem Zustande sie hier nicht mehr genossen wird.
Der Tati sammt Familie blieb hier zurück und wir setzten unser Weg nach Papara (1 Stunde) zu Fuße fort. Der Weg war allerliebst; er führte meist durch dichte Haine von Fruchtbäumen, nur durfte man nicht wasserscheu
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/176>, abgerufen am 16.07.2024. |